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Corona und die Folgen

Nichts geht mehr wegen Corona: Der Sport in der Region ist erlahmt

Der Sport ist in der ganzen Region flächendeckend erlahmt. In der ganzen Region? Nein: Im Sportpark Fassbender in Eggenstein-Leopoldshafen wird am Wochenende fast wie geplant Tennis gespielt. Allerdings bei den Deutschen Meisterschaften der Altersklassen AK30 und AK35 ohne Zuschauer. Ansonsten gilt: Nichts geht mehr im Sport.

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Die große Leere: Am Freitag gab auch der Badische Fußball-Verband bekannt, dass der Spielbetrieb für zunächst zwei Wochen ausgesetzt wird. In anderen Sportarten wurde die Saison wegen der Ausbreitung des Coronavirus vorzeitig beendet. Foto: Blum

Am Montagvormittag hatte Judoka Viktor Driller noch ganz trocken gewitzelt. Kim-Chi Wiesbaden, den Auftaktgegner des Budo-Club Karlsruhe in der Zweiten Liga, werde man mit 90-prozentiger Sicherheit schlagen, sagte der Teambetreuer der Karlsruher. Und die restlichen zehn Prozent würden nur eintreffen, „wenn wegen Corona oder warum auch immer von uns niemand auf der Matte steht.“

Nun: Seit dem späten Donnerstagabend ist klar, dass an diesem Samstag in der Alten Reithalle des BCK überhaupt niemand auf der Matte steht. Denn auch der Deutsche Judo-Bund setzte seine Wettkämpfe in allen Ligen „bis auf weiteres ohne zeitliche Begrenzung aus“.

Von Basketball bis Tischtennis – nichts geht mehr

Die Sportlandschaft ist wegen der Corona-Pandemie auch in der Region komplett zum Erliegen gekommen. Von Basketball bis Kegeln, von Fußball bis Tischtennis – nichts geht mehr.

Nach einer stundenlangen Achterbahnfahrt von Gerüchten und Informationen saß Antonio Bonelli am Donnerstagabend mit „leerem Kopf“ zuhause. Auf einmal war ja auch für die von ihm trainierten Zweitliga-Volleyballer der Baden Volleys SSC Karlsruhe die Saison vorbei. Abgebrochen – und fertig.

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„Wir verstehen die Entscheidung, die aus gesellschaftlicher Sicht bitternötig ist und meiner persönlichen Meinung nach auch hätte früher kommen müssen“, sagt Bonelli, der den radikalen Schritt der Liga freilich auch mit einem „weinenden Auge“ sieht.

Baden Volleys dürfen sich als Vize-Meister fühlen

Die Volleys sind in der nun eingefrorenen Tabelle Zweiter und hatten noch Titel-Hoffnungen. „Das war eine Riesenchance, die wir jetzt nicht nutzen können“, sagt Bonelli. Ein Aufstieg in die Erste Liga wäre für den Club aus finanziellen und strukturellen Gründen aber sowieso nicht in Frage gekommen.

Nun dürfen sich die Volleys bloß als Vize-Meister fühlen und richten die Blicke bereits früher als gedacht auf die neue Runde. „Die Gespräche mit Spielern werden jetzt vorgezogen“, berichtet Bonelli, der selbst seinen neuen Vertrag möglichst zügig unterzeichnen will. „Finanziell tut das natürlich weh, weil wir jeden Cent brauchen“, sagt Abteilungsleiter Philipp Schätzle bezüglich der zwei Heimspiele, die nun ausfallen.

Und nicht nur der Spiel-, sondern auch der Trainingsbetrieb ruht wegen der fast überall geschlossenen Hallen. „Man muss die Jungs jetzt halt zum Joggen nach draußen schicken“, meint Schätzle. „So gar kein Volleyball, das ist schon krass“, sagt Inga Kizele vom Drittligisten SV KA-Beiertheim.

