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Mitarbeiter hat Covid-19

Wegen Corona: Erstes Restaurant in der Karlsruher Innenstadt geschlossen

Das neuartige Coronavirus hat Karlsruhe erreicht. Zwei Männer liegen mit dem Virus in zwei Kliniken, zwei erkrankte Frauen sind in ihren eigenen vier Wänden isoliert. Auch die Gastronomie bleibt nicht verschont: Der Mitarbeiter eines Schnellrestaurants in der Waldstraße ist an Covid-19 erkrankt. Das Lokal bleibt bis auf Weiteres geschlossen.

Geschlossen ist wegen Corona das erste Lokal in der Innenstadt. Der Mitarbeiter eines Schnellrestaurants in der Waldstraße ist betroffen.
Geschlossen ist wegen Corona das erste Lokal in der Innenstadt. Der Mitarbeiter eines Schnellrestaurants in der Waldstraße ist betroffen. Foto: Sandbiller

Voller Widersprüche steckt jetzt der Alltag. Die Corona-Epidemie hat Karlsruhe erreicht. Zwei Männer liegen mit dem Virus in zwei Kliniken der Fächerstadt, zwei erkrankte Frauen sind in ihren eigenen vier Wänden isoliert. Wie soll man sich jetzt richtig verhalten?

Viele Menschen sind so verunsichert, dass die Angst vor der Ansteckung sie steuert und sie sich am liebsten zu Hause verkriechen. Andere zeigen sich unbeeindruckt von allen Empfehlungen und machen einfach weiter so.

Corona verändert sichtbar die Sitten. Da werden die Hände hinter dem Rücken versteckt. „Ja nicht anfassen“, lautet die Devise. Der echte Kavalier vermeidet jede Tuchfühlung. Jedermann kennt jemanden, der sich nur noch mit Schal als Atemschutz und Handschuhen auf die Straße traut. Unverständnis trifft auch die Sorglosen, die trotz Warnungen noch am Wochenende zum Skiurlaub nach Südtirol abgereist sind.

Rathaus erwartet Unterlagen zum Umgang mit Corona

Wie es mit dem gesellschaftlichen Leben in der Stadt auf kurze bis mittlere Sicht weitergeht, ist derzeit noch nebulös. Am Dienstag um 11 Uhr tagt im Rathaus der zuständige Verwaltungsstab. Ob das Stuttgarter Sozialministerium bis dahin aber landesweit einheitliche Handreichungen zum weiteren Umgang mit Corona formuliert hat, ist zweifelhaft. Laut Björn Weiße, dem Chef des Ordnungs- und Bürgeramts, hat die Stadt ausdrücklich um entsprechende „Grundaussagen“ gebeten.

Auf Basis solcher Vorgaben könnte entschieden werden, was noch nicht entschieden ist: Soll das Konzert von Max Giesinger am 20. März in der dm-Arena mit mehreren tausend Besuchern stattfinden? Und kann das Frühlingsfest auf dem Messplatz steigen, das der Schaustellerverband veranstaltet?

Messe Karlsruhe sagt Inventa und RendezVino ab

Fest steht: Die Doppelmesse Inventa/Rendez-Vino wird abgesagt. Vorgaben machen muss weiterhin die Ortspolizeibehörde auf Basis von Erkenntnissen des im Landratsamt ansässigen Gesundheitsamts, betont Björn Weiße.

Tollhaus stoppt Ticketvorverkauf für Konzert

Gespannt auf die Ergebnisse ist Bernd Belschner vom Tollhaus. Zwar erreichen die dortigen Veranstaltungen meist nicht die vielleicht entscheidende Grenze von 1.000 Besuchern.

Doch gerade das für Freitag, 13. März, anberaumte Konzert der Band „Bukahara“ könnte diese Größe sprengen. „Wir haben deshalb den Vorverkauf gestoppt“, sagt Belschner. In der Hoffnung, dass das Konzert stattfinden kann, wenn die Zuschauer nicht ganz so eng aneinander stehen.

Städtische Hotline 110-mal angerufen

Abgesagt ist unterdessen der 34. Sportlerball, den das Kuratorium zur Förderung des Karlsruher Sports für den 21. März in der Badnerlandhalle geplant hatte. Dass die Corona-Entwicklung die Karlsruher beschäftigt, ist evident: Die städtische Hotline unter Telefon (07 21) 1 33 33 33 wurde am Wochenende 110-mal frequentiert, die Erreichbarkeit wochentags vorerst auf 8 bis 18 Uhr ausgedehnt.

Am KIT und dem dortigen Studierendenzentrum AKK ist die Lage eher entspannt. Atemschutzmasken sieht man fast nicht. „Bisher ist hier alles wie immer“, sagt ein Mitarbeiter aus dem AKK, der gerade zahlreichen Studierenden Kaffee und Tee ausschenkt. Leo und Daniel sitzen dort im Aufenthaltsraum. „Worauf ich jetzt mehr achte, ist das Desinfizieren der Hände“, sagt Leo. Das liege auch an der Prüfungsphase.

