Bis 2030 läuft der Stadtumbau: Die Umgestaltung der Kaiserstraße verschlingt noch viele Jahre. Dabei meint Baubürgermeister Daniel Fluhrer, dass das beschlossene Programm nicht ausreiche. „Nur Gleise raus und neuer Belag drauf, das wird Karlsruhes Anspruch nicht gerecht“, sagt Fluhrer. „Wir müssen das Thema noch mal aufrollen“, um die Attraktivität der Kaiserstraße tatsächlich zu steigern.
Es gelte, den ewig langen Schlauch Kaiserstraße auch durch architektonische Akzente und gestalterische Kniffe aufzubrechen, wirft Fluhrer ein. Sonst drohe Leere und Monotonie und die Leute flanierten lieber zwischen Ludwigsplatz und Friedrichsplatz auf der Erbprinzenstraße, weil dort mehr geboten sei. Er will mehr erreichen, damit eine vom Straßenbahnverkehr befreite Kaiserstraße zur pulsierenden Hauptader der Fächerstadt wird.
An der Kaiserstraße wird bis 2030 gebaut
Im zehnten Jahr wird per Kombilösung die City umgebaut. Und für die Kaiserstraße geht das Baustellenzeitalter noch einmal zehn Jahre weiter. Bis 2030 müssen also die Karlsruher damit rechnen, auf ihrer Einkaufsmeile gegen Bauzäune zu laufen. Wie kann das sein, mag sich mancher Zeitgenosse fragen. Sollten doch ursprünglich sieben dürre Jahre mit Lärm, Staub und Behinderungen reichen – und die U-Strab 2016, also schon seit drei Jahren, rollen.
Natürlich weiß jedermann inzwischen, dass es mindestens noch zwei Jahre dauert, bis die Straßenbahn durch die von „Giulia“ gebohrte Röhre unter dem Pflaster der Kaiserstraße rollt. Spätestens dann müsste doch die Zeit des ungestörten Flanierens auf dem City-Schlauch anbrechen.
Doch weit gefehlt: Zwar sollen nach dem Kombi-Plan dann keine gelben Stahlkolosse mehr den Einkaufsbummel stören. Möglicherweise werden auch gleich auf einem Teilstück die Gleise rausgerissen, damit klar ist, dass in Karlsruhes Fußgängerzone nie mehr eine Bahn etwas zu suchen hat.
Aber damit fängt der eigentliche Umbau der Kaiserstraße erst an. Wie derzeit der Marktplatz wird sie neu gepflastert und möbliert. Sie zumindest bekommt noch neue Bäume, allerdings werden die verbliebenen Stämme abgeholzt.
Sanierung soll über 100 Millionen Euro kosten
So hat es die Stadtpolitik auf der Basis des Bürgerentscheids zur Kombilösung von 2002 und des Gestaltungswettbewerbs von 2010 beschlossen. Mit Ausnahme des Marktplatzes, der bis Ende 2020 frisch versiegelt sein soll, kann es mit der Umgestaltung der City-Oberfläche aber frühestens erst 2022 losgehen.
Wenn die U-Strab funktioniert und die oberirdischen Gleise rauskönnen, wird der Umbau der Kaiserstraße möglich – aber eben nur abschnittsweise. Kein Mensch denkt daran, die komplette Kaiserstraße auf einen Schlag aufzureißen. Dies würden der Handel und die Karlsruher nicht verkraften.
Auch die Stadtpolitik würde sich daran verheben: Die ganze Fußgängermeile vom Europaplatz bis zum Kronenplatz in einem Zug mit feinsten Steinen zu pflastern, so weit kann selbst das reiche Karlsruhe nicht den Geldhahn aufdrehen. Allein der Marktplatzbelag kostet sieben Millionen Euro. Da kann man für die gesamte Fußgängerzone-Kaiserstraße, Europaplatz und Berliner Platz inklusive, und das Durlacher Tor über der östlichsten U-Strab-Haltestelle noch als inclusive Zugabe wohl von über 100 Millionen Euro ausgehen.
Leitungsbau im Untergrund wird viel Zeit kosten
Folglich ist klar: Mindestens weitere sieben Jahre Baustellenzeit werden für die aufwendige Umgestaltung ab 2022 benötigt. Die Experten wissen, dass es mit einem teuren Belag und feinem Sitzmöbel nicht getan ist.
Allein der Leitungsbau im Untergrund wird sehr viel Zeit fressen. Die Stadtwerke etwa haben vor, die sehr alten Leitungen für Gas und Wasser in der Kaiserstraße bei dieser Gelegenheit zu erneuern. Nur im Bereich der U-Strab-Haltestellen ist dies bereits geschehen. Die Karlsruher können sich erinnern, wie zeitaufwendig und den Zugang zu den Geschäften behindernd besonders das Herstellen neuer Hausanschlüsse im der Haltestellenzone um die Lammstraße vor einigen Jahren schon war. Es wird also 2030, bis die Kaiserstraße auf keinem Teilstück mehr eine große Baustelle ist.
Karlsruher haben dann 20 Jahre Baustellenzeit hinter sich
Die Innenstadt und damit die Karlsruher werden dann 20 Jahre Baustellenzeit hinter sich haben. Baubürgermeister Fluhrer möchte beispielsweise erreichen, dass die Oberleitung für die Straßenbahn nicht durch die Seile für Hängeleuchten ersetzt werde. Er spricht sich entschieden für Lichtstelen als Beleuchtungskörper aus.
Vor allem aber gelte es zur Steigerung der Aufenthaltsqualität, andere räumliche Zusammenhänge etwa durch unterschiedliches Höhenniveau auf der Flaniermeile zu schaffen. Auch starke Einengungen des Straßenraums etwa durch Straßencafés seien wünschenswert und möglich, meint Fluhrer. Die Erreichbarkeit für Feuerwehreinsätze sei über die querenden Fächerstraßen gewährleistet, erklärt er.
Baubürgermeister regt Wasserflächen für Kaiserstraße an
Der Dezernent hält „den neuen Plattenbelag des Marktplatzes für sehr gelungen“. Ähnlich wird die Kaiserstraße gepflastert. Weniger gefällt Fluhrer persönlich das Zierband aus kleinen Steinen, das als Rechteck um die Pyramide in die Platten eingelegt ist. Darauf könne man in der Kaiserstraße verzichten, meint der Bürgermeister.
Zudem regt er Wasserflächen und „Vegetationszimmer“ für die Kaiserstraße an, um eine Vielfalt des Straßenbilds zu erzeugen. Wichtig ist ihm auch, dass nicht einfach von innen nach außen, also vom Marktplatz ausgehend, die Kaiserstraße umgebaut wird.
Der für die Stadt so wichtige Europaplatz bleibe sonst noch auf viele Jahre ein unansehnliches Provisorium. „Wir müssen mit dem Europaplatz und dann dem Berliner Platz zuerst Zeichen setzten“, bekräftigt Fluhrer. Beim weiteren Puzzle der neuen Kaiserstraße sei die Reihenfolge der Abschnitte sekundär, meint der.