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Müllgebühren-Ranking

Karlsruhe ist die Großstadt mit den vierthöchsten Müllgebühren Deutschlands

Müllgebühren gelten als schwer vergleichbar. Nun gibt es eine neue Rangliste – mit großen Unterschieden. Karlsruhe schneidet in der Studie schlecht ab, aber auch Pforzheim ist vergleichsweise teuer. Auf welchem Platz landet Ihre Stadt?

Festival-Tonnen auf dem Karlsruher "Fest".
Festival-Tonnen auf dem Karlsruher "Fest". Foto: Ikar.us/Wikimedia/som

Wer herausfinden möchte, wie hoch die Abfallgebühren im Vergleich zur Nachbargemeinde sind, kann zwar ganz einfach nach den einzelnen Gebührenordnungen googeln. Doch vergleichbar sind diese nur bedingt. Ein Team von Forschern hat jetzt versucht, Ordnung in das Gebührengeflecht zu bringen. Beauftragt hat sie der Eigentümerverband Haus und Grund. Das Ergebnis: Die jährlichen Müllgebühren in den Städten und Gemeinden klaffen weit auseinander – in einigen Regionen sogar so stark, dass sich theoretisch ein Umzug lohnen könnte.

Das haben die Forscher ausgewertet

Berechnet haben die Forscher von IW Consult die Entsorgungskosten für Restmüll, Biomüll, Sperrmüll und Altpapier in den 100 größten Städten Deutschlands. Grundlage für die mittlerweile zweite Auswertung dieser Art war ein Musterhaushalt mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern, die in einem Einfamilienhaus leben. Veranschlagt wurden 60 Liter Restmüll je Haushalt und Woche.

In Stuttgart zahlt ein solcher Haushalt demnach im Schnitt 238 Euro pro Jahr. In der Rangliste landet die Stadt damit auf Platz 27. Mit durchschnittlich 443 Euro rangiert Karlsruhe auf dem viert­letz­ten Rang, 70 Plätze hinter Stuttgart. Teuer ist die Müllabfuhr in Baden-Württemberg auch in Reutlingen und Pforzheim. Gegenüber 2016 gab es demnach kaum Veränderungen im Ranking. Lediglich Mannheim und Ulm machten einen größeren Sprung nach vorne, von Platz 78 auf Rang 64 beziehungsweise von 60 auf 47. Je niedriger die Platzierung, desto höher die Müllgebühren.

Durchschnittliche Müllgebühren im Südwesten

Vollservice gibt es in Karlsruhe nicht überall

Wie hoch die Abfallgebühren im Einzelfall ausfallen, hängt davon ab, welchen Service der jeweilige Müllentsorger anbietet. Holt er den Müll alle sieben oder nur alle 14 Tage ab? Gibt es einen Voll- oder nur einen Teilservice? Stuttgart bietet seinen Bürgern im gesamten Stadtgebiet einen 14-tägigen Vollservice an, Pforzheim lediglich einen Teilservice. In Karlsruhe gibt es je nach Stadtteil beides: In Hohen­wet­ters­bach, Neureut, Wetters­bach und Wolf­arts­weier müssen die Bewohner ihren Müll selbst vor die Haustüre stellen, im Rest der Stadt holen die Müllentsorger die Tonne an ihrem Standplatz ab. Diese unterschiedlichen Modelle wurden in der Studie ausdrücklich berücksichtigt.

Festival-Tonnen auf dem Karlsruher "Fest".
Festival-Tonnen auf dem Karlsruher "Fest". Foto: Ikar.us/Wikimedia

Müll legt 400 Kilometer zurück

Die Preise hängen allerdings noch von weiteren Faktoren ab. Etwa wie Wertstoffhöfe finanziert werden, welche Müllverbrennungsanlage zuständig ist und ob diese schon abgeschrieben ist. In Karlsruhe muss der Müll weite Strecken zurücklegen, da die Stadt keine eigene Müllverbrennungsanlage besitzt. Teile des Biomülls landen auf einer Kompostieranlage in Sachsen, der Restmüll wird in Mannheim verbrannt. Zusätzliche Dienstleistungen, in einigen Städten etwa die kostenlose Abholung von Elektroschrott, schlagen sich ebenfalls in den Gebühren nieder. Inwiefern die Forscher diese Faktoren eingepreist haben, ist unklar.

Bietet Karlsruhe mehr Service?

Deshalb ist der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) auch der Meinung, dass die Studie kein realistisches Bild ergibt. Der VKU vertritt die städtischen Abfall- und Stadtreinigungsbetriebe. Auch eine Sprecherin der Stadt Karlsruhe übte deutliche Kritik an den fiktiven Berechnungsvarianten der Studie. „Legte man den in Karlsruhe praktizierten Abholrhythmus zu Grunde [in den meisten Stadtteilen ein 14-tägiger Vollservice, Anm. der Redaktion], würde sich Karlsruhe im Ranking um 24 Plätze verbessern.“ Die vergleichsweise hohen Gebühren verteidigte sie mit „umfassenden und komfortablen zusätzlichen Serviceleistungen“, die es angeblich in den meisten deutschen Städten nicht gibt.

Ausdrücklich gelobt wurde von den Forschern die zweitplatzierte Stadt Nürnberg (142 Euro im Jahr). Die Bewohner könnten dort die Größe der Restmüllbehälter frei wählen und so an den tatsächlichen Verbrauch anpassen. Das Gebührensystem sei zudem sehr einfach gehalten.

Wie sich Ihre Stadt im bundesweiten Vergleich schlägt, erfahren Sie in der folgenden Tabelle. Die Grafik rechts zeigt die Preise für die unterschiedlichen Servicearten.

Müllgebühren in den 100 größten deutschen Städten

Werden Tonnen abgeholt, wird das als Vollservice bezeichnet; müssen die Haushalte die Tonnen selbst bereitstellen oder nach deren Leerung wieder abholen, so ist das ein Teilservice . Es ergeben sich theoretisch also vier mögliche Preismodelle – die allerdings nicht von allen Städten angeboten werden. Um einen Vergleich in einer Rangliste zu ermöglichen, füllten die Forscher die Lücken , indem sie die Gebühren im Rahmen der jeweiligen Gebührenordnung hochrechneten.

som/dpa, Grafiken: som/ Flourish
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