Herr Lüthin, im April hat es quasi nicht geregnet. Sorgen Sie sich vor dem Sommer?
Auf jeden Fall. Wir haben schon im vergangenen Jahr massive Einschnitte gehabt. Wir befürchten, dass es in diesem Sommer noch trockener wird.
Wie reagieren die Gärtner denn darauf?
Manche Kleingärtner bewässern mit Grundwasser, andere müssen das Wasser aus dem Hahn nehmen. Das geht natürlich ins Geld, da wird gespart. Wenn man so einen Garten einen Abend lang durchgießt, kommen schnell mal 3.000 Liter zusammen. Manche haben das Drei- bis Vierfache an Kosten im Vergleich zu früheren Jahren.
Die Sommer aus 2018 und 2019 waren extrem trocken. Wie ist der Zustand der Gärten?
Sie sind in Mitleidenschaft gezogen. Mehrjährige Pflanzen haben ein geringeres Wachstum, Äste sind abgebrochen, sonst immer grüne Pflanzen haben gelitten. Vom letzten Jahr haben sich die Pflanzen und Böden noch nicht erholt. Jetzt kommt die extreme Wärme im April dazu und der Wind, der austrocknet. Es geht von vorne los, das wird für jeden Gärtner noch mehr zur Herausforderung.
Man muss nicht zusehen, wie alles kaputt geht.
Welche Vorkehrungen können Gärtner treffen?
Wir raten immer zu Tonsplittern oder -kugeln und zum Mulchen. Was die Pflanze nicht aufnehmen kann, nimmt der Ton – wie ein Wasserspeicher. Rasen- oder Rindenmulch schützt vor Austrocknung. Durch das Abmulchen auch unter der Hecke ist schon viel gewonnen. Ob für den Klein- oder den Hausgarten, die Probleme sind gleich.
Wie sieht dann eine gute Bewässerung aus?
Da gibt es viele Möglichkeiten. Eine automatische Bewässerungsanlage ist natürlich ein Segen. Der Wasserverbrauch ist ja so oder so gegeben. Damit kann ich zu Zeiten gießen, in denen es die Pflanze gut verträgt, also spät abends oder morgens. Wenn ich sie in der Hitze von oben beregne, wirkt jeder Wassertropfen wie ein Brennglas. Das sind dann die kleinen braunen Flecken.
Und man sollte die Pflanzen nicht ertränken.
Im Moment kann man in der Karlsruher Gegend keine Pflanze ertränken. Wir haben hier zu 80 Prozent Sandboden, nur bei Lehmboden ist das anders.
Wäre auch eine Umgestaltung des Gartens mit widerstandsfähigeren Pflanzenarten sinnvoll?
Bei mehrjährigen Pflanzen geht das, aber das ist ein schwieriges Unterfangen. Auch Städte suchen solche Pflanzen. Das Problem wurde nicht früh genug erkannt. Es gäbe da nur Exoten. Eine Bananenstaude oder Palme sehen zwar schön aus, aber unsere heimische Tierwelt kann mit diesen Pflanzen nichts anfangen. Wir sind darauf bedacht, die Insektenwelt zu schützen.
Bieten sich keine heimischen widerstandsfähigen Pflanzen an?
Schön fürs Auge und mit Widerstand – da gibt es keine große Auswahl. Unter den Sträuchern ist es aber Spiraea oder der Hartriegel.
Bei einem erneut sehr trockenen Sommer: Wie viel können Gärtner durch Mehrarbeit retten, wann können sie nur noch zuschauen?
Man muss nicht zusehen, wie alles kaputt geht. Aber man muss dann auch bereit sein, Investitionen in den Garten einzubringen – Pflege, Zeit und Wassereinsatz.