Die vier KIT-Gebäude am Schlossplatz bleiben noch lange dicht. Ein halbes Jahr nach Schließung der Institutsgebäude wegen der Belastung mit dem giftigen PCB liegt die Wiederaufnahme des Studienbetriebs in ungewisser Ferne. Es kann Jahre dauern.
PCB ist krebserregend
Land und KIT wollen jetzt immerhin in einen Sanierungstest einsteigen. PCB ist gesundheitsgefährdend und kann Krebs auslösen.
Sanierung im Versuchszimmer
Dabei geht es aber zunächst nur um den Teil eines Hauses aus dem Quartett, das sich östlich des Najadenwäldchens und der Lindenallee vor dem Schloss aufreiht. Man konzentriere sich 2017 auf diese Sanierungsprobe in einem „Versuchszimmer“, erklärt Günter Bachmann, Chef des Karlsruher Amts von Vermögen und Bau Baden-Württemberg.
Erst wenn man positive Erfahrungen in diesem „Musterraum“ gesammelt habe, könne es um das Sanierungskonzept für alle vier Gebäude gehen. Wann die Pavillons „ertüchtigt“ sind, kann demnach heute niemand sagen. Es könnte also leicht im nächsten Jahrzehnt sein.
Wir sind in einer unglücklichen Situation
„Wir sind da in eine unglückliche Situation reingeraten“, meint Gerhard Schmidt, Campus-Chefentwickler des KIT. „Wir wollen erst mal ein Gebäude sanieren“, bestätigt er. Noch aber seien die Messungen, die Aufschluss über die konkrete Ursache der PCB-Belastung geben, nicht abgeschlossen. Polychlorierte Biphenyle (PCB) wurden früher besonders als Weichmacher in Bauelementen und Dichtungen verwendet.
Neben den für die Atemwege und die Leberfunktion gefährlichen Ausdünstungen aus den Deckenplatten und Fugen der Fertighäuser aus den 60er-Jahren veranlassten auch Brandschutzmängel zum Handeln.
Seit 1989 ist PCB verboten
Seit 1989 ist der Einsatz von PCB in Deutschland prinzipiell verboten. Der Grenzwert von 3 000 Nanogramm PCB pro Kubikmeter Luft war im heißen August 2016 um das Dreifache überschritten worden. Daraufhin machte das KIT die vier Pavillons umgehend dicht. Der Umzug der Wirtschaftswissenschaften stand ohnehin bevor.
Der Experte für die KIT-Immobilien betont dabei wie Bachmann, der Anwalt für das Landesvermögen in Karlsruhe, dass die Probleme mit den Emissionen und dem Brandschutz erst durch die 2014 erfolgte Verschärfung der Vorschriften mit dem Absenken von Grenzwerten entstanden seien. Die PCB-Belastung der Häuser ist dem Land schon seit 2001 bekannt.
Kein Abriss
Vehement weist Schmidt den Gedanken von sich, dass man die 50 Jahre alten Pavillons, diese schmucklose KIT-Reihe an der repräsentativen Stelle Schlossplatz, vielleicht besser abreißen und durch Neubauten anderen Kalibers ersetzten solle.
„Dazu ist die Bausubstanz zu gut“, versichert Schmidt. Auch ein Entkernen wie beim ebenfalls damals belasteten Mathematik-Institutsgebäude einen Steinwurf südlich an der Waldhornstraße schließt Schmidt aus.
Neues Domizil am Kronenplatz
Die vom PCB vom Schlossplatz vertriebenen Wirtschaftswissenschaften finden übrigens im vom Land gekauften Rothermund-Riegel am Kronenplatz, das früher der Allianz gehörte, ihr neues Domizil. Es diente zuvor bereits den Mathematikern als Ausweichquartier während der Sanierung und eindrucksvollen Umgestaltung ihres Instituts.
Im KIT-Umfeld ist indessen zu hören, dass die Wirtschaftswissenschaftler dauerhaft in dem an der Kaiserstraße dominanten Brücken-Gebäude des Kronenplatzes mit roter Sandsteinverkleidung bleiben und nicht mehr an den Schlossplatz zurückkehren werden.
2020 wieder nutzbar?
Noch habe man nicht mit der Probesanierung angefangen, räumt Schmidt ein. „Wir werden aber noch in diesem Jahr damit beginnen“, unterstreicht er. Es besteht demnach die realistische Möglichkeit, dass die vier KIT-Visitenkarten am Schlossplatz etwa 2020 wieder eine Funktion für die Studierenden und die Wissenschaftler erfüllen