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Vor Zweitliga-Auftakt

KSC-Trainer Alois Schwartz: "Die Saison wird knallhart"

Alois Schwartz blickt von einer der VIP-Logen hoch oben im Wildparkstadion hinunter auf die Baustelle. Die provisorische Nordtribüne ist nun vollständig, das Cabrio-Pendant auf der Südseite steht. Der Trainer des Karlsruher SC stellt sich im BNN-Interview.

Der KSC-Trainer Alois Schwartz ist mit der Vorbereitung zufrieden
Der KSC-Trainer Alois Schwartz ist mit der Vorbereitung zufrieden Foto: GES

Alois Schwartz blickt von einer der VIP-Logen hoch oben im Wildparkstadion hinunter auf die Baustelle. Die Sicht ist frei auf den Adenauerring, wo der Morgenverkehr vorbei fließt. Die provisorische Nordtribüne ist nun vollständig, das Cabrio-Pendant auf der Südseite steht. Der Trainer des Karlsruher SC bekommt den gewünschten Kaffee und stellt sich dann den Fragen unseres Redaktionsmitglieds René Dankert vor dem Saisonstart des Aufsteigers am Sonntag (15.30 Uhr) beim SV Wehen Wiesbaden.

Herr Schwartz, emotionalisiert es Sie, auf die Wildpark-Baustelle hinunter zu schauen und das einstmals so vertraute Stadion im Umbruch zu erleben?

Schwartz: Sicher tut es das. Es bewegt sich was. Das ist wichtig für den Verein, dass es nach vorne geht. Wenn man nur die Traditionsvereine nimmt, so ist der KSC hinter vielen anderen. Man muss sich von der ganzen Infrastruktur her besser aufstellen, um wieder auf Strecke konkurrenzfähig zu sein.

Wie resümieren Sie die Vorbereitungswochen mit der Mannschaft?

Schwartz: Die Vorbereitung war sehr ordentlich. Das Trainingslager: sehr gut. Die Testspiele haben mir viel Freude gemacht. Vor allem hat mich gefreut, dass die Mannschaft in den Ferien ihre Hausaufgaben gemacht hat und alle Spieler bei ihrer Rückkehr physisch relativ weit waren. Die Neuzugänge haben sich relativ schnell integriert. Wir sind schon wieder eine Mannschaft. Und darauf wird es wieder ankommen.

Und außerdem?

Schwartz : Sie kennen mein Credo: „Stärke Deine Stärken.“ Ich hoffe, dass wir bei Standards noch besser werden, im Umschaltspiel nach vorne.  Wir fühlen uns gerüstet. Aber, klar: Vorbereitung ist etwas anderes als die Runde.

Zwei, maximal drei Zugänge werden am Sonntag in Ihrer Startelf stehen ...

Schwartz : ... ob das zwei, drei oder vier Neue sein werden: Wichtig ist, dass wir überhaupt mehr Auswahl haben. Wir haben Qualität und meiner Meinung nach auch Charakter hinzubekommen.

Fröde ist bei Ihnen ein Fixpunkt?

Schwartz : Lukas ist sehr lauf- und zweikampfstark, gewinnt fast jedes Kopfballduell. Er wird das Ganze vor der Abwehr noch mehr stabilisieren. Ich denke, wir haben eine gute Wahl getroffen.

Was spräche für Grozurek statt Camoglu am rechten Flügel?

Schwartz : Erst einmal müssen wir schauen, ob Burak kann. Er hat jetzt zumindest wieder schmerzfrei trainiert und hat den Vorteil, dass er eingespielt ist, er kennt die Laufwege und ist ein belebendes Element. Grozurek ist ein Spielertyp, der sehr, sehr ballsicher ist, der aber auch eine gute Abschlussqualität hat. Er muss sich aber auch erst an unser laufintensives Spiel gewöhnen. Das sieht man, wenn Lorenz und Camoglu spielen, welche Intensität und Lauffreude da angesagt sind.

Sie scheinen dazu zu tendieren, Philipp Hofmann mit Marvin Pourié stürmen zu lassen. Wie aber gehen Sie generell mit der Situation um, viele Optionen für die Besetzung der vorderen Linie zu haben?

