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Foodsharing bleibt wichtig

Coronavirus: Trotz Hamsterkäufen landen im Landkreis Karlsruhe Lebensmittel im Müll

Trotz leer gefegter Regale in den Supermärkten haben die Mitglieder der Foodsharing-Gruppen im Landkreis Karlsruhe weiter gut zu tun. Helfer retten derzeit besonders viel Gemüse und Brot. Essen von abgesagten Veranstaltungen macht hingegen nur einen kleinen Teil aus.

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Lebensmittel, die die Foodsaver gerettet haben, warten in den Fair-Teiler-Schränken auf ihre Abholung, zum Beispiel in der Bachstraße in Eggenstein-Leopoldshafen. Meist sind die Schränke binnen weniger Stunden nach dem Befüllen wieder leer. Foto: pr

Trotz leer gefegter Regale in den Supermärkten durch Hamsterkäufer in Zeiten des Coronavirus haben die Mitglieder der Foodsharing-Gruppen im Landkreis Karlsruhe weiter gut zu tun. Helfer retten derzeit besonders viel Gemüse und Brot. Essen von abgesagten Veranstaltungen macht hingegen nur einen kleinen Teil aus.

In Zeiten von Hamsterkäufen scheint der Gedanke an Lebensmittelverschwendung zunächst abwegig. Fragt man bei den Foodsharing-Gruppen in Karlsruhe, Ettlingen oder Bruchsal nach, ist das Angebot an Lebensmitteln, die im Müll landen, jedoch nach wie vor konstant. Abgesagte Großveranstaltungen und geschlossene Kantinen haben derzeit wenig Auswirkung auf die Arbeit der Lebensmittelretter. Der Einfluss der Corona-Krise sei anders spürbar.

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Keine großen Veränderungen durch Corona-Krise

Seit dem Start 2013 hat die Karlsruher Foodsharing-Gruppe bereits 256.000 Kilogramm Lebensmittel gerettet, sagt Botschafterin Claudia Nottebrock. 75 laufende Kooperationen gibt es, etwa mit Supermärkten oder Restaurants. Das Angebot hat sich durch die Corona-Krise nicht sonderlich verändert. Bei Veranstaltungen, die mehrere Tage im Voraus abgesagt wurden, hätten die Veranstalter meist noch reagieren können, wie etwa beim Street-Food-Festival in Karlsruhe.

Bisher konnten wir noch jede Abholung bedienen.
Claudia Nottebrock, Botschafterin Foodsharing-Gruppe Karlsruhe

Seit zwei Monaten gibt es eine eigene Foodsharing-Gruppe in Ettlingen. Etwa 50 Foodsaver sind dort aktiv. Die Bereitschaft zur Hilfe sei noch ungebrochen, verrät Nottebrock, die beide Bezirke betreut. „Bisher konnten wir noch jede Abholung bedienen.“

Ihre Mitstreiter weist sie in diesen Tagen verstärkt auf die ohnehin strengen Hygienevorschriften hin: Waren, die nicht gekocht werden können, dürfen nur mit Einmalhandschuhen angefasst werden, Verteilstationen – die Fair-Teiler – werden einmal täglich geputzt. Eine weitere Schutzmaßnahme: Die monatlichen Treffen der Lebensmittelretter sollen künftig digital stattfinden.

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Der Fair-Teiler-Schrank in der Bachstraße 12 in Eggenstein-Leopoldshafen ist rund um die Uhr zugänglich. Foto: Rake Hora

Mehr Backwaren in Bruchsal trotz Corona

In Bruchsal haben die dortigen Foodsaver 20 Platten Essen von einer messebezogenen Veranstaltung gerettet, verrät Manu Peters. Sie ist eine von drei Botschafterinnen der Bruchsaler Gruppe. Von einem sprunghaften Anstieg der Anfragen durch Corona zu sprechen, sei jedoch falsch.

Solange es keine Ausgangssperre gibt, arbeiten wir weiter.
Manu Peters, Botschafterin Foodsharing-Gruppe Bruchsal

Auch in Bruchsal spielt Hygiene eine jetzt noch wichtigere Rolle. Die 180 aktiven Foodsaver sind vorsichtiger geworden. Bange machen lassen will man sich aber nicht. „Solange es keine Ausgangssperre gibt, arbeiten wir weiter“, betont Peters. Trockenwaren wie Nudeln, Reis oder Mehl gebe es derzeit kaum zu retten. Dafür aber reichlich Obst, Gemüse und Brot. Backwaren bekomme man aktuell mehr als sonst, sagt Peters.

Nachbarschaftlicher Grundgedanke - Foodsharing-Boom im Sommer?

Bananen und Radieschen sind in Waghäusel ein Dauerbrenner. Wenn die nur einen kleinen Makel hätten, würden sie nicht mehr verkauft, ärgert sich Sebastian Krüger. Er ist Administrator der Facebookgruppe „Foodsharing Waghäusel und Umgebung“. Die Gruppe kooperiert mit der evangelischen Kirchengemeinde. Deren Fair-Teiler konnte vom ursprünglichen Initiator nicht mehr betreut werden.

Seit Dezember 2019 bestückt Sebastian Krüger das Häuschen im Rosenhag 10 wieder regelmäßig mit Lebensmitteln. „Ich mache das absolut aus Überzeugung“, sagt der gelernte Koch. Er habe selbst die Erfahrung gemacht, kein Geld für Lebensmittel zu haben. Neben der Abholung für den Fair-Teiler organisiert Krüger auch das Teilen bereits zubereiteter Speisen – die allerdings im Bekanntenkreis.

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INF_Foodsharing_Karlsruhe Foto: None

Ein ähnliches Konzept verfolgt man in der Facebookgruppe „Foodsharing Linkenheim-Hochstetten“ . Ein nachbarschaftlicher Gedanke lag der Gruppe schon immer zugrunde. „In Zeiten von Corona kam weitere Solidarität dazu“, sagt Administratorin Christina Scholz.

Sie erlebt, wie Mitglieder bewusst mehr kochen, um die Überschüsse an andere abzugeben. Auf persönliche Treffen zu Übergaben sollte man jedoch lieber verzichten, rät Scholz.

Sie mutmaßt, dass Foodsharing im kommenden Sommer einen Boom erleben wird – dann, wenn alle gehamsterten Lebensmittel aufgebraucht werden müssen. Ihre Hoffnung sei, dass die Menschen erkennen, wie gut versorgt sie eigentlich sind. Und dass nicht immer alles zu jeder Zeit verfügbar sein muss.

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