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Folgen der Corona-Krise

Maskenpflicht: So sieht es in den Innenstädten der Region aus

Von diesem Montag an gilt sie, die Maskenpflicht in Baden-Württemberg. Im öffentlichen Personennahverkehr und beim Einkaufen müssen nun Mund und Nase mit Masken, Tüchern oder Schals bedeckt werden. Der erste Eindruck in den Innenstädten von Karlsruhe, Rastatt und Bretten: Viele halten sich daran.

Ob selbst genäht oder gekauft: Die Maske ist ab sofort Pflicht beim Einkaufen und im Öffentlichen Personennahverkehr in Baden-Württemberg.
Ob selbst genäht oder gekauft: Die Maske ist ab sofort Pflicht beim Einkaufen und im Öffentlichen Personennahverkehr in Baden-Württemberg. Foto: Marius Faller/BNN

Maskenpflicht wegen Corona in Karlsruhe

In der sehr mäßig besetzten Bahn tragen alle Fahrgäste einen Mund- und Nasenschutz, auch wenn die Nase manchmal doch noch unauffällig frei bleibt. Der eine greift zum sportlichen Schlupfschal, der andere zur selbst genähten Maske.

An den Masken wird gezupft

Was auffällt: An den Haltestellen wird bis zu den letzten Sekunden vor dem Einsteigen nochmal daran herumgezupft, das Ganze ist noch ungewohnt. Sitzt sie auch richtig? Wie kann ich sie platzieren, damit die Brille nicht beschlägt? Nur um zu merken, dass dies wohl unmöglich ist.

Das bekannte Phänomen, dass Raucher, kurz bevor die Bahn eintrifft, nochmal hektisch an ihrem Glimmstängel ziehen, um ja nichts von dem kostbaren Tabak zu verschwenden, wird von einem Bahnfahrer an diesem Montag noch einmal auf die nächste Stufe gebracht. Er nimmt einen tiefen Zug und atmet den grauen Rauch aus, während er die Maske anzieht – gewolltes Passivrauchen bei jedem Atemzug durch die Maske quasi.

Nur wenige Fahrgäste ohne Maske

„Erste Stichproben unserer Kontrolleure haben ergeben, dass nur sehr wenige Fahrgäste ohne Maske unterwegs sind“, sagt Michael Krauth, Pressesprecher des Karlsruher Verkehrsverbunds. Seit Montag sind in den Bussen und Bahnen wieder Fahrscheinkontrolleure unterwegs, die Fahrgäste ohne Schutz auch auf die geltende Maskenpflicht hinweisen.

Vom Sinn und Zweck der Maskenpflicht sind aber nicht alle Fahrgäste überzeugt. „Es wird doch sehr viel über die Sinnhaftigkeit von Masken als Schutz gegen eine Ansteckung diskutiert. Da weiß man nicht so recht, was man davon halten soll“, sagt Marliese Weber in der Bahn von Durlach nach Karlsruhe.

Auch Abu Elezz sieht die bisherigen Regeln als ausreichend zum Schutz gegen eine Ansteckung eher kritisch. „Die Leute halten ja schon Abstand. Das muss eigentlich reichen“, sagt Elezz. Abstand halten ist in den Bahnen auch problemlos möglich – nach Angaben des KVV sind derzeit drei Viertel weniger Leute mit der Bahn unterwegs als normalerweise.

Vor dem Supermarkt weist ein Sicherheitsdienst auf die Maskenpflicht hin

Um Punkt 8 Uhr öffnet ein großer Supermarkt am Karlsruher Europaplatz. Die Leute stehen davor Schlange, der Abstand wird eingehalten, alle tragen schon vor dem Eingang ihre Masken. Ein Mitarbeiter eines privaten Sicherheitsdiensts baut seinen „Stand“ mit Desinfektionsmitteln und Einwegtüchern zum Desinfizieren der Einkaufswägen auf. Was passiert, wenn ein Kunde ohne Maske den Laden betreten will? „Derzeit weisen wir lediglich auf die Maskenpflicht hin, die Kontrolle übernimmt die Behörde“, sagt der Mitarbeiter. Ersatzmasken gibt es keine.

