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Raffinierte Technik

Discounter in der Region Karlsruhe setzen auf Parksensor statt Parkscheibe beim Einkauf

Raffinierte Technik auf dem Supermarkt-Parkplatz: Handgroße Bodensensoren merken, wenn ein Auto über ihnen parkt – und messen die Zeit. Ist das erlaubte Maß überschritten, geht eine Info an einen Dienstleister. Vor allem Lidl und Aldi setzen darauf.

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SOBALD EIN AUTO DARAUF STEHT, LÄUFT DIE ZEIT: Lidl (Foto) und Aldi setzen an einzelnen Standorten Bodensensoren statt Parkscheiben ein. So wollen die Discounter das Fremd- und Dauerparken verhindern. Foto: Hora

Raffinierte Technik auf dem Supermarkt-Parkplatz: Handgroße Bodensensoren merken, wenn ein Auto über ihnen parkt – und messen die Zeit. Ist das erlaubte Maß überschritten, geht eine Info an einen Dienstleister.

Der schickt einen Mitarbeiter vor Ort und klemmt ein Knöllchen hinter die Scheibenwischer. Bezahlt der Fremd- oder Dauerparker nicht, dann wird per Kennzeichen der Eigentümer des Autos beim Kraftfahrtbundesamt ermittelt. Die Parkscheibe ist bei dieser Methode, auf die vor allem die beiden Discounter Lidl und Aldi setzen, passé.

Die Zahl dieser Sensoren steigt

Einer der Dienstleister, die per Sensoren die Parkzeit im Blick haben, ist die Park & Control PAC GmbH, ein Tochterunternehmen der Stuttgarter Apcoa Parking-Gruppe. Im Oktober 2018 startete PAC in Stuttgart und Dresden mit der Sensortechnologie. Längst ist sie bundesweit ausgerollt. „Derzeit betreibt Park & Control schon rund 25.000 Stellplätze in Deutschland, die mit der Sensortechnologie ausgestattet sind – Anzahl steigend“, teilt PAC auf BNN-Anfrage mit.

Neben Supermärkten wollten auch Krankenhäuser und Wohnungsgesellschaften mit der Technik verhindern, dass ihre Parkplätze von Fremd- und Dauerparkern blockiert werden und eigene Kunden dadurch „keine Stellplätze“ mehr finden. „Besonders der Handel reagiert sehr interessiert.“

„Wir als Handelsverband begrüßen jede technologische Weiterentwicklung, die den Kunden das Einkaufserlebnis erleichtert – so auch bei den neuartigen Bodensensoren“, betont Hilmar Pfister, Pressesprecher des Handelsverbandes Baden-Württemberg.

Verbraucherzentrale findet Schranken besser

Was nicht überrascht: PAC übernimmt Investition, Installation, Wartung und Betrieb. Unumstritten ist diese Art der Parkraumüberwachung freilich nicht. Oliver Buttler von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg findet sie zwar kundenfreundlicher als die Parkscheiben-Methode.

Aber besser fände er es, wenn an Parkplätzen mit vielen Dauerparkern Ein- und Auslassschranken zum Einsatz kämen. "Da bekommt jeder, der auf den Parkplatz fährt, gleich signalisiert: Es gibt Regeln. An der Kasse wird dann eine Parkzeit für den Einkauf vergütet. Die echten Kunden parken umsonst oder verbilligt, Fremdparker zahlen den vollen Preis."

Lidl nutzte eine solche Schranke jahrelang auf dem Kundenparkplatz in der Karlsruher Kriegsstraße 236. Im Gebäude mit der Filiale sind auch Wohnungen und Büros untergebracht – mit entsprechendem Parkplatzbedarf. Die Schranke wurde durch Parksensoren ersetzt, wie es sie in Karlsruhes Theodor-Rehbock-Straße und in Malsch gibt. Auch dort ist jeweils Wohnbebauung in der Nähe.

Wir profitieren nicht vom Verwarnungsgeld.
Sonja Kling, Lidl

Sonja Kling von der Pressestelle des Neckarsulmer Konzerns spricht von „ausgewählten Standorten“, nennt aber keine Zahl der Parkplätze, die mit Sensoren ausgestattet sind. Man habe mit diesen „gute Erfahrungen gemacht“. Der externe Dienstleister könne von Dauerparkern bis zu 30 Euro verlangen. Über die freie Parkzeit hinaus gelten laut Lidl auch Karenzzeiten. „Lidl profitiert nicht von dem Verwarnungsgeld“, heißt es weiter.

Schranke, Parkscheibe oder eben Bodensensoren – Aldi Süd nutzt vor allem in Innenstadtlagen alle drei Methoden, um Engpässe durch Fremdparker zu vermeiden. Welche Variante gewählt wird, entscheiden laut Aldi die 30 Regionalgesellschaften eigenständig.

Daher könne man auch keine Gesamtzahl nennen. „In der Regionalgesellschaft Ketsch werden beispielsweise ausnahmslos Bodensensoren eingesetzt“, gibt Tobias Neuhaus für Aldi-Süd (Mülheim an der Ruhr) Auskunft. Ihr Einzugsgebiet erstreckt sich von Bensheim in südlicher Richtung über Heppenheim, Mannheim und Heidelberg bis Speyer und Sinsheim.

Falschparker bei Aldi zeigen sich angeblich oft einsichtig

Auch Aldi berichtet von guten Erfahrungen. „Wenn uns Falschparker mitunter ,Abzocke’ vorwerfen, geschieht dies erfahrungsgemäß in der ersten Verärgerung über ein Knöllchen. Ist die verflogen, zeigen sie sich meist einsichtig und sind zugänglich für die Gründe unserer Maßnahmen.“ Auch dieser Discounter betont, finanziell nicht von der Parkraumüberwachung zu profitieren – im Umkehrschluss bezahle man aber auch nicht die beauftragte Dienstleistung.

Und wie lang darf frei geparkt werden? „Je nach Standort zwischen 45 und 120 Minuten“, so der Aldi-Sprecher. Man zeige sich bei Überschreitungen in der Regel auch kulant.

Höher sei die Parkzeit, wenn Drogerie- oder Fachhandelsmärkte an Aldi-Filialen angrenzen. Oft vermiete man an diese Teile der Grundstücke oder Gebäude, so der Aldi-Sprecher weiter. In der Branche spricht man vom „One-Stop-Shopping“, das man den Kunden bieten wolle.

Rewe und Edeka zurückhaltend

Und wie schaut es bei den Supermarktbetreibern Rewe und Edeka aus? „Aktuell hat kein Parkplatz einer Rewe-Filiale in Baden-Württemberg Bodensensoren zur Überwachung der Parkzeit, und es sind solche auch nicht konkret geplant“, so Thomas Bonrath, Pressesprecher des Kölner Konzerns. Aufgrund der dezentralen genossenschaftlichen Strukturen könne man aber nicht sagen, ob einzelne Rewe-Kaufleute Bodensensoren einsetzen.

Darauf weist auch Isabell Schönhuth von Edeka Südwest (Offenburg) hin. Nur so viel: „Bei den von uns geführten Märkten im Südwesten haben wir aktuell keine Bodensensoren zur Parkraumbewirtschaftung installiert.“

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