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Toller Zusammenhalt

Wie Gastronomen der Region in Corona-Zeiten Bedürftigen und Helfern etwas Gutes tun

Zahlreiche Restaurants setzen während der Corona-Pandemie auf Vorbestellungen und Abholservice, um sich über Wasser zu halten. Einige der Gastronomen denken dabei zudem an andere: die Menschen in Krankenhäusern und Apotheken, die sich im Moment für andere einsetzen und auch diejenigen, die gerade kein Dach über dem Kopf haben und derzeit nicht in alle Obdachlosenunterkünfte können.

Roberto Mario Tortora (links) und sein Bruder Angelo Francesco Tortora mit zwei Notfallsanitätern und den Wunsch-Pizzen.
Roberto Mario Tortora (links) und sein Bruder Angelo Francesco Tortora mit zwei Notfallsanitätern und den Wunsch-Pizzen. Foto: privat

Seit Mitte März stellte die Pizzeria Mamma Lina in Baden-Baden komplett auf Abhol- und Taxiservice um. Immer sonntags beliefern Angelo Francesco Tortara und sein Team das Klinikum in Balg und Pflegeeinrichtungen mit rund 150 Gratis-Essen. „Wir müssen zusammenhalten“, sagt der Inhaber der Pizzeria. Der 29-Jährige schätzt an der aktuellen Situation, dass das Gemeinschaftliche wieder mehr in den Vordergrund kommt. Als Italiener mit einer deutschen Mutter sei er so aufgewachsen und kenne das nicht anders.

Extra Trinkgeld für Gratis-Essen

Inzwischen hätten ihm schon viele Lieferanten und Gäste Geld gegeben, damit er mit dieser Unterstützung weitermachen kann. Auch auf den normalen Abholservice habe das Einfluss – inzwischen würden viele neue Kunden von Muggensturm bis Steinbach via Whatsapp ihr Essen ordern und geben zum Teil extra großes Trinkgeld für die kostenlosen Gerichte am Sonntag. Doch nicht nur sonntags, auch unter der Woche wird etwa an Notfallsanitäter gedacht. „Wenn diese bei uns im Lokal vorfahren, können sie kostenlos ihr Gericht der Wahl aus der Karte auswählen und mitnehmen“, sagt Tortara im Gespräch mit den Badischen Neuesten Nachrichten.

Sogar Taxifahrer, die momentan kaum Fahrten haben, erhalten so etwas Umsatz. Einen weiteren Vorteil hätte das laut Tortara außerdem: „Im Gegensatz zu uns kennen Taxifahrer jede Straße. Da arbeiten zwei Branchen zusammen, die normalerweise nicht zusammenarbeiten.“

Überwältigt ist der Geschäftsführer auch von den Reaktionen in den sozialen Netzwerken. „Teilweise schreiben uns Menschen aus Norddeutschland oder Heidelberg, die selbst von Corona betroffen sind und sagen Danke“, erzählt er. Das gebe ihm Kraft. Diese kleinen Dinge seien viel mehr wert als alles andere.

Weitere Kollegen wie Michael Schulz, Inhaber des Brauhaus Kühler Krug in Karlsruhe, geben kostenlos Lebensmittel über die Gruppe „Nachbarschaftshilfe Karlsruhe“ an Bedürftige ab. Peter Joas vom Hubräumle in Karlsruher-Durlach überlegt ebenfalls, ob er Überkapazitäten an Bedürftige zur Verfügung stellt. Er kläre das gerade mit dem Gesundheitsamt.

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Abholservice für Obdachlose

Eine Art Drive-In bietet seit vergangenem Freitag Fabio Grosso in seinen Pizzerien „Fabio’s Pinsa Romana“ in Karlsruhe-Durlach und „Pizzeria Napoli“ in Ettlingen an. Von Montag bis Sonntag jeweils zwischen 17 und 18.30 Uhr öffnet sein Abholservice für Obdachlose. Diese erhalten bei dem in Neapel geborenen Italiener stets ein vegetarisches Nudelgericht sowie Wasser oder Apfelsaftschorle gratis.

Grosso habe bei Facebook gesehen, wie sich andere Wirte für Krankenhauspersonal engagieren. Da dachte er an die Menschen auf der Straße. Für Nudeln habe er sich entschieden, weil diese gesund seien und sättigten. „Ich bin gespannt, wie es anläuft“, sagt der 37-Jährige, der seit zwanzig Jahren in Karlsruhe lebt. Die Aktion soll solange dauern, wie die Corona-Pandemie und wie er es kann. Seine Mitarbeiter sprachen die vergangenen Tage viele Obdachlose persönlich an. Hinzu kamen Plakate und Beiträge bei Facebook.

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