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Karlsruhe nicht am Grenzwert

Nach Gottesdienst in Karlsruhe ist ganze Familie in Corona-Quarantäne

Vor neun Tagen feierte eine Karlsruher Freikirche einen Gottesdienst, danach fand eine Familienfeier statt. Während der Woche wurden dann zahlreiche der Familienmitglieder positiv auf Covid-19 getestet. Sie sind nun in Quarantäne.

Wattestäbchen mit einem Abstrich für einen Corona-Test
Ein Wattestäbchen mit einem Abstrich wird im Labor für einen Corona-Test verarbeitet. Foto: Oliver Berg/dpa/Symbolbild
Wochenlang bewegte sich die Zahl der bekannten Corona-Infektionen in Karlsruhe auf einem sehr niedrigen Niveau. Nun ist die Zahl der an Covid-19 erkrankten Personen innerhalb von wenigen Tagen auf 27 angestiegen. Auslöser für die meisten der 21 bekannten Neuinfektionen war nach Angaben des Gesundheitsamts ein freikirchlicher Gottesdienst in Karlsruhe.

Laut Informationen der BNN ging diese Andacht mit einer anschließenden Familienfeier bereits vor neun Tagen über die Bühne. Während der Woche wurden dann zahlreiche der Familienmitglieder positiv auf Covid-19 getestet.

Um weitere Infektionen auszuschließen, befinden sich eine ganze Familie sowie deren Kontaktpersonen in Quarantäne. Weil auch Schulkinder unter Quarantäne gestellt werden mussten, wurde nach Erkenntnissen der BNN auch eine Schulschließung oder der Ausschluss einzelner Klassen diskutiert, letzlich aber als nicht notwendig eingestuft.

Karlsruhe noch weit entfernt von bundesweitem Grenzwert

Auch sonst sieht das Landratsamt keinen Grund zur Panik. Vom Schwellenwert von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern innerhalb von einer Woche, ab dem Kreise laut den Vorgaben der Bundesregierung Lockerungen zurücknehmen können, ist die Stadt noch weit entfernt.

In Karlsruhe mit seinen über 300.000 Einwohnern liegt dieser Schwellenwert bei 157 Neuinfektionen innerhalb von sieben Tagen.

Freikirchen sind besorgt wegen Corona-Ausbruch

Bei Ulrich Schlittenhardt vom Forum evangelischer Freikirchen in Karlsruhe erzeugen solche Nachrichten trotzdem gemischte Gefühle. Von dem erneuten Ausbruch habe er erst nach der Anfrage dieser Zeitung erfahren, und deshalb habe es sich sicher nicht um eine der 16 Forum-Gemeinden gehandelt.

Trotzdem würden freikirchliche Gemeinden wegen ihrer intimeren Gottesdienste von manchen Leuten unter Generalverdacht gestellt. „Auch bei uns genießt der Schutz der Gemeindeglieder oberste Priorität“, sagt der Forum-Sprecher.

Nur 25 Leute pro Gottesdienst

Um die Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus zu minimieren, haben die Mitgliedskirchen des Forums die Hygienevorgaben der Landesregierung in den vergangenen Wochen sehr genau umgesetzt. Die ersten Wochen nach dem Lockdown gingen die Andachten lediglich virtuell über die Gemeindebühne. Seit Mitte Mai werden Gottesdienste mit begrenzter Teilnehmerzahl gefeiert.

„Bei uns dürfen nur 25 Leute in einen Saal, der eigentlich für 80 Leute ausgelegt ist“, sagt Schlittenhardt, der als Pastor bei der Nehemiah-Initiative tätig ist. Dazu werde der Saal während der Gottesdienste regelmäßig gelüftet.

Nur das Singen hätten sich die Freikirchen nicht komplett verbieten lassen. „Aber die Leute sind sehr vorsichtig. Viele unserer Gemeindeglieder kommen aus Angst vor einer Ansteckung ohnehin nicht mehr zu den Andachten“, sagt Schlittenhardt.

Evangelische Kirche nimmt Corona sehr ernst

„Das sind natürlich Nachrichten, die niemand hören will“, sagt auch der evangelische Stadtdekan Thomas Schalla. Gerade für die Kirchen seien solche lokalen Ausbrüche aber auch ein klares Zeichen, den Infektionsschutz auch künftig nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.

„Wenn es nun weitere Lockerungen gibt, müssen wir bei den kirchlichen Gottesdiensten erst recht vorsichtig sein“, sagt Schalla. Gerade bei den traditionellen Gottesdiensten der beiden großen Kirchen seien schließlich überdurchschnittlich viele Leute aus der Risikogruppe der älteren Mitbürger dabei.

Der Verantwortung für seine Gemeindemitglieder ist sich Schalla seit dem Beginn der Corona-Pandemie bewusst. Deshalb werden die Vorgaben der Landesregierung in der evangelischen Kirche teilweise auch strenger ausgelegt als unbedingt nötig.

„Natürlich sehnen sich die Leute zurück nach mehr Normalität“, betont der Dekan. „Aber das ist noch nicht möglich.“

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