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Mehr als 400 Besucher

Legenden auf der Leinwand: Das LoL-Public Viewing in Karlsruhe

Das Finale der League of Legends-Weltmeisterschaft lockt weltweit Millionen Menschen vor die Bildschirme - und ins Karlsruher Universum-Kino, wo am Sonntag mehr als 400 Besucher beim Public Viewing mit dabei waren. Wer sich nicht mit E-Sports auskennt, betritt eine fremde Welt - und entdeckt viel Bekanntes.

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Rund 150 Fantasy-Figuren kämpfen in "League of Legends" auf dem virtuellen Schlachtfeld. Mit dabei: Kayn, Lucian, Annie, Lux und Ekko (von links). Foto: Riot Games

Die vielen Menschen, die am Sonntagmittag vor dem Universum-Kino in Karlsruhe stehen, warten nicht auf die Premiere des neuesten Blockbuster-Streifens – auch wenn es so aussieht. Sonntag ist Finaltag – und im Kino ist Public Viewing angesagt.

Zwei Säle haben die Organisatoren vom KIT angemietet, und sie hätten wohl locker auch vier füllen können, so groß ist der Andrang. Die Besucher – zum allergrößten Teil sind es junge Männer – sind zum Public Viewing gekommen, dabei ist es noch lange hin zur Fußball-WM. Ja, Bayern gegen Dortmund ist das Topspiel in der Bundesliga an diesem Spieltag. Aber das war doch schon am Samstag?

Das League of Legends-Plakat am Eingang des Universum.Kinos.
Das League of Legends-Plakat am Eingang des Universum-Kinos. Foto: Falkner

Der Auflauf zieht auch die Neugier der wenigen Passanten auf sich, die an diesem kühlen Tag durch die Innenstadt eilen. Ein Mann bleibt stehen, schaut sich überrascht um, dann bleibt sein Blick am Plakat hängen, das neben der Eingangstür des Kinos klebt. „League of Legends“, steht da. „League of Legends?“, fragt er seine Begleiterin. „Was ist das denn?“

Das League of Legends-Plakat am Eingang des Universum.Kinos.
Das League of Legends-Plakat am Eingang des Universum.Kinos. Foto: Falkner

Eine Frage, die leicht zu erklären ist – und wieder auch nicht. „League of Legends“ ist ein Computerspiel, aber gleichzeitig viel mehr als das. „League of Legends“ ist das größte E-Sports-Spiel der Welt, es gibt Turniere, Wettbewerbe, hunderttausende Spieler, Millionen Zuschauer, ein riesiger Erfolg, seit zehn Jahren. Und das ist nur die kurze Version.

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League of Legends also. „LoL“ lautet die gängige Abkürzung. Maurice, 21, ist seit acht Jahren mit dabei. Er ist einer der vielen, die sich vor dem Kino die Beine in den Bauch stehen und warten, dass es endlich los geht. „Ich bin zum zweiten Mal beim Public Viewing“, erzählt Maurice. Davor hat er sich die WM-Spiele zuhause angesehen, gemeinsam mit Freunden vor dem heimischen Bildschirm. Fußball? Ja, Fußball mag er auch, er mag beides. Aber heute ist LoL angesagt. Denn es ist Finaltag. G2 oder Funplus Phoenix, welches Team ist sein Favorit? Maurice grinst und zeigt auf sein T-Shirt: Er trägt ein G2-Trikot. Klar, da erübrigt sich die Frage.

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Andrang wie bei der Blockbuster-Premiere: Vor dem League-of-Legends-Public-Viewing im Universum-Kino in Karlsruhe stehen die Besucher Schlange. Foto: Falkner

24 Teams aus der ganzen Welt spielten bei der League of Legends World Championship 2019 um die Krone des besten Teams der Welt. Insgesamt mehr als 2 Millionen Dollar Preisgeld gab es zu gewinnen. Im Finale trat das europäische Team G2 gegen FPX aus China an. G2 hatte in Karlsruhe zwar die zahlenmäßig deutlich stärkere Unterstützung, genutzt hat es aber nichts: FPX setzte sich am Ende mit 3:0 überraschend klar durch.

Weiter hinten in der Schlange stehen Flo, 25, und David, 23. Flo ist noch relativ neu dabei, er spielt erst seit einem halben Jahr. „Ich bin über meine Freundin zu League of Legends gekommen“, erzählt er. Luna ist 22, hat am KIT studiert und hilft heute bei der Organisation mit. „Sie hat einen ADC gesucht“, erzählt Flo, und spätestens jetzt muss man wohl noch einige Worte mehr verlieren über dieses Spiel, das so viele Menschen auf der ganzen Welt zu begeistern versteht.

