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Kinderbetreuung in Karlsruhe

Zu wenige Betreuungsplätze: In Karlsruhe beginnt das Warten auf die Kita-Zusagen

Das Warten auf die Kita-Plätze hat begonnen: Bis zum 29. Februar konnten Eltern ihren Nachwuchs über das städtische Kita-Portal für das Kindergartenjahr 2020/21 anmelden. Nun werden die Anfragen bearbeitet und Zusagen verschickt.

Kitas
Die Betreuung in Karlsruher Kitas soll künftig beitragsfrei sein. Foto: dpa

„Bis Anfang Mai wollen wir sämtliche Anfragen bearbeitet haben“, bittet Fachbereichsleiterin Elke König von der Sozial- und Jugendbehörde (SJB) um etwas Geduld. Für die Vergabe der Plätze seien schließlich immer noch die über 40 verschiedenen Träger selbst zuständig.

Weil meisten Eltern bei der zentralen Anmeldung zwischen drei und acht Wünsche angeben und deswegen auch zugesagte Plätze wieder absagen können, werden im Laufe der kommenden Wochen regelmäßig neue Realitäten geschaffen.

„Ganz abstellen können wir diese Warterei leider nicht“, sagt König. Aber immerhin können der Betreuungsbedarf durch das zentrale Anmeldeinstrument mittlerweile besser erfasst und Elternwünsche koordiniert werden.

Nicht jedes Kind wird den Wunschplatz erhalten

Dass nicht jedes Kind einen Platz in der Wunsch-Kita bekommt, steht aber bereits jetzt fest.

Der Grund: In Karlsruhe gibt es derzeit insgesamt 11.389 Betreuungsplätze, 3.216 davon für Kinder unter drei Jahren. Weil der Betreuungsbedarf der über 8.000 Kinder in dieser Altersgruppe mittlerweile bei fast 50 Prozent liegt und es seit fünf Jahren einen gesetzlichen Anspruch auf einen Betreuungsplatz für Kinder zwischen einem und drei Jahren gibt, müssen viele Eltern Kompromisse eingehen und mit der Betreuung durch Tagesmütter oder einer Kita außerhalb des eigenen Stadtteils vorlieb nehmen.

„Den Klageweg hat in Karlsruhe bislang noch niemand beschritten“, sagt König. Allerdings werden durch ihren Fachbereich Jahr für Jahr mehrere Hundert Eltern bei der Suche nach dem passenden Betreuungsplatz begleitet.

Bis 2024 werden 700 neue Betreuungsplätze geschaffen

Untätigkeit will sich Sozialbürgermeister Martin Lenz trotz der fehlenden Betreuungsplätze nicht vorwerfen lassen. In den vergangenen zehn Jahren wurden in Karlsruhe schließlich über 1.500 Kita-Plätze geschaffen. Noch in diesem Jahr ist die Einrichtung von 200 neuen Plätzen geplant und bis 2024 sollen weitere 500 Plätze dazu kommen.

Reichen wird das immer noch nicht. Der Grund: Karlsruhe ist eine wachsende Stadt und attraktiv für junge Familien. Zudem wird der Betreuungsbedarf aller Voraussicht nach weiter steigen. „Ein kleines Kind in die Kita geben, ist schon lange kein Makel mehr, sondern eine bewusste Entscheidung“, sagt Lenz. „Aber mehr als derzeit ist in Karlsruhe einfach nicht machbar.“

Gesamtelternbeirat pocht auf schnelleren Ausbau

Beim Gesamtelternbeirat der Karlsruher Kindertageseinrichtungen (GKK) stoßen die Beteuerungen von Lenz auf ein gemischtes Echo.

„Sicherlich steht Karlsruhe bei der Kinderbetreuung im Vergleich mit anderen baden-württembergischen Kommunen ganz gut da“, sagt der GKK-Vorsitzende Peter Koch. „Aber es gibt auch noch jede Menge Luft nach oben.“

Anstatt sich bei jeder Kita-Neueröffnung auf die Schulter zu klopfen, sollte die Stadtverwaltung besser nach schnelleren Lösungen zum Lückenschluss in der Betreuungslandschaft suchen.

In der Südstadt-Ost wurde Situation falsch eingeschätzt

„Vor allem bei Neubaugebieten sollten frühzeitig die Weichen für den Bau von Kindertageseinrichtungen und Schulen gestellt werden“, fordert Koch. Bei der Bebauung des ehemaligen Bahn-Geländes zwischen Ludwig-Erhard-Allee und Stuttgarter Straße habe die Stadt den hohen Bedarf gnadenlos unterschätzt, so Koch, und auch in Knielingen lasse die Eröffnung einer geplanten Kita im Konversionsgebiet 2.0. noch auf sich warten. Außerdem muss die Veraltung laut Koch vor allem wohnortnahe Angebote schaffen.

„Die überwiegende Mehrheit der Eltern will einen Betreuungsplatz in der Nähe ihrer Wohnung“, sagt Koch. Die Gründe dafür liegen für ihn auf der Hand: Dadurch könnten die Kinder soziale Kontakte mit Nachbarn knüpfen und den Weg zur Betreuungseinrichtung mit dem Roller oder zu Fuß zurücklegen. Betriebskitas spielen für Koch dagegen nur eine untergeordnete Rolle.

Stadt will Kitas in Neubaugebieten errichten

Bei der Stadt stößt der GKK mit seinen Anregungen auf offene Ohren. Um bedarfsgerechter zu planen, wurde das gesamte Stadtgebiet von der SJB in sechs regionale Sozialraumquartiere aufgeteilt.

Außerdem sollen in Neubaugebieten wie dem C-Areal in der Nordstadt oder dem Oberen Säuterich in Durlach genügend Kita-Plätze zur Deckung von Bedarfslücken in den benachbarten Wohngebieten geschaffen werden. Um die Situation in Weststadt, Südstadt und Südweststadt, wo derzeit der größte Mangel an Betreuungsplätzen herrscht und Grundstücke rar sind, zu entspannen, braucht es laut Lenz aber einen sehr langen Atem.

Kritik an Platzvergabe und Personalsituation

Kritisch sieht Koch auch die Platzvergabe. Das anfangs scharf kritisierte Anmeldeportal sei zwar von Grund auf erneuert worden und lasse mittlerweile wenig Wünsche offen.

„Aber am Ende entscheiden nach wie vor die Kitas. Wer dominant auftritt und auf seine beruflichen Verpflichtungen pocht, bekommt in manchen Einrichtungen eher einen Platz als schüchterne und zurückhaltende Eltern“, sagt Koch. Bei den städtischen Kitas werden laut König zwar sämtliche Faktoren wie Wohnortnähe und Betreuungsbedarf in der Familie berücksichtigt. „Aber auch bei uns müssen die Leitungen entscheiden“, sagt die Kita-Planerin.

Bei der Personalsuche wähnt sich die Stadt auf einem guten Weg. Durch die praxisintegrierte Ausbildung konnten Engpässe bislang weitgehend vermieden werden. Beim Gesamtelternbeirat laufen jedoch regelmäßig Beschwerden wegen durch Personalmangel verursachten Schließzeiten auf.

„Meistens ist es ein schleichender Prozess. Erst werden Ausflüge gestrichen und dann die Betreuungszeiten eingeschränkt“, so Koch. „Letzteres ist für berufstätige Eltern jedes Mal ein betreuungstechnischer Super-Gau.“

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