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Zur sportlichen Tatenlosigkeit verdonnert: Für Inga Kizele und ihre Teamkolleginnen des SV Ka-Beiertheim ist die Saison beendet. Foto: GES

Mit ihren Teamkolleginnen stand  Diagonalangreiferin Kizele am Mittwoch letztmals in der Halle. „Das war ja absehbar, aber es ist irgendwie auch traurig, dass es so abrupt zu Ende geht“, sagt die 26 Jahre alte Bauingenieurin, die sich nun mit „ungewohnten Freiheiten“ am Wochenende konfrontiert sieht. Nur: So richtig was mit anfangen kann man damit angesichts der aktuellen Situation ja auch nicht.

Ungewissheit noch bei den PSK Lions

Ungewissheit herrscht noch bei den PSK Lions, an Training ist kaum zu denken. „Die Jungs sind alle verunsichert“, berichtet PSK-Abteilungsleiter Danijel Ljubic. In der Zweiten Basketball-Bundesliga ist bislang nur der Spieltag an diesem Wochenende ausgesetzt worden.

„Alles deutet darauf hin, dass die Saison beendet wird“, sagt Ljubic, der froh ist, dass die Lions als Drittletzter aktuell knapp über dem Abstiegsstrich stehen. Wie Auf- und Abstieg geregelt werden können, sollte die Saison abgebrochen werden, ist unklar. Das gilt ebenso in den unteren Ligen.

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Hängt sprichwörtlich in der Luft: Lions-Profi Brandon Conley. Noch ist unklar, wie es in der Zweiten Liga und damit auch für die US-Profis weitergeht, die sich zudem wegen des US-Einreisestopps sorgen. Foto: GES

Wie auf glühenden Kohlen sitzen die fünf US-amerikanischen Profis des Karlsruher Basketball-Zweitligisten PSK Lions angesichts der noch unklaren Lage in der Liga. Hintergrund ist der von US-Präsident Donald Trump veranlasste Einreise-Stopp für Europäer.

US-Bürger können derzeit wohl noch einreisen, gleichwohl steigt die Verunsicherung bei den Spielern. Die Academics Heidelberg haben ihre US-Profis dem Vernehmen nach bereits abreisen lassen. Die Zweite Liga entscheidet erst am Montag, ob die Saison abgebrochen wird.

College Wizards müssen abwarten

Zoran Seatovic ist derweil guter Hoffnung, dass er keine böse Überraschung erleben wird. Der Manager der College Wizards Karlsruhe, die die Meisterschaft in der Basketball-Regionalliga Südwest bereits sicher haben, kann sich nicht vorstellen, dass dem Club im Falle eines vorzeitigen Saison-Abbruchs der Drittliga-Aufstieg nicht gewährt wird.

Grundsätzlich bringe die Aussetzung der Spiele „natürlich vieles durcheinander“, sagt Seatovic, „aber die Entscheidung war die einzig Richtige“. So sieht das auch Dietmar Blicker, Trainer beim ambitionierten Fußball-Verbandsligisten ATSV Mutschelbach. Es gehe darum, die Ausbreitungsquote des Virus mit allen Möglichkeiten zu verlangsamen.

Auch der Fußball in der Region ruht

Auch im Amateurbereich ruht deshalb der Fußball – vorerst einmal für zwei Wochen. „Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass es dabei bleibt“, sagt Blicker. Den Trainingsbetrieb haben die Mutschelbacher vorerst komplett ausgesetzt, „die Gesundheit geht vor“. Manfred Schwab, der Teammanager des Tischtennis-Bundesligisten TV Busenbach, stößt ins gleiche Horn: „Es gibt wichtigere Dinge als Tischtennisspiele.“

So ist die Situation im Fußball

Nachdem einige Landesverbände bereits am Donnerstag den Spielbetrieb komplett ausgesetzt haben, zog auch der Badische Fußball-Verband (bfv) am Freitagmorgen nach. „In Anbetracht der sich rasant entwickelnden Lage rund um den Coronavirus haben sich die Fußball-Landesverbände heute nochmals beraten und eine einheitliche Empfehlung ausgesprochen“, teilte der bfv mit.

