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Badisch für Anfänger

Von "Alderle!" bis "Zwiwwel"

Die Mundart der Menschen zwischen Heidelberg, Karlsruhe und Freiburg ist voll von sympathischen Eigenheiten. Wenn Sie nicht wissen, was sich hinter „Alla gud!“ oder „Zwiwwel“ verbirgt, lohnt ein Blick in das Wörterbuch „Badisch für Anfänger“, das für Nicht-Badener und für Badener ein Lesevergnügen ist. BNN-Redakteur und Mundartexperte Thomas Liebscher hat die von Werner Puschner vor Jahren geschriebene Erstauflage im Langenscheidt-Verlag jetzt überarbeitet. Alderle!

"Badisch für Anfänger" heißt ein Wörterbuch aus dem renommierten Langenscheidt-Verlag. BNN Redakteur und Mundartexperte Thomas Liebscher hat die Erstauflage aus der Feder von Werner Buschner überarbeitet.
"Badisch für Anfänger" heißt ein Wörterbuch aus dem renommierten Langenscheidt-Verlag. BNN Redakteur und Mundartexperte Thomas Liebscher hat die Erstauflage aus der Feder von Werner Buschner überarbeitet. Foto: Bernd Kamleitner

Wenn im Badischen „I helf da glei!“ ertönt, ist Vorsicht geboten. Denn statt der vermutlich erwarteten Hilfe verbirgt sich hinter dem Ausspruch eine Warnung: „Tu das nicht!“ Wem solche und andere in der Region gängige Redewendungen nicht geläufig sind, der findet Aufklärung und damit Hilfe für Alltagssituationen in dem humorvoll verfassten Wörterbuch „Badisch für Anfänger“ aus der Feder von Werner Puschner und Thomas Liebscher.

Wörterbuch wurde für neue Auflage überarbeitet

Natürlich wird in Baden nicht nur eine Mundart gesprochen, auch wenn die Menschen ihren Dialekt oft einfach „Badisch“ nennen. Aber wir wollen kein Dipfelesscheißer, also nicht allzu kleinlich, sein. „Badisch für Anfänger“ zeigt auf dem Titel eine sanfte Schwarzwaldlandschaft mit einem Hof, der an den TV-bekannten aus der SWR-Serie „Die Fallers“ erinnert, und eine Silhouette des Karlsruher Schlosses auf einem Bierdeckel. Inhaltlich widmet sich das Büchlein im handlichen Kleinformat vor allem dem Dialekt im Raum Kallsruh (Karlsruhe) und  Brusl (Bruchsal).

Lesespaß für jeden Dialektfreund

Was in dieser Region gesprochen wird, wird in Pforzheim, Heidelberg oder in Mittelbaden – also auch in Etje (Ötigheim) oder Iffze (Iffezheim) – gut verstanden. Zudem sind Besonderheiten berücksichtigt, wie sie nur im Alemannischen und in der Kurpfalz vorkommen. Somit ist das Büchlein nicht nur ein Lesespaß für Nicht-Badener, sondern auch für Einheimische – kurzum für jeden Dialektfreund oder jeden, der es werden möchte. Nebenbei erfährt man auch Interessantes über badische Berge, prominente Sportvereine und Sprachanekdoten. Alderle! – so würde ein davon angenehm überraschter Badener das Werk loben.

Einige Beispiele aus dem Buch „Badisch für Anfänger“ nach dem Motto „Was der Badener sagt“ und „Was der Badener damit meint“: „Neidappt!“ – Reingefallen! „Wahrscheins!“ – Das glaubst Du ja selbst nicht! „Ich heb de Gluggser.“ – Ich habe Schluckauf. „Du gehsch ma elend uff de Senggel.“ - Du nervst absolut. „Oins nach em annere.“ – Bitte keine Hektik! „Komm, geh ford!“ – Lass mich in Ruhe! „Mein lieber Scholli!“ – Nicht schlecht, alle Achtung!

Mid Löffl hat ders ned grad gfresse! “ – Er ist nicht der Hellste!

„Du kannsch abdampfe.“ – Am besten verschwindest du jetzt. „Bisch du kummsch, isch de Markt verloffe.“ – Du bist viel zu spät dran, es ist vorbei.

Mach kai Ferds!“ – Lass das!

Erste Auflage stammt von Werner Puschner

Ganz neu ist das Gerüst des Wörterbuchs allerdings nicht. Werner Puschner, der in Karlsruhe geborene Lehrer und im Jahr 2017 verstorbene Mundartautor, hatte die erste Auflage schon vor vielen Jahren geschrieben. Der Verlag Langenscheidt, bekannt durch seine gelben Wörterbücher zu zahlreichen Sprachen, konnte für die Neuauflage einen Mundartexperten aus der Region gewinnen, der den Lesern dieser Zeitung bekannt ist: BNN-Redakteur Thomas Liebscher .

Badisch von Owwe un unne so heißt die beliebte Mundartserie von Bnn_Redakteur Thomas Liebscher im Ressort "Südwestecho" der Tageszeitung.
Badisch von Owwe un unne so heißt die beliebte Mundartserie von Bnn_Redakteur Thomas Liebscher im Ressort "Südwestecho" der Tageszeitung. Foto: Rake Hora

Er ist nicht nur Autor der beliebten Mundartbeiträge im Ressort „Südwestecho“ der Tageszeitung, sondern jeden Sonntag auf BNN-Instagramm mit einem Mundartbegriff vertreten. Der Mundartliebhaber Liebscher hat den Band überarbeitet und um ein 30-seitiges Kapitel ergänzt – damit der Anfänger immer mitreden kann. Schließlich ist im Badischen so manches annerschder – anders eben. Aber der Anfänger muss nicht gleich zur Schlabbergosch werden, also seinem Mundwerk gar keine Ruhe mehr gönnen ...

Kapitel auch zu Liebesgeflüster und Donnerwetter

Neben einem allgemeinen Wortverzeichnis gibt es unter anderem Kapitel über Speis und Trank, Bewegung und Freizeit, für Liebesgeflüster und – auch das – Donnerwetter. Sehr hilfreich und ein besonderes Lesevergnügen sind Crashkurse zu den Kapiteln. Karikaturen von Dieter Huthmacher aus Pforzheim runden den Spaß bei der Lektüre ab.

Was den Badener erzürnt

Soodele – ein Tipp für Zugezogene zum Schluss: Wenig Spaß versteht der Badener oder Badner hingegen, wenn er Badenser genannt wird. Dann kann es sein, dass er obbenaus geht – sprich: sehr verärgert reagiert. Frankfurter, so heißt es im Büchlein, sind ja auch keine Frankfurdser und Heilbronner keine Heilbronnser! Gell?

Buchtipp: Werner Puschner/Thomas Liebscher, Badisch für Anfänger, Langenscheidt-Verlag, 160 Seiten, 10 Euro. Erhältlich in allen Geschäftsstellen der Badischen Neuesten Nachrichten und im Buchhandel.

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