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PR-Tour in der Region

Weltmeister Pirlo in Baden-Baden und Karlsruhe

Einst half er tatkräftig dabei mit, den deutschen WM-Traum zu zerstören, nun kehrte Andrea Pirlo in anderer Mission nach Germania zurück: Der italienische Fußball-Weltmeister von 2006, der mittlerweile in Wein macht, warb als Winzer in Baden-Baden und Karlsruhe für seine Produkte. Der einstige Stratege auf dem Platz kam aber nicht umhin, die eine oder andere Fußball-Frage zu beantworten.

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Einst Fußball-Stratege, jetzt Winzer: Andrea Pirlo war zu Gast im Alten Schloss in Baden-Baden. Foto: GES Foto: GES

„Dankeschön“, sagte Andrea Pirlo am Ende der kleinen Runde mit Pressevertretern im Alten Schloss zu Baden-Baden – auf Deutsch. Eigentlich hatte er über Fußball gar nicht reden wollen, er tat es dann aber doch freigiebig. An der Nachfrage hatte es nicht gefehlt. Beispielsweise gibt’s ja gerade das Gerücht, er werde bald als Jugendtrainer zu Juventus Turin zurückkehren. „Unsinn, auch in Deutschland wird da viel geschrieben“, entgegnete Pirlo.

Als Junge Lothar Matthäus nachgeeifert

Aber eines treffe zu, so der Lombarde: Den Trainerschein werde er erwerben, sagte der Weltmeister von 2006. Grundsätzlich vermisse er den Fußball aber nicht. Derzeit macht Pirlo vor allem in Wein, persönlich möge er den Weißen am liebsten, verrät er. Pirlo war zum Werben da, nicht zum Schwelgen in seiner ruhmreichen Vergangenheit. Ob nun Milan oder Juve sein Herz gehöre? „Italien“, antwortete Pirlo diplomatisch, der als Junge Lothar Matthäus nacheiferte und nun preisgab, dass er immer den Deutschen die Daumen drücke beim Fußball, wenn die nicht gerade gegen Italien spielten. In die Region überhaupt erst gelockt hat ihn die in Stutensee ansässige Firma Tarbiana, die Pirlos Weine deutschlandweit vermarktet.

Beides erfordert Leidenschaft und Charakter

Zum Ausklang seiner PR-Tour im Badischen hatte es Pirlo am Dienstagabend noch pünktlich zu verabredeter Abendstunde ins Restaurant Fidelitas hoch über der Kurstadt geschafft. Wie davor in Karlsruhe (Mediterrane, Toro Tapasbar, Dom) erwartete eine interessierte Gesellschaft den charismatischen Fußball-Promi: Pirlo füllt auf seinem Weingut Pratum Coller bei Brescia rund 50 000 Flaschen jährlich ab. Zwei Rote, ein Weißer, ein Rosé- und ein Dessertwein hat er Kunden anzubieten, in Stil und Eleganz so markant wie weiland Pirlos Spiel sollen die Tropfen Eos, Marzi oder Arduo sein. Die Parallelen zwischen Fußball- und der Weinkultur? „Beides erfordert Leidenschaft und Charakter. Und beides weckt den Ehrgeiz, immer besser zu werden“, sagte Pirlo.

Spielverderber beim Sommermärchen

Architekt, Metronom, Professor, Mozart: Die Spitznamen, mit denen man den Fußball-Feldherrn bedachte, erzählten stets von der Hochachtung der staunenden Kenner. Das präzise wie ökonomische Spiel des bärtigen Strategen aus Flero, einer Gemeinde in der Provinz Brescia: technisch wie taktisch eine Augenweide. Damit traf er auch die Deutschen an empfindlichster Stelle. 2006 auf dem Weg zum Weltmeistertitel, als er in der Verlängerung des Halbfinales mit seinem No-Look-Pass zum Schützen Grosso die spätere 0:2-Niederlage der Gastgeber einleitete. Im Halbfinale der EM 2012 (2:1) tat es der charismatische Ballstreichler der Italiener dann wieder. Pirlo gewann mit dem AC Mailand unter anderem zweimal die Champions League und mit Juventus Turin zwischen 2011 und 2015 viermal in Folge die Meisterschaft. Seine Karriere beendete er vor zwei Jahren bei New York City FC.

Ich wollte die Deutschen nochmal daran erinnern

Dass er zu Juve als Nachwuchstrainer zurückkehren wird, scheint ausgemachte Sache. Und ausgerechnet im Land, dem er 2006 die Heim-WM versaute, wolle er nun seinen Wein unter die Leute bringen? Da war Pirlo, der ja angeblich so gut wie nie „impressed“ ist, dann doch so etwas wie „beeindruckt“. Er lachte leicht: „Ja – und ich wollte die Deutschen nochmal daran erinnern.“

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