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Fans sind gespannt

Müller gegen Wellenreuther: KSC vor dem Showdown

Mit Martin Müller gibt es plötzlich einen Gegenkandidaten zu KSC-Präsident Ingo Wellenreuther. Schon wird über einen drohenden Kontrollverlust spekuliert – und mögliche Verbindungen in die Karlsruher Stadtpolitik.

Martin Müller (links) und Ingo Wellenreuther (rechts) bei einer gemeinsamen Pressekonferenz im Juli.
Martin Müller (links) und Ingo Wellenreuther (rechts) bei einer gemeinsamen Pressekonferenz im Juli. Foto: imago

Es tut sich was beim KSC: Vor der  Mitgliederversammlung in der zweiten Oktoberwoche gibt es in Martin Müller plötzlich einen Gegenkandidaten zu Präsident Ingo Wellenreuther. Und auch im Verwaltungsrat deutet sich Bewegung an. Die Fans schauen mit Spannung auf den Showdown, der mehr als einen Querverweis zur Karlsruher Stadtpolitik enthält.

Als Fan des Karlsruher SC sieht Marco Fuchs einen spannenden Oktober kommen. Da wäre das anspruchsvolle sportliche Programm seines Leib- und Magenclubs: Es sieht für Freitag die Flutlichtpartie in Darmstadt und dann, im Anschluss an die Länderspielpause, Treffen mit dem VfL Bochum und Hannover 96 vor. Knifflig.

Besonders gespannt schaut Fuchs, Vorsitzender des Fandachverbandes „Supporters“, aber auf nächsten Montag. Dann wird sich die Fanszene des Fußball-Zweitligisten ein Bild von den Inhalten machen, welche die Anwärter für Ämter im Präsidium und im Verwaltungsrat zum Treffen mitbringen.

Showdown am 12. Oktober

Die „Supporters“-Veranstaltung im Fanzelt neben dem Clubhaus wird dann den amtierenden Clubchef Ingo Wellenreuther und seinen Herausforderer Martin Müller im Mittelpunkt sehen. Schon fünf Tage später wird es in der Messe Karlsruhe bei der Ordentlichen Mitgliederversammlung des Vereins zum Showdown zwischen den beiden kommen.

Fuchs versichert: „Wir treffen zunächst keine Festlegung und warten diese Infoveranstaltung ab“, erklärt er. Die Fans begrüßen es, „dass es endlich wieder mehr Kandidaten als zu vergebende Ämter gibt“. So könne „der KSC vielleicht seine Lethargie aus Alternativlosigkeit ablegen“, hofft Fuchs.

Nach Auskunft des KSC-Wahlausschussvorsitzenden Sathia Lorenz hatten sich kurz vor Ablauf der Bewerbungsfrist die beiden bekannten Kandidaten für das Präsidentenamt und vier Bewerber für die beiden Vize-Posten beworben. Daneben gibt es zehn Kandidaten für den siebenköpfigen Verwaltungsrat, in dem Müllers Sitz frei wird.

Mit Thomas H. Hock, Karlsruher FDP-Stadtrat, tauchte nun ein weiterer Name auf, der in den Rat will. Am Samstag erwartet der Wahlausschuss alle Bewerber zum Eignungstest.

Siebenstelliges Minus im abgelaufenen Geschäftsjahr

Neben den bisherigen Vizepräsidenten Günter Pilarsky und Holger Siegmund-Schultze werden Kai Gruber (Dartsabteilung) und Müller-Sympathisant Edgar Schmitt kandidieren . Die Kandidatur des populären „Euro Eddie“ und die Aussage des wichtigen Kreditgebers Pilarsky, sein Engagement nicht mehr mit Wellenreuthers Wiederwahl zu verknüpfen, haben das KSC-Umfeld aufgerüttelt.

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Wirft seinen Hut in den Ring: Martin Müller Foto: BNN

Müller könnte Protestwähler mobilisieren, die unzufrieden sind mit dem Führungsstil des polarisierenden Wellenreuther und sich doch mit Blick auf die bedenkliche wirtschaftliche Lage des Vereins bislang zuverlässig stumm verhielten – aus Furcht, Pilarsky zu verprellen.

