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Geschichtsprojekt zu Auschwitz

Schicksal eines jüdischen Fußballers aus Karlsruhe bewegt Schüler

Vor 75 Jahren wurde das Konzentrationslager Auschwitz von russischen Truppen befreit - für mehr als eine Million Todesopfer kam die Hilfe zu spät, darunter auch der Karlsruher Fußballnationalspieler Julius Hirsch. Mit seinem persönlichen Schicksal beschäftigen sich Schüler des Max-Planck-Gymnasiums in Karlsruhe.

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Umjubelter Torschütze - und dann in Auschwitz ermordet: Mit dem Schicksal des jüdischen Fußballnationalspielers Julius Hirsch (Bildschirmfoto) haben sich Max-Planck-Schüler intensiv befasst. Foto: Hora Foto: None

Vor 75 Jahren wurde das Konzentrationslager Auschwitz von russischen Truppen befreit – für mehr als eine Million Todesopfer kam die Hilfe zu spät, darunter auch der Karlsruher Fußballnationalspieler Julius Hirsch. Mit seinem persönlichen Schicksal beschäftigen sich Schüler des Max-Planck-Gymnasiums in Karlsruhe.

Hinter der unvorstellbaren Zahl von mehr als 1,1 Millionen Opfern, die im Konzentrationslager Auschwitz starben , verbergen sich ebenso viele Einzelschicksale – Menschen, die liebten, litten und die höchst unterschiedliche Berufe, Talente und Lebenswege hatten, bis die nationalsozialistischen Mörder sie einsperrten und ins Konzentrationslager verfrachteten wie Ware oder Vieh.

Einer dieser Menschen, die nie aus Auschwitz zurückkehrten, war der jüdische Karlsruher Fußballnationalspieler Julius Hirsch. Am Max-Planck-Gymnasium Karlsruhe haben sich Neuntklässler nun sehr intensiv mit dem Schicksal dieses ehemals umjubelten Spielers des FV Karlsruhe befasst, dessen Todesdatum unbekannt ist.

Allein der Gedanke: Da ist ein bekannter Karlsruher Fußballer. Einer, der es bis in die Nationalmannschaft geschafft hatte und zweifacher deutscher Meister war. Und plötzlich demütigen ihn andere Karlsruher, zwingen ihn zur Arbeit auf dem Schuttplatz. Als 50-Jähriger wird er zum Bahnhof beordert, verschleppt – und ermordet. Nur weil andere Menschen meinen, dieser Mann habe die falsche Abstammung. „Man kann sich das heute einfach nicht mehr vorstellen“, meint Lukas. „Unglaublich, dass Menschen dazu in der Lage sind, eine Gruppe von Menschen so systematisch auszulöschen.“ Seine Mitschüler nicken. Es ist Julius Hirsch, über den die Neuntklässler des Karlsruher Max-Planck-Gymnasiums sprechen.

Der Fußballnationalspieler stürmte für den FV Karlsruhe

Das Schicksal des jüdischen Fußballers, den die Nationalsozialisten im Konzentrationslager Auschwitz umbrachten, bewegt die Jugendlichen. Seit Wochen beschäftigen sie sich im Unterricht mit dem früheren Stürmer des FV Karlsruhe. „Was die Familie alles unternahm, um die Kinder zu retten“, sagt Lilli. „Hirsch und seine Frau haben sich deshalb sogar scheiden lassen.“

Früher, da kannten die Schüler abstrakte Opferzahlen. „Es war immer davon die Rede, dass viele, viele Tausend Menschen ermordet wurden“, sagt Greta, „aber jetzt ist klarer geworden, was das heißt.“ In Naijaras Gedächtnis hat sich ein Foto aus dem KZ stark eingeprägt: „Die vielen Schuhe, die auf Haufen lagen – da begreift man, um wie viele echte Menschen es ging.“

Was das für den einzelnen Menschen bedeutet, ist deutlich geworden

Julius Hirschs Porträtbild werden die Schüler wohl nicht so schnell vergessen. Hass, Verfolgung, Todesangst: „Was das für den einzelnen Menschen bedeutet, ist an seiner Geschichte deutlich geworden“, sagt Lilli. Annika stimmt zu. Sie kam als Kind oft am „Stolperstein“ für Julius Hirsch vorbei. Nun erzählen sie, Johanna, Dominika und Sophia, dass sie neuerdings lange Gespräche mit Eltern und Großeltern führen – über Hirsch, das Dritte Reich, den Krieg.

Lehrer: Opfer nicht als ausgemergelte Kreaturen zeigen

Geschichtslehrer Philipp Hofacker und Religionslehrerin Ines Bartz haben sehr bewusst Hirschs Schicksal in den Fokus gerückt. „Ich finde es falsch, wenn die Opfer des nationalsozialistischen Terrors in erster Linie als ausgemergelte Kreaturen oder als Leichen gezeigt werden“, sagt Hofacker. „Es waren Menschen mit individuellen Biographien, deren Leben nicht erst in den 1940er-Jahren mit ihrer Deportation nach Auschwitz begonnen hat. Es geht mir darum, den Opfern ihr Gesicht – wieder – zu geben.“

Ein Enkel von Julius Hirsch hat die Klasse besucht. „Er hat erzählt, wie er als Jugendlicher von der Ermordung seines Opas erfahren hat“, sagt Greta. „Das war berührend – und traurig.“

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