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Kontrolle auf der A8

Pediküre oder Handy am Steuer – Polizei kontrolliert mit neuer Technik LKW-Fahrer

Sieht unscheinbar aus. Eigentlich wie ein x-beliebiger Lieferwagen. Volle Absicht: Das soll der „Beweissicherungs- und Dokumentations-Einsatzwagen“ der Polizei auch. Bis zu dreimal wöchentlich kontrollieren Einsatzkräfte mit dem speziellen Wagen mit Kamera auf dem Dach LKW-Fahrer auf der A8.

Augen am Himmel: Polizeiobermeister Timo Röpke schraubt die Drohnen zusammen, die etwa eingesetzt werden, um einen Unfall von oben zu dokumentieren.
Augen am Himmel: Polizeiobermeister Timo Röpke schraubt die Drohnen zusammen, die etwa eingesetzt werden, um einen Unfall von oben zu dokumentieren. Foto: Susanne Roth

Sieht unscheinbar aus. Eigentlich wie ein x-beliebiger Lieferwagen mit Paketpost im Blech-Bauch. Volle Absicht: Das soll der BeDoKw ja auch. Fast schon liebevoll klingt die Bezeichnung für den „Beweissicherungs- und Dokumentations-Einsatzwagen“, der in seiner ganzen weißen Sprinter-Pracht auf dem Autobahnabschnitt der A8 zwischen Anschluss Karlsbad und Heimsheim Dienst tut.

Und das seit Kurzem zwei- bis dreimal in der Woche. Immer an Bord: zwei Beamte der Bereitschaftspolizei des Polizeipräsidiums Einsatz mit Sitz in Göppingen. Das Fahrzeug kommt aber aus Bruchsal, wo zwei dieser speziellen Sprinter ihren Garagenplatz haben.

Häufung von Unfällen deutete auf Handlungsbedarf hin

„Wir haben natürlich immer schon kontrolliert“, betont Polizeisprecher Frank Weber von der Autobahnpolizei in Pforzheim. Die Häufung schwerer Unfälle – oft, weil ein Lastwagen auf das Stauende aufgefahren ist – haben aber einen gewissen Handlungsbedarf auf diesem Autobahnabschnitt in Form von mehr Kontrollen sichtbar gemacht.

Und so kommt keine Paketpost beim Öffnen der Schiebetür zum Vorschein, sondern es sind unter Umständen vier Polizeibeamte. Aber nur bei Bedarf. Neben den drei Kollegen von der Bereitschaftspolizei sitzt immer auch ein ortskundiger Kollege der Pforzheimer Autobahnpolizei. Und der meldet nicht nur per Zuruf den dokumentierenden Kollegen im Fond einen Verdächtigen und hält die Kelle aus dem Seitenfenster, sondern steigt auch als Erster aus, um mit den Fahrern zu sprechen.

Rechte Hand Smartphone – linke Hand Wasserflasche

Wenige Minuten nach dem Einbiegen auf die Autobahnauffahrt West Richtung Stuttgart hat Polizeihauptkommissar Michael Schempf bereits entdeckt, dass der Fahrer eines Lastwagens mit der rechten Hand sein Smartphone bedient (oder zumindest hält) und in der linken eine Wasserflasche hat.

Polizeiobermeister Timo Röpke richtet hinter dem Beifahrersitz die Kamera auf den Fahrer aus. Seine Kollegin, Polizeihauptmeisterin Franziska Bartsch, hat auch schon ihre Hände an die Tastatur ihres Computers gelegt, um die Videobeweise zu sichern.

Kamera auf dem Fahrzeugdach beobachtet LKW-Fahrer

Und das erklärt auch den Unterschied zum Paketlieferwagen: Das seltsame Augenpaar an einem ausfahrbaren und an ein U-Boot erinnernden Rohres auf dem Dach gehört zu einer Kamera. Ausfahren muss man die, so erklärt Timo Röpke, nicht unbedingt; sie ist eigentlich schon auf gleicher Höhe mit dem Fahrersitz des Lkw-Fahrers.

Um mit dem BeDoKw auf gleiche Höhe mit den Lkw-Fahrern zu kommen, muss der Sprinter keine Höchstleistung bringen. „Wir fahren höchstens 120 Stundenkilometer“, sagt Polizeiobermeister Daniel Jelinski, der das Fahrzeug an diesem Tag steuert. „Wenn man schneller fahren würde, wären die Aufnahmen auch unbrauchbar.“ Wenig später hält der Konvoi auf dem nächsten Parkplatz. Oft verständige man sich mit den ausländischen Fahrern mit Händen und Füßen, berichtet Franziska Bartsch.

Die meisten Fahrer zeigen sich einsichtig

„,Führerschein‘ und ,Papiere‘ versteht aber jeder inzwischen.“ So auch dieser Fahrer aus Polen, der für ein deutsches Unternehmen tätig ist. Er zeigt sich einsichtig. Wie die meisten Fahrer, betont der Leiter der Autobahnpolizei Roland Bäuerle zuvor.

Der Fahrer wird gleich zur Kasse gebeten und ist wenige Minuten später 130 Euro los. Einen Punkt im Strafregister bekommt er außerdem. „Für meine Frau“, sagt er noch und wedelt reumütig lächelnd mit dem Protokoll, bevor er weiterfährt. Sofort bezahlen muss nur derjenige, der seinen Wohnsitz nicht in Deutschland hat.

Teure Technik

Und weiter geht es. Über Langeweile müssen sich die Beamten im Einsatz nie beklagen. „Hier gibt es immer zu tun“, sagt einer von ihnen. Timo Röper und Kollegin Franziska Bartsch quetschen sich wieder auf die Rückbank – dort geht es eng zu, denn die Technik braucht viel Platz.

120.000 Euro kostet allein das eigentlich für die Begleitung von Demonstrationen gebaute Fahrzeug, von der Technik im Inneren ganz zu schweigen, deren Wert die Beamten nicht schätzen können. Zum Equipment gehören auch zwei Drohnen. Diese werden aber nur zu Dokumentationszwecken benutzt. Und dazu, bei einem langen Stau ausfindig zu machen, wo man „den Verkehr ableiten kann“, wie Polizeisprecher Frank Weber sagt.

Ein Fahrer schnitt sich während der Fahrt die Fußnägel

Der BeDoKw ist nur dazu da, „fahrerfremde Tätigkeiten“ zu kontrollieren, wie es im Beamtendeutsch heißt und was übersetzt sehr oft bedeutet, dass jemand sein Smartphone während der Fahrt benutzt. Jede noch so minimale Ablenkung kann dazu führen, dass ein Stauende übersehen wird und schlimmstenfalls Menschen ums Leben kommen. Die Hitliste führt derzeit übrigens ein Fahrer an, der sich während der Fahrt gemütlich die Zehennägel geschnitten hat.

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