Das Geschäftsjahr 2018/2019 (30. Juni 2019) weist nach Informationen dieser Zeitung ein siebenstelliges Minus im Ergebnis aus. Die Dritte Liga war nicht spurenlos.

Wellenreuther hat seine Energien für den KSC immer auch stark auf den Stadionbau projiziert. So wäre es von einer gewissen menschlichen Tragik, würde er den Vorsitz verlieren, da die Bagger tatsächlich ihr Werk verrichten. Doch der Bundestagsabgeordnete versteht sich erwiesenermaßen darauf, Mehrheiten zu organisieren.

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Am Dienstag in München: KSC-Granden beim Bier: Günter Pilarsky und Ingo Wellenreuther bei einem fröhlichen bajuwarischen Abend auf der Wiesn. Foto: privat

Am Dienstag betonte er die Normalität: Mit Pilarsky und der sportlichen Leitung brach er zum Münchner Oktoberfest auf, wo man einen fröhlichen bajuwarischen Abend miteinander verbrachte, wie ein Foto zeigt, das dort entstand.

Die Fanszene jault auf

Vor der Abfahrt lächelte der KSC-Chef im Wildpark Reportern entgegen. Wie überrascht er von der Entwicklung sei? „Gar nicht. Das ist Demokratie. Die Mitglieder entscheiden, und wir akzeptieren jedes Votum.“ Dass Pilarsky neutral sein will? „Das Normalste von der Welt“, meinte der CDU-Mann. Natürlich weiß er, dass sich eine Flanke öffnet, die stets zu war.

Die Reaktionen unter Beobachtern waren unterschiedlich. „Ich begrüße es, dass die Mitglieder eine Wahl haben“, sagte Rolf Dohmen, der vor einem Jahr ja der erste war, der als Herausforderer auftauchte. Die Kandidatur des früheren Sportdirektors scheiterte an der Formalie, dass ihm die erforderliche dreijährige ununterbrochene Mitgliedschaft im Verein fehlte. „Ich stehe künftig aber bereit“, sagte er.

Nun traut sich ein anderer, den seit 2010 amtierenden Wellenreuther zu fordern . Müller begleiten der Respekt der Leute gleichermaßen wie Skepsis. Skepsis, weil er im Mai auf der SPD-Liste zur Gemeinderatswahl stand. Wäre Müller am Ende ein KSC-Präsident von Gnaden des Parteifreunds Frank Mentrup? Karlsruhes OB und Wellenreuther haben sich im Stadionbauprojekt aneinander aufgerieben. Die Fanszene jaulte auf. „Die Stadt zu verklagen, trifft auf unser Unverständnis. Das hätte man anders lösen können“, sagt Fuchs.

Droht dem KSC am Ende ein Kontrollverlust?

Müller lacht über die Nachrede, Mentrup-Freund zu sein. Auch er habe mit dem OB Sträuße ausgefochten. Dies als Chef der GEM Ingenieurgesellschaft, die 2014 in der Nordstadt ins elf Hektar große C-Areal investierte. Danach hatte Müller Ärger mit der Stadt wegen verzögerter Abläufe des Stadtentwicklungsprojekts.

Auch die Nähe zur CG Gruppe seines Freundes Christoph Gröner und Fantasien über die Absichten des „Top-Sponsors“ bewegt Beobachter. Die CG Gruppe AG ist Mehrheitsgesellschafter der GEM. Droht dem ausgegliederten KSC am Ende ein Kontrollverlust? Gröner ließ nun mitteilen, „dass die CG Gruppe AG ihr auf mindestens fünf Jahre angelegtes Engagement beim Karlsruher SC unabhängig von der personellen Besetzung der Vereinsgremien zugesagt hat“. Ist Schmutzwäsche zu erwarten? „Wenn es die Wahrheit ist, habe ich kein Stress damit“, sagt Müller.

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