Schwartz : Ich wollte vorne flexibler sein, mehr Qualität haben. In dieser Liga muss viel gelaufen werden, gerade ein Aufsteiger muss das. Das muss vorne anfangen. Da brauchen wir unterschiedliche Elemente. Kleine, wendige Spieler. Oder: schlaue und technisch starke. Wir haben Möglichkeiten: Gerade wenn man Pourié nimmt, der vieles verkörpert. Er paart Schnelligkeit mit Robustheit, ist einer, der auch dem Gegner mal weh tun kann. Oder ein Hofmann, der die Bälle gut halten kann, der robust ist – auch beim Standardspiel. Marco Djuricin: ein Typ, der immer unterwegs ist, in die Tiefe geht, Räume schafft. Und mit Anton Fink einen, der, wie gesagt, schlau spielt, der weiß, in welchen Räumen er sich aufhalten kann, der die Bälle verteilen und auch mal selbst zum Abschluss kommen kann.

Immer wieder gibt es Gerüchte um Abgangsgelüste bei Marvin Pourié. Wie verbindlich ist es aus Ihrer Sicht, dass Sie mit dem jetzt aufgestellten Kader auch nach dem Ende der Transferperiode dastehen werden?

Schwartz : Mit Verbindlichkeit ist das so eine Sache. Man sah das letztes Jahr. Da ging Florent Muslija Ende August nach Hannover, obwohl wir das Ziel hatten aufzusteigen. Es ging – wirtschaftlich bedingt – einer unserer besten Spieler. Man muss beide Seiten sehen.

Was ist drin in der neuen Saison?

Schwartz : Wir haben uns etwas erarbeitet, und damit gehen wir demütig um. Wenn man sieht, wie schnell es eine Liga tiefer geht und wie hart es ist, dort wieder herauszukommen, tut auch unser Umfeld gut daran, das Ganze etwas demütig zu betrachten. Wichtig wird sein, dass wir alle zusammenhalten. Wir sind zusammen aufgestiegen und haben eine super Unterstützung von den Fans gehabt. Die Saison wird knallhart. Da braucht es auch mal die nötige Geduld und Unterstützung. Aber ich bin mir darüber im Klaren, dass wir immer eine gewisse Unzufriedenheit im Umfeld haben werden, wenn es nicht so läuft. Wir werden auf jeden Fall versuchen, eine Mannschaft auf den Platz zu kriegen, die alles dafür gibt, die Spiele zu gewinnen, um auch noch nächstes Jahr in dieser Liga zu bleiben.

Sie waren am Sonntag in Wiesbaden, haben die Generalprobe des SVWW gegen Boavista Porto verfolgt. Welche atmosphärischen und welche sportlichen Eindrücke nahmen Sie von deren Baustelle mit?

Schwartz : Die Gegengerade fehlt. Das haben wir in einigen Wochen genauso, nur in größerer Dimension. In Wiesbaden gehen für die Zeit des Umbaus nur 9 000 Zuschauer rein. Aber wir wissen auch, dass wir da etwas gutzumachen haben, denn wir haben letztes Jahr unsere beiden Spiele gegen sie verloren. Wir sind gut gerüstet.

Vor wenigen Monaten gab’s da den Knall zwischen Ihnen und Rüdiger Rehm. Rehm soll Ihnen „Halt die Fresse“ zugerufen haben. Hatten Sie schon einen Friedensgipfel?

Schwartz : Ach was. Ich kenne den Rüdiger schon lange. Er hat ja noch gekickt, da war ich schon Trainer. Er ist eben ein sehr emotionaler Typ. Ich habe kein Problem damit, ihm die Hand zu geben.

Die Zweite Liga bekommt den Videobeweis. Wie stehen Sie dazu und erwarten Sie nicht noch mehr Diskussionen?

Schwartz : Diskussionsstoff wird es immer geben im Fußball. Ich war am Montag bei einem Workshop in Köln und habe mir das mal angeguckt, war im berühmten Keller gestanden. Es ist toll, was die da machen, in welchem Tempo die Zeitlupen aufbauen. Trotzdem sind gerade Handspielbewertungen immer auch subjektiv. Am Montag waren da viele Experten aus dem Fußball versammelt und hatten zu ein und derselben Szene verschiedene Wahrnehmungen. Man sieht, wie schwierig das ist.

Die Zweite Liga hat durch viele prominente Namen besonderen Reiz. Wen erwarten Sie vorne?

Schwartz : Es gibt vier Größen, die einen dickeren Geldbeutel haben als alle anderen. Der HSV, der VfB Stuttgart, Hannover 96 und der 1. FC Nürnberg werden um die begehrten Plätze spielen. Dazu kommt eine Überraschung, denken Sie nur zuletzt an den SC Paderborn und den 1. FC Heidenheim. Von Platz sechs bis 18 werden viele drum streiten. Da wird es nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre sehr ausgeglichen zugehen.

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