Am Mittwoch wollen Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten über weitere Lockerungen beraten. Die Erwartungen in Karlsruhe sind erheblich. Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) hat ebenfalls klar gemacht, dass es in Richtung weiterer Öffnungen gehen muss. Mentrup fordert von der Bundes- und Landespolitik alsbald eine baldige und verbindliche Perspektive für die Gastronomie, die Freibäder, die Grundschulen und vor allem die Kindertagesstätten.
„Außer in Fußballstadien gibt es bislang keine mir bekannte Infektionskette, die etwas mit Aktivitäten im Freien zu tun gehabt hätte, insbesondere nicht bei Sonne und sommerlichen Temperaturen. Gleiches gilt für Grundschulen und Kindertagesstätten.
Mehr zum Thema:Hier wird es höchste Zeit, diese Realitäten endlich anzuerkennen. Und gerade für jüngere Kinder ist mittlerweile jeder Monat ohne Kita ein unverantwortliches Verwehren von Bildungs- und Entwicklungschancen“, so Mentrup. Vor seiner Wahl zum OB hat der Arzt und SPD-Bildungspolitiker viele Jahre in der Kinder- und Jugendpsychiatrie gearbeitet.
Bundestagsabgeordnete setzen unterschiedliche Schwerpunkte
Die Bundestagsabgeordneten aus dem Wahlkreis Karlsruhe setzen im künftigen Umgang mit der Pandemie unterschiedliche Schwerpunkte. „Ich erwarte mir von den Beratungen der Bundeskanzlerin mit den Ministerpräsidenten der Länder am Mittwoch klare Signale und Beschlüsse für unseren künftigen Alltag“, sagt der CDU-Abgeordnete Ingo Wellenreuther. Wichtig sei das insbesondere für Gastronomie, Kitas und die Hotellerie.
Gerade für jüngere Kinder ist mittlerweile jeder Monat ohne Kita ein unverantwortliches Verwehren von Bildungs- und Entwicklungschancen.Frank Mentrup, Karlsruher Oberbürgermeister
Weiter hebt er hervor, dass die Menschen – gerade auch in Karlsruhe – zuletzt ein verantwortungsvolles Verhalten an den Tag gelegt hätten. Dies solle nun von den Entscheidungsträgern honoriert werden.
Theurer fordert umfassende Öffnungsstrategie
Beim FDP-Bundestagsfraktionsvize Michael Theurer gingen zuletzt „verzweifelte Hilferufe“ aus dem Wahlkreis Karlsruhe ein. Diese kämen von Selbstständigen, Gastronomen, Kulturschaffenden und Familien.
„Ich habe große Sorge, dass die nun entstehenden Schäden schwer auszugleichen sind“, erklärt Theurer. Deshalb fordert er von Bundeskanzlerin Merkel, am Mittwoch eine umfassende Öffnungsstrategie vorzulegen, die sich an infektiologischen Kriterien orientiere.
Wir muten der Gesellschaft als Ganzes, besonders aber bestimmten Gruppen, sehr viel zuSylvia Kotting-Uhl, Abgeordnete der Grünen
Auch die Karlsruher Abgeordnete der Grünen, Sylvia Kotting-Uhl, spricht sich dafür aus, nun mit Lockerungen zu beginnen. „Wir muten der Gesellschaft als Ganzes, besonders aber bestimmten Gruppen, sehr viel zu“, betont Kotting-Uhl.
Zu diesen zählt sie unter anderem alte Menschen, die alleine sterben müssten, durch Homeoffice und Homeschooling überlastete Frauen sowie Künstler. Nach den Worten von Kotting-Uhl müssen der Gesundheitsschutz und die Folgeschäden der Abschottung abgewägt werden.
Bernhard stellt sich gegen die Impfpflicht
Aus der Sicht des Karlsruher AfD-Abgeordneten, Marc Bernhard, sind die Risiken der Corona-Maßnahmen größer als der Nutzen. „Ich werde mit E-Mails besorgter Bürger bombardiert“, sagt Bernhard. Viele Menschen befürchteten neben einer Verletzung ihrer Grundrechte auch die diskutierte Impfpflicht.
Mehr zum Thema:Der AfD-Abgeordnete fordert, dass diese nicht eingeführt werde. Zudem müsse die Wirtschaft mit der konsequenten Befolgung der Maskenpflicht weitgehend wieder hochgefahren werden.
Eltern wollen Neustart der Schulen nach dem Sommer
Michel Brandt, Karlsruher Bundestagsabgeordneter der Linken, will das Interesse der Menschen vor das der Wirtschaft stellen. Es stehe zu befürchten, dass Millionen Menschen ihre Arbeit verlieren könnten. Brandt spricht sich deshalb für ein Kurzarbeitergeld von mindestens 90 Prozent sowie eine sofortige Regelsatzerhöhung von Hartz IV aus. Zu systemrelevanten Berufen merkt er an: „Respekt für ihre Arbeit heißt mindestens auch mehr Gehalt.“ Ihn hätten auch viele Eltern kontaktiert, die einen Neustart der Schulen nach dem Sommer wollen.