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Verkäuferin beim Pfennigbasar

Mit den grünen Ballerinas bricht das Eis

Der Karlsruher Pfennigbasar hat am Donnerstag wieder die Massen in die Schwarzwaldhalle gelockt. Ob Kleidung, Kitsch oder Kunst: Noch am Freitag und am Samstag können die Besucher nach Herzenslust stöbern. BNN-Redakteurin Tina Mayer packte mit an und verkaufte Schuhe.

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Der Pfennigbasar öffnet wieder seine Türen - und die Massen strömen: Auf Karlsruhes kultigem Flohmarkt in der Schwarzwaldhalle können noch bis einschließlich Samstag Schnäppchen gemacht werden. Kleidung, Kitsch, Kunst, Porzellan, Bücher oder Spielzeug: Wer sucht, findet hier fast alles. Foto: jodo

Manchmal muss man die Seiten wechseln: Statt nur zu beobachten und darüber zu berichten, packt BNN-Redakteurin Tina Mayer beim 52. Pfennigbasar in der Schwarzwaldhalle selbst mit an. Merke: Für sehr gut erhaltene Schuhe verlangen wir acht Euro. Erstmal.

Meine Mentorin an diesem verregneten Donnerstagmorgen heißt Waltraud. Waltraud gehört beim Pfennigbasar zu den alten Hasen, der Schuhstand auf dem Pfennigbasar ist ihr Metier. Wer mithelfen möchte, wird von ihr an die Hand genommen. Und Waltrauds freiwillige Helferin, das bin heute ich.

„Für sehr gut erhaltene Schuhe nehmen wir normalerweise acht Euro“, erklärt sie die Regeln. Abgetragenere Schuhe gibt es günstiger, unter drei Euro liegen die Preise aber eher selten. Unter den Verkaufstischen stehen große braune Kartons voller Schuhe, mit denen Waltraud und die anderen Damen den Schuhstand ständig neu bestücken. Daneben warten Wasserflaschen auf die Helferinnen, irgendwo zaubert Waltraud Schokolade hervor. Nervennahrung für zwischendurch.

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Welches Paar darf es sein? BNN-Redakteurin Tina Mayer (links) hat die Seiten gewechselt und hilft am Schuhstand aus. Foto: jodo

Um Punkt 10 Uhr öffnen sich die Türen der Schwarzwaldhalle, und die Schnäppchenjäger strömen herein. Rasch bildet sich eine Menschentraube um den Schuhstand. Während Waltraud und ihre Mitstreiterinnen sofort agieren und mit dem Verkauf beginnen, weiß ich noch nicht einmal, wohin ich jetzt schauen soll – bis ich sozusagen ins kalte Wasser geworfen werde. „Ist das 40?“, fragt eine Kundin und deutet auf ein paar grüne Ballerinas vor mir. Die Größe stimmt, begeistert schlüpft die Kundin probeweise hinein. Scheint zu passen. „Was möchten Sie dafür?“ Ich nehme die Schläppchen unter die Lupe, ganz neu sind sie nicht mehr. „Sechs Euro!“, sage ich selbstbewusst. „Fünf!“, kontert die Kundin. Ich gebe mich geschlagen und nehme stolz den ersten Fünf-Euro-Schein des Tages entgegen, den ich Waltraud triumphierend entgegenstrecke. Sie freut sich mit mir und lässt ihn in ihr Täschchen wandern.

Die grünen Ballerinas haben das Eis gebrochen, danach geht es Schlag auf Schlag. Weitere Ballerinas, Stiefeletten, Pumps. Ich verkaufe alles. Die Kundinnen feilschen dabei mal mehr, mal weniger. Waltraud hat hier schon alles erlebt: Kundinnen, die gerne ein bisschen mehr geben („Ist ja für eine gute Sache!“), aber auch solche, denen selbst zwei Euro noch zu viel sind („Die Schuhe haben aber hier einen Fleck!“). Einmal hat Waltraud einen Kunden gesehen, der am Absatz eines Schuhes herumkratzte, um einen günstigeren Preis zu bekommen. Die meisten aber sind freundlich und rücksichtsvoll. „Würden Sie mir beim Anprobieren helfen?“, fragt eine ältere Dame, die ihren Stock gegen einen Stuhl gelehnt hat. Gemeinsam schaffen wir es. Zwei Paar steckt sie sich am Ende in ihren Einkaufstrolley. Waltraud nimmt den Erlös von mir entgegen – und spart nicht mit Lob.

Am Ende ist man schon erledigt

Eine von Waltrauds Kolleginnen heißt – auch Waltraud. „Es ist eine sehr nette Gemeinschaft hier“, sagt sie begeistert. „Ist es nicht auch anstrengend?“, frage ich (meine Füße schmerzen schon nach zwei Stunden). Da lacht sie und meint: „Ich habe so viele Ehrenämter, da fällt das nicht ins Gewicht.“ „Am Ende ist man schon erledigt“, räumt dagegen Waltraud – die Mentorin – ein. Großen Spaß mache es dennoch.

Der Pfennigbasar ist mittlerweile zur Marke geworden

Veranstalter des Pfennigbasars ist der Internationale Frauenclub Karlsruhe. Präsidentin Annerose Lauterwasser ist mit dem bisherigen Verlauf des kultigen Flohmarkts zufrieden. „Der Pfennigbasar ist mittlerweile zur Marke geworden“, freut sie sich. Die neue Anordnung der Stände scheint auch aufgegangen zu sein. „Man hat eindeutig mehr Lauffläche“, sagt Pfennigbasarleiterin Birgit Maczek. Brandschutz-Regelungen hatten die Änderungen erfordert. Ein Teil der Stände wurde daraufhin in die „Galerie“ ausgelagert.

Am Schuhstand steht Besucherin Brigitte Beron. Sie war schon erfolgreich – wie die prall gefüllte Einkaufstasche in ihrer Hand verrät. „Alles für meine Enkel“, lacht sie. Für sie selbst wandert ein Paar blaue Schuhe in die Tasche.

„Das schönste ist eigentlich die Freude der Kundinnen über ihre Schuhe“, sagt Mentorin Waltraud später. Das kann man wohl so stehen lassen.

Öffnungszeiten:

Der Pfennigbasar ist noch am Freitag von 10 bis 13 Uhr und von 14.30 bis 18 Uhr geöffnet. Am Samstag kann er von 10 bis 14 Uhr besucht werden.

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