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Bewegung im Einzelhandel

Saturn zieht vom Karlsruher Europaplatz weg

Mit Saturn verlässt ein Zugpferd den Karlsruher Europaplatz. Der Elektrofachmarkt zieht einige Meter weiter in die Kaiserstraße 211. Bis vor kurzem befand sich an diesem Standort das Schuhgeschäft Humanic, das geschlossen wurde. In der Einkaufsmeile und ihren Nebenstraßen ist der Einzelhandel in Bewegung.

Veränderungen im Einzelhandel
Der Einzelhandel in Karlsruhe ist in Bewegung. MIt dem Mieder-Studio Kathrin in der Kaiserpassage schließt nach 62 Jahren ein weiteres inhabergeführtes Fachgeschäft. Bereits jetzt stehen in der Passage drei Läden leer. Foto: Sandbiller

Vor acht Jahren ist der Elektrofachmarkt Saturn aus der Postgalerie auf die andere Seite des Europaplatzes in Karlsruhe gezogen, ins ehemalige Kaufhaus Schneider. Nun steht erneut ein Umzug an: Der Elektrofachmarkt zieht in die Adresse Kaiserstraße 211, wo bis zur Schließung im Juli das Schuhgeschäft Humanic war.

Wir investieren weiter in Karlsruhe. Unsere Kunden können sich auf einen komplett neuen Saturn-Markt in der Innenstadt freuen.

Annabell Feith von der MediaMarktSaturn Retail Group bestätigt die BNN-Information: „Es ist richtig, dass wir in Karlsruhe weiter investieren. Nachdem wir den Saturn in Durlach im vergangenen Jahr modernisiert haben, können sich unsere Kunden bereits jetzt auf einen komplett neuen, hochmodernen Saturn-Markt in der Innenstadt freuen.“ Der Elektrofachmarkt soll laut Feith voraussichtlich Anfang 2021 am neue Standort öffnen. Bis dahin werde das Gebäude umgebaut und „auf unsere Bedürfnisse angepasst“, so die Sprecherin des Unternehmens.

Am Anfang war die Kaufhalle

Damit wird in dem mehrstöckigen Geschäftshaus mit der Glasfront ein neues Kapitel aufgeschlagen: 1958 wurde an dieser Stelle das Warenhaus Kaufhalle eröffnet. Nach dem Aus 1999 nutzte die Kaufhof Warenhaus AG das Gebäude als Standort für eine „Emotions“-Filiale, die 2005 wieder geschlossen wurde. 2006 eröffnete in der Immobilie die österreichische Schuh & Leder AG ihren Humanic Flagship-Store. Was indes der Wegzug von Saturn für die große Immobilie am Europaplatz bedeutet? Auf eine BNN-Anfrage dazu war gestern niemand zu erreichen.

"Globetrotter" hat eine Filiale eröffnet

An der Adresse Kaiserstraße 195-197, zwischen Ritter- und Herrenstraße, ist die Zeit verriegelter Türen und trist verklebter Schaufenster vorbei. Am Donnerstag eröffnete dort der Hamburger Outdoor-Händler „Globetrotter“ eine Filiale. Bis 2017 verkaufte an diesem Standort das Modeunternehmen Esprit.

Zwei neue Schuhgeschäfte

Wer mit offenen Augen durch die Kaiserstraße flaniert, bemerkt auch an anderen Stellen Veränderungen. Zwei leer stehende Geschäfte haben neue Mieter bekommen: In den Laden in der Kaiserstraße 84, zwischen Lamm- und Ritterstraße, ist Anfang August der Schuhspezialist Leguano Barfußschuhe eingezogen. Ebenfalls neu in der City ist der dänische Schuhproduzent Ecco, der Anfang Juli das Ladengeschäft in der Kaiserstraße 181-183, zwischen Herrenstraße und Waldstraße, bezogen hat.

Bewegung auf der Einkaufsmeile

Ecco hat damit die Lücke geschlossen, die Tchibo hinterlassen hat. Der Kaffeefilialist ist indes einige Meter weiter in die Hausnummer 199a gezogen und folgte damit auf die geschlossene WMF-Filiale. Wieder leer steht dagegen eine Ladenfläche neben der Zentral-Apotheke. Bis vor kurzem gab es dort bei „Hazara“ Damenbekleidung zu kaufen. Von einem neuen Mieter habe man noch nichts gehört, zuckt der Mitarbeiter eines Mobilfunkanbieters in der Nachbarschaft die Schultern.

Mehr Gastronomie

Recht zügig ging dagegen die Vermietung der Ladenfläche Kaiserstraße 80, gegenüber dem Marktplatz. Wo bis Mitte Juni der Karlsruher Designer Riaz Dan ein Gastspiel mit einem Pop-up-Store gab, wird gerade kräftig umgebaut. In Kürze eröffnet dort ein Lokal mit asiatischer Küche. Eine Gastronomie gab es hier schon mal: Rund eineinhalb Jahre lang existierte dort die „Schmatztruhe“, die nach dem Vorbild amerikanischer Food-Courts die Pastawerkstatt „Anton & Konsorten“ und das vegetarische Konzept „vongruen“ unter einem Dach vereinte. Im vergangenen Spätsommer gab der Betreiber auf.

Zu hohe Mieten?

Aufmerksamen Passanten entgeht es nicht: Der klassische Handel ist auf der Einkaufsmeile auf dem Rückzug, dafür macht sich die Gastronomie breiter. Diese Tendenz ist nicht nur in Karlsruhe zu beobachten. Es gäbe Studien, die sagen, dass es in Zukunft in Innenstädten 30 Prozent Handel und 70 Prozent Gastronomie geben wird, berichtet Andreas Preißler, Inhaber des Modegeschäfts „Unikat“ in der Kaiserstraße. Dass es für den stationären Einzelhandel schwierig ist, liegt auf der Hand.