Die Studierenden stehen unter dem Druck, gerade jetzt nicht krank zu werden. „Grippe wäre da genauso schlecht“, findet Leo. Besondere Panik oder Vorsicht unter den Kommilitonen bemerken die beiden eigentlich nicht. Was ihnen allerdings auffällt, ist die leere Bibliothek. „Zur Prüfungszeit ist das nicht üblich“, erzählt Daniel, „vor allem asiatische Kommilitonen meiden den Ort.“

KIT-Studenten sehen Thema Corona locker

In der KIT-Mensa sieht es anders aus: Trotz Semesterferien stehen die Studierenden Schlange. „Beim KIT wird das Thema Corona allgemein sehr locker gesehen“, sagt ein wissenschaftlicher Mitarbeiter, der gerade zu Mittag isst. Sein Kollege stimmt zu: „Meine 15 Studierenden lassen sich davon nicht aus der Ruhe bringen.“

In der Mensa des KIT ist die Stimmung trotz Corona noch gelassen. Unterdessen berichten Studierende von deutlich weniger Betrieb in der Bibliothek der Forschungseinrichtung. Vorsorglich hat das KIT einen Krisenstab eingerichtet. Entsprechend der weiteren Virus-Entwicklung soll gehandelt werden.
In der Mensa des KIT ist die Stimmung trotz Corona noch gelassen. Unterdessen berichten Studierende von deutlich weniger Betrieb in der Bibliothek der Forschungseinrichtung. Vorsorglich hat das KIT einen Krisenstab eingerichtet. Entsprechend der weiteren Virus-Entwicklung soll gehandelt werden. Foto: Sandbiller

Das Studierendenwerk bleibt vorerst ebenfalls gelassen. Bisher gibt es am KIT noch keinen Corona-Fall. Pressesprecherin Monika Landgraf bestätigt den bislang ruhigen Umgang mit dem Virus. Präventiv ist aber ein Krisenstab eingerichtet worden. „Natürlich nehmen wir das Thema ernst“, so Landgraf.

Nur wenige Schritte vom KIT entfernt hat Klaus keine Angst vor einer Ansteckung. Zum Mittagessen hat es sich der Stammgast des Vogelbräu am Tresen bequem gemacht und einen halben Liter Doppelbock mit sieben Prozent Alkohol bestellt. „Das ist der beste Schutz gegen Viren“, sagt Klaus mit einem Schmunzeln.

Die aktuelle Debatte über die möglichen Ansteckungsgefahren mit dem Coronavirus hält er für übertrieben. „Da ist doch viel Hysterie dabei“, sagt auch Christian Reschke auf der anderen Seite des Tresens. Seit einigen Tagen sei die Corona-Epidemie ständiges Gesprächsthema in der Hausbrauerei. „Die Leute sind verunsichert“, sagt Reschke. Von einem Besucherrückgang sei im Vogelbräu jedoch noch nichts zu spüren, und Trinkgeld darf von den Gästen weiterhin persönlich in Empfang genommen werden. „Bei uns kommen weniger Leute als normalerweise“, sagt dagegen Nadine im Café Bohne am Lidellplatz.

KFC in der Waldstraße hat wegen Corona geschlossen

Hochgestellt sind die Sitzgelegenheiten wegen der Covid-19-Erkrankung eines Mitarbeiters im Schnellrestaurant der Hähnchenbraterei KFC in der Waldstraße. Nur noch für Mitarbeiter geöffnet ist aus Präventionsgründen die ansonsten öffentlich zugängliche Kantine der Deutschen Flugsicherung (DFS) in der Rintheimer Querallee.

An Schulen ist der Umgang mit dem Coronavirus ebenfalls Dauerthema. Am Markgrafen-Gymnasium wurden Landheim-Fahrten nach Südtirol abgesagt. Lokale Veranstaltungen wie die Aufführungen der Theater-AG sollen laut Rektor Joachim Inhoff Ende März aber über die Bühne gehen. „Wenn neue Empfehlungen kommen, kann sich das aber schnell ändern“, sagt Inhoff.

Fünftklässler dürfen per E-Mail angemeldet werden

Die Anmeldung der Fünftklässler für das Schuljahr 2020/21 kann am Mittwoch und Donnerstag ausnahmsweise auch per E-Mail vorgenommen werden. Im Max-Planck-Gymnasium werden die Eltern bei der persönlichen Anmeldung nicht von Uwe Müller begrüßt. Der Rektor befindet sich nach seinem Skiurlaub in Südtirol ebenso noch in häuslicher Isolation wie weitere Lehrkräfte.

Dass sich Müller infiziert hat, ist allerdings unwahrscheinlich. Der Grund: Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts bricht die Krankheit bei den meisten Infizierten fünf oder sechs Tagen nach Ansteckung aus. Die heutigen Fünftklässler des Max-Planck-Gymnasiums haben ihren eigenen Umgang mit dem Thema gefunden und spielen in der Pause „Corona“, die Virus-Variante des Kinderspiels „Der Fuchs geht um“.

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