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Public Viewing im Universum-Kino Karlsruhe Foto: None

Was ist League of Legends?

In League of Legends treten zwei fünfköpfige Teams gegeneinander an. Spielziel ist es, auf dem Schlachtfeld die Oberhand zu gewinnen und die gegnerische Basis zu zerstören. Die Spieler wählen aus rund 150 verschiedenen Figuren eine aus, mit der sie in den Kampf ziehen. Unter den Figuren: Krieger mit Schwertern, behaarte Zwerge mit Blasrohren, Aliens, die Energiestrahlen verschießen, Zauberinnen, die mächtige Zaubersprüche wirken. Jede Figur hat ihre Stärken und Schwächen, jede Figur beeinflusst die Taktik auf dem Spielfeld. Wie im Fußball gibt es dabei verschiedene Positionen: Der „Toplaner“ spielt auf der oberen der drei Straßen, die in die gegnerische Basis führen, der „Midlaner“ spielt auf der mittleren Straße. Auf der unteren Straßen spielen „ADC“ und „Support“ zu zweit gegen das gegnerische Duo. Der „Jungler“ währenddessen streift zwischen den Straßen umher und startet Überraschungsangriffe auf das gegnerische Team.

Das Weltmeisterschaftsfinale wird in diesem Jahr in Paris ausgetragen, die Übertragung läuft weltweit im Internet. Das Public Viewing in Karlsruhe gibt es seit fünf Jahren – zuerst in der Kurbel, später dann im Universum. Einer der Organisatoren ist Jan. Er ist Event-Organisator bei KIT eSports, einer Unterabteilung des Sportvereins am KIT. Eigentlich studiert er Chemie-Ingenieurswesen. Aber das erwähnt er nur nebenbei. Gerade hat er anderes im Kopf.

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Jan ist Event-Organisator für KIT eSports. Foto: Falkner

„Meine Aufgabe ist es, dass hier alles läuft“, erklärt Jan. Seit etwa zwei Monaten läuft die heiße Phase der Vorbereitung – die Kinosäle werden angemietet, dazu müssen verschiedene Verträge abgeschlossen und Equipment organisiert werden. Sobald die grundsätzlichen Pfeiler dann stehen, startet der Ticketverkauf – und auch der muss natürlich organisiert werden. Ehrenamtlich. Die Einnahmen reichen gerade, um die Kosten zu decken.

„ Die einzigen echten Einnahmen, die wir haben, sind die Gewinne, die unsere E-Sports-Teams bei Turnieren gewinnen “, erzählt Jan. „Und die gehen ausschließlich an die Spieler selbst.“ Etwa fünf Leute machen den harten Kern der Organisation aus, erzählt er gerade, als Denise dazustößt. Auch sie gehört mit dazu. Marketing und Öffentlichkeitsarbeit. Gerade beschäftigt sie aber etwas anderes: „Da ist verdammt viel los da draußen“, sagt sie aufgeregt. Klar, da ist viel los. Heute ist Finaltag.

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Rund 400 Besucher füllen die beiden Kinosäle. Foto: Falkner

Die E-Sports-Welt ist eine ganz eigene Welt, mit eigenen Top-Teams und Superstars, eigenem Merchandise, eigenen Fan-Gesängen. So wie der Fußball Cristiano Ronaldo und Lionel Messi hat, so hat die League-of-Legends-Szene Faker, MaDlife, Ocelote oder Caps. So wie die Fußballfans Real Madrid oder Bayern München zujubeln, jubeln die Fans hier G2, Fnatic oder TSM zu. Wer einmal bei einem Public Viewing bei einer Fußball-WM dabei war, der weiß, wie es bei einem LoL-Public Viewing zugeht. Ja, das Spiel ist ein anderes. Aber das Prinzip ist doch das gleiche. Es geht ums Gewinnen, es geht ums Verlieren. Es geht um die Weltmeisterschaft. Heute ist Finaltag.

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Auf der eigens eingerichteten Twitterwall können die Besucher das Event kommentieren. Foto: Falkner

Auf der Leinwand gibt es letzte Interviews mit Teamcoaches und Experten, die Analysten geben Prognosen zu den Taktiken und Stärken und Schwächen der Teams ab. Auf der KIT-Twitterwall können die Besucher ihre Tweets einblenden lassen. Freudige Erwartung liegt in der Luft. In den Gängen ist Betrieb wie bei einer Blockbuster-Premiere. Noch schnell Popcorn holen, eilig Getränke besorgen. Als schließlich die Lichter gedimmt werden und die Show und das Match schließlich starten, bricht nicht nur in der Halle in Paris, sondern auch in den Sälen des Universum-Kinos Jubel aus. Der Kampf um die Krone des Weltmeisters beginnt. Heute ist Finaltag.

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