Demnach ruht der Ball im Kreis bis mindestens zum 23. März. Diese Regelung umfasse alle Meisterschafts- und Pokalspiele der Männer, Frauen und Jugend von der Verbandsliga abwärts.

Ebenfalls ausgesetzt wurde der Spielbetrieb in den Oberligen. Betroffen davon sind auch die Fußballerinnen des Karlsruher SC, die derzeit Tabellenführer sind. In den Oberligen wurde der Spielbetrieb bis einschließlich 31. März ausgesetzt.

Auch das am Freitag zunächst für den Abend noch angesetzte Spiel der A-Junioren des Karlsruher SC zuhause gegen den 1. FC Kaiserslautern wurde abgesagt. Laut Mitteilung des Deutschen Fußball Bundes (DFB) wird im Juniorenbereich zunächst bis zum 26. März nicht gespielt.

So ist die Situation im Handball

Auch im Handball haben die Landesverbände am Donnerstag ein einheitliches Vorgehen beschlossen. So wurde der Spielbetrieb der Aktiven bis auf Weiteres ausgesetzt, die Ligen in der Jugend wurden allesamt mit sofortiger Wirkung beendet.

Bis zum 19. April soll über Saison-Wertungen entschieden werden und darüber, ob und wann der Spielbetrieb bei den Aktiven wieder aufgenommen wird. Der Trainingsbetrieb bei den Vereinen ruht.

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass nach dem 19. April wieder gespielt wird“, sagt Steffen Bechtler, der Trainer des Badenligisten SG Stutensee/Weingarten. Die SG liegt wie der TV Knielingen in sicheren Gefilden der Tabelle. „Für unsere Mannschaft wäre ein sofortiges Ende der Runde sportlich egal. Aber für die Mannschaften, die gegen den Abstieg kämpfen, ist die Situation Wahnsinn“, stellt Bechtler fest.

Auch beim Karlsruher Frauen-Badenligisten TSV Rintheim glauben die Verantwortlichen nicht an eine Wiederaufnahme der Punkterunde. „Wie das bewerkstelligt werden soll, kann ich mir nicht vorstellen“, sagt Abteilungsleiter Olaf Hebel.

So ist die Situation im Basketball

„So eine Situation gab es noch nie“, sagt Christoffer Mörbe, Geschäftsführer von Basketball in Baden-Württemberg zur flächendeckenden Aussetzung des Spielbetriebes. Zu der hatten sich die Landesverbände in Abstimmung mit dem Deutschen Basketball-Bund am Donnerstag entschlossen.

Der Spielbetrieb ist in allen Ligen bis auf Weiteres ausgesetzt. „Das ist noch keine Entscheidung darüber, ob die Saison abgebrochen wird“, betont Mörbe. Die Verbände werden nun die Entwicklung beobachten. Bei einem vorzeitigen Abbruch wären auch Regelungen für Auf- und Abstiege zu klären, „eine knifflige Sache“, ahnt Mörbe schon jetzt.

Davon betroffen wären die Karlsruher College Wizards, die kürzlich die vorzeitige Meisterschaft in der Regionalliga Südwest perfekt gemacht hatten. In der Regionalliga Baden-Württemberg stehen dagegen die SG EK Karlsruhe, die BG und die Lions II im Tabellenkeller, in der Regionalliga der Frauen rangieren die Lions Ladies im Mittelfeld. In Abstiegsnot sind nach aktuellem Tabellenstand in der Zweiten Liga die PSK Lions. Dort will die Liga am Montag über das weitere Vorgehen entscheiden.

So ist die Situation im Volleyball

Nachdem am Donnerstag bereits die Saison in den Bundesligen und Dritten Ligen mit sofortiger Wirkung beendet worden war, gab am Freitagmorgen der Nordbadische Volleyballverband (NVV) das Aus für die unteren Ligen bekannt.