Spürbar weniger Kunden aber gleich hohe Mieten

„Man kann die Kaiserstraße heute nicht mit der Kaiserstraße vor zehn Jahren vergleichen“, sagt Preißler. Die Frequenz habe deutlich abgenommen. Online-Handel, die U-Strab-Baustelle... „Es sind mehrere Gründe, die zusammenkommen. Wenn die Rheinbrücke zum Beispiel am Wochenende gesperrt ist, merken wir das sofort. Die Kunden aus der Pfalz bleiben weg.“ Das Niveau der Mieten in der Kaiserstraße sei indes aber dasselbe wie vor zehn Jahren. „Wenn inzwischen nicht einmal große Filialisten diese Beträge zahlen können, dann stimmt doch was nicht“, kritisiert der Einzelhändler.

Leerstand ist das Schlimmste, was passieren kann.

Zugleich warnt er: „Leerstand ist das Schlimmste was passieren kann – für die Stadt, die Händler und letztlich auch für die Vermieter. Er schreckt nämlich ab.“ Alles schwarzmalen will Preißler jedoch nicht. „Die Stadt tut viel Positives und holt den Handel bei Veranstaltungen mit ins Boot.“ Es gebe auch positive Impulse, so der Einzelhändler. „Menschen suchen wieder das Einkaufserlebnis, schätzen die Haptik und die Ansprache in einem stationären Laden. Wir registrieren auch eine steigende Nachfrage nach regionalen Produkten“, sagt Preißler. Aber selbst wenn die Baustellen eines Tages komplett verschwinden, wird nicht über Nacht alles wieder positiv, so Preißler. „Wir müssen eher in Zeitspannen von zehn Jahren denken.“

Aus für "Beate Uhse" und Kunstmarkt Boss

Bei der Eröffnung eines Shops in der Waldstraße vor rund fünf Jahren hatte der Erotikkonzern Beate Uhse für große Empörung bei den Gewerbetreibenden in der Nachbarschaft gesorgt. Jüngst meldete der Konzern erneut Insolvenz an, der Shop in der Waldstraße gehört nun damit der Vergangenheit an. Er steht jetzt ebenso leer wie das Ladengeschäft in der benachbarten Erbprinzenstraße 32. Dort hatte sich Kunstmarkt Boss am 27. Juli von seinen Kunden verabschiedet.

Leerstände gibt es zudem in der nördlichen Waldstraße: Unter anderem hat der Schmuckladen „flair“ geschlossen. In dem leeren Geschäft im denkmalgeschützten Haus Nummer 15 plant Karzan Suleiman ein neues Projekt. Er betreibt auf der anderen Straßenseite den Herrenfriseur „Leo Mane“. Ebenfalls leer steht das Erdgeschoss im Haus Nummer 19. Dort soll an gehobene Gastronomie vermietet werden.

Verblasster Glanz

Als die Kaiserpassage im November 1887 ihre Pforten öffnete, war sie eine Attraktion. Die elegante, glasüberdachte Ladenzeile mit elektrischer Beleuchtung brachte Großstadtflair nach Karlsruhe. Heute kommt dem Flaneur beim Gang durch die Passage kaum das Wort elegant in den Sinn, und das liegt nicht nur daran, dass sie heute eher ein nüchterner Zweckbau ist. Das historische Gebäude, das nach Plänen von Gustav Ziegler entstand, wurde im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört. Statt bunter Konsumwelt, herrscht dort nämlich teilweise Tristesse. Gleich drei Läden stehen leer, bald werden es mehr sein.

Das Umfeld ist schwieriger geworden.

„Großer Räumungsverkauf wegen Geschäftsaufgabe“ steht es Weiß auf Rot am Schaufenstern von Mieder-Studio Kathrin. Nach 62 Jahren hört Inhaber Peter Kreibich auf, der das Fachgeschäft von seinen Eltern übernommen hat. „Das Umfeld ist schwieriger geworden, die Verkehrssituation in der Stadt, das Kundenverhalten hat sich verändert, und es sind Mitbewerber dazugekommen, sowohl online als auch stationär“, zählt Kreibich die Gründe auf.

Neue Gastronomie für das "Ettlinger Tor"

Im Einkaufscenter „Ettlinger Tor“ soll nach längerer Verzögerung im Eingangsbereich am Rondellplatz die Gastronomie „Yemen Kahvesi“ nun im September öffnen. Nach wie vor leer steht eine Ladenfläche von 1.700 Quadratmetern, die sich über zwei Stockwerke erstreckt. Gespräche mit Anbietern laufen. „Wir hoffen auf eine Lösung in diesem Jahr, sodass wir nächstes Jahr eröffnen können“, versichert Center-Managerin Anne Klausmann. Es werde außerdem noch eine weiteres gastronomisches Angebot einziehen. Details könne sie zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht nennen.

Postgalerie: "Frittenwerk" ist schon da, "Hans im Glück" kommt noch

Die leeren Flächen im Erdgeschoss des Centers am Europaplatz sind teilweise bereits bezogen. Den Platz von der Fast-Food-Kette „Bagelstein“ hat das „Frittenwerk“ eingenommen. Die Kette „Nanu-Nana“ (Deko- und Geschenkartikel) hat den ehemaligen Ladenbereich von „Weltbild“ übernommen. Voraussichtlich Ende des Jahres soll zudem der Burgergrill „Hans im Glück“ mit einer zweiten Filiale (nach Marktplatz) in die Postgalerie einziehen.

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