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Idee ist 30 Jahre alt

Im Sinne der Nachhaltigkeit: Wunsch nach Stadtbahnverlängerung der S2 zwischen Rheinstetten und Durmersheim

Manche Visionen überdauern Jahre. Die Idee, Rheinstetten und Durmersheim mit der Stadtbahn zu verbinden, ist so alt wie die Linie selbst. Die Fraktionen der Linken in den betroffenen Landkreisen greifen sie erneut auf – besonders da im Norden Pläne konkret werden, die S2 zu verlängern.

Geradeaus anstatt Abbiegen: Für die Stadtbahnlinie S2 existierten schon in den 90er Jahren Pläne zur Verlängerung bis nach Durmersheim. Dort fehlt aber das Geld, ein Projekt wie dieses ohne ausreichend Förderung zu realisieren.
Geradeaus anstatt Abbiegen: Für die Stadtbahnlinie S2 existierten schon in den 90er Jahren Pläne zur Verlängerung bis nach Durmersheim. Dort fehlt aber das Geld, ein Projekt wie dieses ohne ausreichend Förderung zu realisieren. Foto: Hora

Manche Visionen überdauern Jahre. Die Idee, Rheinstetten und Durmersheim mit der Stadtbahn zu verbinden, ist so alt wie die Linie selbst. Die Fraktionen der Linken in den betroffenen Landkreisen greifen sie erneut auf – besonders da im Norden Pläne konkret werden, die S2 ab Spöck zu verlängern.

Ob das schienengebundene Angebot zwischen beiden Kommunen nach all der Zeit noch Sinn macht, bezweifelt der Rheinstettener Bürgermeister Sebastian Schrempp. In Durmersheim hielt man sich die Optionen über die Jahre hinweg offen, erklärt Amtskollege Andreas Augustin.

Verpasste Chance nutzen

Die Kreistagsfraktionen der Linken aus den Landkreisen Karlsruhe und Rastatt fordern, die Verlängerung der S2 als Verbindungsstrecke wieder in den Blick zu nehmen. Vor Jahren sei das Projekt vor allem am Durmersheimer Gemeinderat gescheitert, kritisieren sie. Die verpasste Chance müsse endlich genutzt und die Lücke im Schienennetz zwischen dem Karlsruher Westen und der Rheintalbahn geschlossen werden.

Drei Kilometer liegen dazwischen

Das Reststück zwischen der Haltestelle Merkurstraße im Rheinstettener Stadtteil Mörsch und dem Durmersheimer Bahnhof sei nicht einmal drei Kilometer lang. Mit der ausgebauten S2 könnte nicht nur der Autoverkehr nach und von Durmersheim spürbar entlastet werden. Das bringe positive Effekte für Schüler, aber auch etwa die ärztliche Versorgung, so die Linken.

Sonst ist so ein Bahn-Projekt für eine Gemeinde wie uns nicht finanzierbar.
Andreas Augustin, Durmersheimer Bürgermeister

„Wir haben die Option für die Zukunft offen gehalten“, sagt Andreas Augustin, Bürgermeister von Durmersheim. „Aber die Fördermittel müssen höher werden. Sonst ist so ein Bahn-Projekt für eine Gemeinde wie uns nicht finanzierbar.“ Der Eigenanteil habe sich im Vergleich zum Zeitpunkt der damaligen Diskussionen etwa verdoppelt. Der Durmersheimer Gemeinderat lehnte die Planungen einst ab, da er mit der Trassenführung durch den Ort nicht einverstanden war, so Augustin. „Wir haben aber alle Möglichkeiten beibehalten, dass auf einer anderen Strecke gebaut werden könnte“, erklärt er.