Mit sofortiger Wirkung endet damit im gesamten Volleyball der Spielbetrieb, unter anderem in der Region für den Zweitligisten Baden Volleys SSC Karlsruhe und die Drittligisten TSG Blankenloch und SV KA-Beiertheim. Auch noch ausstehende Regionalmeisterschaften in verschiedenen Altersklassen sind abgesagt, ebenso alle Lehrgänge.

„Dies ist eine bisher einmalige Sondersituation, die uns keine andere Entscheidung treffen lässt“, schreiben der NVV und der südbadische Verband. Wie Regelungen zu Auf- und Abstiegen in den Ligen aussehen könnten, ist derzeit noch völlig ungewiss. Diese sollen „zeitnah kommuniziert“ werden, teilten die Verbände mit. Unter anderem haben in der Oberliga Frauen die Clubs des SVKA II und die VSG Kleinsteinbach noch um den Aufstieg gespielt.

Unklar ist noch, was die jetzigen Absagen für die Beachvolleyball-Saison bedeuten.

So ist die Situation im Tischtennis

Am Freitag stoppte auch der Deutsche Tischtennis-Bund (DTTB) den Betrieb in seinen Ligen. Zunächst wird bis einschließlich 17. April ausgesetzt. Betroffen sind damit die Bundesligisten ASV Grünwettersbach und TV Busenbach sowie in der Dritten Liga der TTC Wöschbach und die zweite Mannschaft der Grünwettersbacher.

„Die Absetzung war unvermeidlich und ist konsequent“, sagt Manfred Schwab, der Teammanager des Frauen-Erstligisten TV Busenbach. Die Busenbacherinnen ziehen sich ohnehin aus der Bundesliga und komplett vom Spielbetrieb zurück.

Auch der Tischtennis-Spielbetrieb in der Oberliga und von der Badenliga abwärts wird zunächst bis Ostern ausgesetzt. In der Oberliga Baden-Württemberg steht der TTV Ettlingen – Stand jetzt – sportlich als Aufsteiger fest.

Die DTTB-Führung peilt eigenen Angaben zu Folge „möglichst eine bundeseinheitliche Regelung“ mit allen 18 Mitgliedsverbänden an, was die etwaige „Verschiebung von Wettkämpfen, deren Streichung sowie Auf- und Abstiegsregelungen“ betrifft. Man werde die Situation täglich beobachten, ergänzte der Badische Verband.

Wie wir über die Auswirkungen des Coronavirus berichten

Auf bnn.de berichten wir zurzeit verstärkt über die wichtigsten Entwicklungen rund um Corona in der Region rund um Karlsruhe, Bretten, Pforzheim, Rastatt und Bühl. Jeden Tag schränken Kliniken die Besuchszeiten ein, Schulen schließen, Firmen schicken Mitarbeiter nach Hause. Es ist selbst für unsere Redaktion zeitweise schwierig, den Überblick zu behalten. Deshalb filtern wir für unsere Leser aus der Flut an Informationen, welche der vielen Corona-Meldungen wichtig sind – unter anderem in dieser Übersicht .

Alle Informationen prüfen wir, um keine Falschinformationen zu verbreiten. Viele Menschen, auch in unserer Redaktion, machen sich ohnehin Sorgen. Wir möchten sie informieren und nicht verunsichern.

Zwei unserer Kollegen befassen sich ausschließlich mit dem Thema Corona – als unsere internen Experten. Viele weitere BNN-Redakteure recherchieren täglich zu den Auswirkungen von Covid-19 in den Städten und Gemeinden der Region. Unsere Autoren sprechen mit Entscheidern in den Landratsämtern, Krankenhäusern und in Firmen. Gleichzeitig telefonieren sie (Betroffene treffen wir derzeit nicht persönlich) mit Menschen, die Cafés schließen, Veranstaltungen absagen oder zu Hause bleiben müssen.

So möchten wir dazu beitragen, dass Menschen in der Region sich auf dem aktuellsten Stand halten können, um die richtigen Entscheidungen für ihren Alltag und ihre Gesundheit zu treffen.

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