In den Einkaufsmärkten in der Käppelestraße wird das Tragen einer Maske als Schutz gegen eine Covid-19-Infektion kontrovers diskutiert. Manche Kunden befürchten, dass sich die Menschen durch das Tragen einer Maske zu sehr in Sicherheit wiegen und die Abstandsregel vernachlässigen werden. In den Läden wird das Tragen eines Mund- und Nasen-Schutzes aber kontrolliert. Bei der Filiale des Heimwerkermarkts Bauhaus in der Südstadt erhalten Kunden ohne Schutz am Eingang sogar eine Einwegmaske.

Masken liefern Gesprächsstoff

Auch wenn die Masken ungewohnt sind und sicherlich noch das ein oder andere Mal für Ärger sorgen dürften (beispielsweise, wenn man nach langer Anfahrt vor dem Supermarkt bemerkt hat, dass der Mund- und Nasenschutz noch zuhause liegt), so bringen sie anscheinend zumindest einen Vorteil: Sie liefern Gesprächsstoff, im wahrsten Sinne des Wortes.

„Hät die d’Emilie gmacht?“ (Für alle Nicht-Badener: „Hat deine Maske die Emilie gemacht?“), wie ein Mann in der Kaiserstraße seinem Bekannten schon von Weitem zuruft, dürfte heute nur eine von vielen Konversationen rund um die bunten Accessoires im Gesicht sein, die möglicherweise Leben retten könnten.

Maskenpflicht wegen Corona in Pforzheim

Maskenträger wohin das Auge blickt: Die Menschen in der Pforzheimer Innenstadt sind am Montag augenscheinlich gut in die Phase der Maskenpflicht gestartet. Nicht nur in den Geschäften, auch im Straßenbild sind die Mund-Nasen-Schutze präsent.

Vor einer Bäckereifiliale in der Fußgängerzone hat sich gegen Mittag eine Schlange gebildet. Acht Kunden stehen geduldig mit Sicherheitsabstand in der Schlange und alle haben sie ihre Maske bereits fertig angelegt. „Jetzt ist es halt so“, sagt ein Senior achselzuckend zu seinem Nebenmann.

Nicht weit entfernt steht Irina Kozlova und begutachtet die Auslage eines Bekleidungsgeschäftes. Die Pforzheimerin trägt zwischen modischem Kleid und Sommerhut einen großen weißen Schutzstoff im Gesicht. „Überzeugt von der Maßnahme bin ich nicht. Aber ich bin halt eine brave Bürgerin“, sagt sie und an ihren blitzenden Augen kann man und der Maske ein Lachen vermuten.“

Mitarbeiter des Ordnungsdienstes überwachen die neuen Pflichten

Nebenan in der Jägerpassage sind zu diesem Zeitpunkt zwei Mitarbeiter des Ordnungsdienstes unterwegs, um die neuen Pflichten in den kleinen Läden und das Außer-Haus-Geschäft der Gastro-Betriebe zu überwachen. Einzige Beanstandung: Trotz Mundschutz auf beiden Seiten muss ein Imbiss noch mit Trennscheibe nachrüsten.

Nicht einmal den anarchistischen Punks in der Fußgängerzone kann man in Sachen Maskenpflicht am Zeug flicken. Aaron und Lukas gehen ihren Geschäften mit schwarzen Mund-Nasen-Masken nach. „Wir zeigen uns solidarisch mit unseren Mitmenschen“, sagt Aaron und wünscht gute Gesundheit. Ein Passant witzelt: „Es herrscht jetzt staatliches Vermummungsgebot.“

Maskenpflicht wegen Corona in Rastatt

Die Rastatter halten die Pflicht überwiegend ein. Sogar Babys in Kinderwagen tragen teilweise einen Gesichtsschutz. In einigen Geschäften mussten Inhaber oder Verkäufer zunächst daran erinnern und auch mit den Kunden diskutieren. Einstimmig sagen die Verantwortlichen, Menschen ohne Masken würden sie nicht bedienen.

Im Farben-Fachgeschäft Pfeffinger ist Inhaberin Nora Pfeffinger in die Produktion gegangen: „Sofort als die Maskenpflicht angekündigt wurde habe ich mich abends hingesetzt und bis um 22 Uhr genäht.“ Sie komme nicht dazu Vorräte anzulegen. „Die Masken gehen sofort weg.“

Auch Verkäuferinnen tragen Masken

In einigen Geschäften sind Mitarbeiter ausschließlich mit Glasscheiben vom Kunden getrennt, woanders tragen auch die Verkäuferinnen zusätzlich Masken.

