Die Stadt werde dem Verein ein lizenzfähiges Stadion auch in Liga zwei bieten. Bis Mitte Mai werde man in jedem Fall eine Lösung für das Problem finden, das in den Regeln der Deutschen Fußball Liga begründet ist. Denen zufolge müssen in Liga zwei – anders als in der dritten Spielklasse – alle Plätze überdacht sein.
Gemeinderat wollte kein Dach auf der Südseite
Karlsruhe errichtet im Zuge des Stadionbaus zwei provisorische Tribünen, um eine weitere Vorgabe einzuhalten: Mindestens 15 000 Zuschauer müssen im Stadion Platz finden. Die vorübergehende Nordkurve steht bereits und soll einem Gemeinderatsbeschluss zufolge für 785 000 Euro bald eine Überdachung erhalten.
Das Stadtparlament wollte für das Gegenstück auf der Südseite jedoch nicht noch ein Dach kaufen, das in diesem Fall nur zwölf Monate genutzt würde. Der KSC wurde beauftragt, deshalb eine Ausnahmegenehmigung bei der Liga zu erbitten – die nun in einem ersten Schritt abgelehnt wurde.
Ausnahmegenehmigung noch nicht erteilt
Der KSC verkündete am Dienstag zunächst, dass er somit nicht aufsteigen könne, korrigierte sich wenig später aber. Die Lizenz ist nicht gefährdet, die Ausnahmegenehmigung der Liga derzeit indessen jedoch weder erteilt noch endgültig vom Tisch. Innerhalb von sieben Tagen kann der Verein Beschwerde in Frankfurt einlegen.
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Schriftlich forderte das Rathaus den Verein nun genau dazu auf, wobei Mentrup offen zugibt: Die Ablehnung der Liga in der ersten Stufe des Verfahrens befremde ihn.
KSC beschwert sich gegen die DFL-Entscheidung
Der KSC reagierte am Abend: Bereits am Mittwochvormittag habe man den Anwalt beauftragt, die Beschwerde gegen die Entscheidung vorzubereiten . „Dabei stehen wir in engem Austausch mit der Stadt Karlsruhe“, teilen das KSC-Präsidium und Geschäftsführer Michael Becker mit.
Kritik übt der OB auch am KSC. Dieser habe das Rathaus am Dienstag um 14.28 Uhr über die Nachricht der Liga informiert – bevor um 14.33 Uhr die Pressemitteilung aus dem Wildpark verschickt wurde. Solche Mitteilungen wollte man einer Vereinbarung zufolge abstimmen, was nicht erfolgt sei.
Überhaupt scheint die Kommunikation schwierig: Dass der KSC den Vertrag mit dem Ligavermarkter Legardére kündigte, habe die Stadt – die mit diesem Unternehmen in Sachen Namensrechte verhandelte – über Dritte erfahren.
Indiskutabel, wie der Verein mit uns umgeht
Bis heute liege trotz mehrmaliger Nachfrage auch nicht das Schreiben des KSC an die Liga in Sachen Ausnahmegenehmigung vor. Und man wisse ebenso wenig, wann die Liga dem Verein antwortete – und wie viele Tage der acht möglichen zum Einlegen der Beschwerde womöglich schon vorbei sind.
„Es ist indiskutabel, wie der Verein mit uns umgeht“, so Mentrup. Nachdem Wellenreuther sowohl die Stadt als auch den Gemeinderat massiv attackiert hatte, halte er eine Entschuldigung an das Stadtparlament für angemessen, so der OB.
Zusammenarbeit ist erschwert
Es sei unzumutbar, wie da öffentlich über das Gremium hergezogen worden sei. Auch Vertreter der Fraktionen zeigen sich erschüttert und fragen, wie man nun weiter zusammenarbeiten könne. Dennoch wird einhellig versichert, dass niemand dem KSC im Weg in Liga zwei im Weg stehen wolle, wenn der Aufstieg klappt.
Mentrup kündigt an, dass man KSC-Geschäftsführer Michael Becker einbestellt, von dem man auch Auskunft über die wirtschaftliche Situation des Vereins wünscht. Der OB will zudem persönlich mit der Liga Kontakt aufnehmen, um sie zu überzeugen, dass man übergangsweise ohne das Dach auf der Südtribüne auskomme. „Wir denken, unsere Argumente sind gut“, so Mentrup.
Nur drei Regenspiele seit Januar 2018
Die Tribüne sei nur ein Provisorium. 27 Prozent der Plätze seien dem Plan zufolge bei ausverkauftem Stadion nicht überdacht, wobei die vor allem betroffenen Gästefans nur einmal pro Saison anreisten und auch auf anderen Tribünenteilen untergebracht werden könnten.
„Überhaupt gab es seit Januar 2018 nur drei Regentage bei Heimspielen im Wildpark“, bilanziert Mentrup. Die durch den Verzicht auf das Dach gesparten 820 000 Euro könnten später an anderer Stelle helfen, zumal der Verein bereits Sonderwünsche geäußert habe, die das Budget sprengen würden.
Gemeinderat könnte noch bis Mitte Mai ein Dach in Auftrag geben
Mehr als 100 Millionen investiert Karlsruhe in das Stadion. „Wir wollen die Liga von unseren Argumenten überzeugen“, beteuert Werner Merkel, der Leiter des städtischen Eigenbetriebs Stadion. Mögliche Konsequenzen wie einen Punktabzug gelte es in jedem Fall zu vermeiden.
Sollte die Liga keine Ausnahme machen, könnte der Gemeinderat Mitte Mai das Dach noch bestellen. Es würde so rechtzeitig zum Saisonstart fertig, sichert Mentrup zu. Dies sei immer Plan C gewesen. Allerdings habe man bewusst um eine Ausnahmeregel gebeten, um eine unnötige Ausgabe zu vermeiden. In der Vergangenheit gab es etwa Sonderregelungen für Darmstadt und Kiel, die geforderte Zuschauerzahlen nicht erbringen konnten.
DFL schweigt
Die Liga selbst gibt sich bedeckt: „Wir bitten um Verständnis, dass wir zum laufenden Verfahren keine Angaben machen. Die erste Entscheidung der DFL ist den Clubs zugegangen. Die haben nun die Möglichkeit, Beschwerde gegen die erste Entscheidung einzulegen“, heißt es auf BNN-Nachfrage.
Hier gibt es den Live-Ticker aus dem Gespräch zwischen KSC und Stadt zum Nachlesen.