Attraktive Alternativen sind vorhanden

Auf den ersten Blick wirke das Vorhaben charmant, so Sebastian Schrempp, Bürgermeister von Rheinstetten. „Heute sind die Verhältnisse aber andere“, sagt er auch mit Blick auf den späten Rückzug des Durmersheimer Gemeinderates. Damals sei das Streckennetz über die Bundesbahn-Schienen noch nicht so gut ausgebaut gewesen. „Man muss sich überlegen, ob die Alternative nicht schon so attraktiv ist, dass sie ausreicht, und genug Fahrgäste die neuen Schienen nutzen würden, um sie auch zu unterhalten“, so Schrempp und schlägt im Gegenzug eine Stärkung der Buslinie nach Durmersheim vor.

Eine Verlängerung der S2 hätte für Rheinstetten nicht nur Vorteile. Die Haltestellen im Tiefgestade würden teilweise entkoppelt oder zumindest seltener frequentiert werden, da einige Bahnen geradeaus weiter fahren würden, sagt Schrempp.

Landkreis will S2 im Norden verlängern

Weiter im Norden fasst der Landkreis Karlsruhe die Weiterführung der Linie in Spöck über Karlsdorf-Neuthard nach Bruchsal und Waghäusel konkret ins Auge. Auch diese Option war 2012 schon im Gespräch: Damals reichte die Kosten-Nutzen-Untersuchung nicht für eine Förderung von Land und Bund.

Es geht um Nachhaltigkeit im ÖPNV.
Ragnar Watteroth, Finanzdezernent im Landkreis Karlsruhe

„Das Bewertungsverfahren wird in diesem Jahr noch geändert“, sagt Ragnar Watteroth, Finanzdezernent im Landkreis Karlsruhe. Ökologische Faktoren sollen zur neuen Ausrichtung aufgenommen werden. Man könne eben nicht nur mit Fahrgastzuwachs eine Rechnung aufstellen, so Watteroth. „Wenn wir den Verkehr auf die Schiene bekommen, hat das einen ökologischen Wert.“ Die Buslinie auf der betreffenden Strecke sei stets voll. „Es geht um Nachhaltigkeit im ÖPNV“, sagt er. Der Landkreis hegt hierzu auch Pläne, stillgelegte Bahnstrecken zu reaktivieren. „Schienengebundener Verkehr wird besser genutzt.“

Idee besteht seit über 30 Jahren

Erste Hoffnungen auf eine Straßenbahnverbindung zwischen Rheinstetten und Durmersheim liegen weit zurück. Seit über 30 Jahren keimt die Idee dazu immer wieder auf. Auf den Schienen der Deutschen Bahn können Reisenden zwar am Rand der Großen Kreisstadt und der Gemeinde vom Rheinstettener Silberstreifen zum Durmersheimer Bahnhof gelangen – eine Stadtbahnverbindung über die Stadt- und Ortskerne fehlt aber bis heute.

1993 war das zeitliche Ziel

Bei der Eröffnung der neuen Strecke nach Rheinstetten-Mörsch betonte schon 1991 der damalige baden-württembergische Verkehrsminister Thomas Schäuble, dass die S2, die vorerst an der Haltestelle Merkurstraße endet, weitergeführt werden müsse. Sein zeitliches Ziel: das Jahr 1993.

Vorsorgliche Schienen hatte man bei der Streckenlegung sogar schon eingebaut. Beim Rückbau vor einigen Jahren wurden diese allerdings entfernt. Rund 30 Jahre später biegt die Bahn in Rheinstetten an der Merkurstraße aber noch immer kurz vor der Gemarkung Durmersheim ab. Vergessen sind die Vorhaben von früher nicht: In BNN-Berichten aus dem Jahr 2006 ist die Sprache davon, dass die Verlängerung der S2 noch immer „beabsichtigt“ sei.

"Lobberle" fuhr zwischen Rheinstetten und Durmersheim

Was die Linie allerdings bis ins Jahr 2020 nicht schafft, ermöglichte das „Lobberle“ vor über 100 Jahren als kleine Lokalbahn – bevor sie Anfang des 20. Jahrhunderts stillgelegt wurde. Sie verband den Norden des Landkreises von Spöck mit dem Süden, durch Karlsruhe, bis nach Rheinstetten und sogar Durmersheim.

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