Passfotos oder Bewerbungsbilder seien weiterhin ohne Maske möglich, erzählt Marianne Haunf vom Fotostudio Grafe. Dafür habe das Studio eine Ecke, in die ansonsten niemand hinkomme. Der Fotograf trage aber einen Mundschutz.

Maskenpflicht wegen Corona in Bretten

Auch in Bretten sind am sonnigen Montag viele Menschen mit Masken in der Innenstadt unterwegs. Laut aktueller Corona-Verordnung besteht nun in der Melanchthonstadt eine Maskenpflicht – zumindest beim Einkaufen und beim Fahren mit dem öffentlichen Nahverkehr. Die ersten Eindrücke zeigen: die Menschen halten sich weitestgehend an die Vorgaben. Gleiches gilt übrigens auch für die bereits erlassenen Regelungen zum Abstand und zur Kontaktvermeidung, Verstöße wurden in Bretten und seinen neun Stadtteilen hier nur wenige registriert.

„Ich appelliere an die Vernunft aller. Andere Städte haben bekanntlich bereits eine komplette Maskenpflicht. Ich hoffe aber, dass wir das in Bretten nicht brauchen“, betont Oberbürgermeister Martin Wolff. „Wir müssen einfach schauen, ob die geltenden Vorgaben reichen und ob sie auch eingehalten werden, ansonsten müssen wir nachschärfen“, erklärt das Stadtoberhaupt, das gemeinsam mit seiner Ehefrau Elke seit Tagen beispielhaft als Maskenträger vorangeht.

Oberbürgermeister empfiehlt, Maske zum Selbstschutz zu tragen

Der OB empfiehlt daher jedem, zum Selbstschutz eine Maske zu tragen – vor allem oder gerade dann, wenn man sich in Bereichen wie etwa der Fußgängerzone oder dem Marktplatz bewegt, wo man doch vermehrt anderen Menschen begegnet. Dies sei dann von jedem ein kleiner geleisteter Beitrag, um die Corona-Krise zu bewältigen. Denn klar sei laut Wolff auch: „Wir sind noch lange nicht am Ende dieser Pandemie, sondern wir stecken mittendrin.“

Die Menschen, die am Montag die Geschäfte in der Brettener City betreten, haben Mund und Nase größtenteils mit einer der geforderten Masken oder ähnlichen Utensilien wie Schals und Halstüchern bedeckt. In der Fußgängerzone und in den Gassen der Großen Kreisstadt sind dagegen noch viele Leute ohne Gesichtsschutz unterwegs. Hier besteht keine Maskenpflicht, doch OB Wolff und Brettens Ordnungsamtsleiter Simon Bolg appellieren auch hier an die Bevölkerung, wenn möglich einen Mundschutz zu tragen.

Maskenpflicht wegen Corona in Bühl

Auf dem Wochenmarkt in Bühl sind Nicole Kirsten Durst-Braun und Klaus Keller unterwegs. Die Chemielaborantin befürwortet die Maskenpflicht und trägt selbst einen Mundschutz. Klaus Keller zieht eine Verwendung der Masken „mit Maß und Ziel“ vor, wie er sagt. Er verwendet sie zum Beispiel in Bussen oder im Geschäft.

Geschwister tragen selbst verzierte Masken

Die Geschwister Lilli und Eva Maria Wieland unterhalten sich mit ihrer Großmutter auf der Straße. „Wir sehen uns kaum, aber im Freien geht das“, sagt Eva Maria Wieland. Beide finden die Maßnahme gut und tragen verzierte Masken. „Die Gestaltung macht viel Spaß“, erklärt Lilli Wieland. Außerdem habe es für die Psyche einen beruhigenden Effekt, sagt ihre Schwester.

Nicole Fuchs verkauft auf dem Bühler Markt. Ihr ist am Montag aufgefallen, dass die Menschen sich trotz Maske häufig ins Gesicht fassen. „Die ziehen ihre Masken ständig rauf und runter“, sagt sie. Das sei nicht Sinn und Zweck der Mundschutze. Fuchs glaubt aber, dass es noch Zeit benötigt, bis sich alles einspielt. „Auf dem Wochenmarkt dürfen wir noch ohne Maske verkaufen“, sagt sie erleichtert.

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