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Freundschaft mit Ex-Boxer

Anklage wegen Untreue: Neuer Chef von Wircon in Waghäusel stolpert über Klitschko-Spende

Der neue Geschäftsführer von Wircon bringt den ehemaligen Windpark-Entwickler wieder in die Schlagzeilen. Matthias Brückmann wird von der Staatsanwaltschaft Oldenburg wegen Untreue gegenüber seinem früheren Arbeitgeber angeklagt.

Matthias Brückmann war früher Chef des Energieanbieters EWE in Oldenburg. Jetzt muss sich der neue Wircon-Geschäftsführer wegen Veruntreuung von Geldern verantworten.
Matthias Brückmann war früher Chef des Energieanbieters EWE in Oldenburg. Jetzt muss sich der neue Wircon-Geschäftsführer wegen Veruntreuung von Geldern verantworten. Foto: dpa

Nach dem plötzlichen Ausstieg des Waghäuseler Energiedienstleiters Wircon GmbH aus Windparkprojekten wie an der A5 bei Waghäusel kommt jetzt die nächste Überraschung: Wircons neuer Geschäftsführer Matthias Brückmann wird von der Staatsanwaltschaft Oldenburg wegen Untreue angeklagt.

Ihm drohen eine Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder eine Geldstrafe. Auf Anfrage wollte der 57-Jährige keine Stellungnahme zu den Vorwürfen abgeben.

Spende an Klitschko-Foundation in Kiew

Brückmann stammt ursprünglich aus Heidelberg. Zwischen 2000 und 2013 arbeitete er für die Mannheimer MVV Energie AG, zuletzt im Vorstand im Bereich Umwelt und Energiedienstleistungen. Anschließend wechselte er in den Norden zum Energieversorger EWE AG mit Sitz in Oldenburg.

Dort wurde er im Februar 2017 als Vorstandsvorsitzender entlassen, fristlos. Sauer aufgestoßen war dem Aufsichtsrat vor allem eine Spende in Höhe von 253.000 Euro an die Klitschko-Foundation in Kiew. Die Stiftung unterstützt benachteiligte Kinder in der Ukraine. Mit dem ehemaligen Profi-Boxer Wladimir Klitschko soll Brückmann befreundet sein.

Unternehmens-Regeln missachtet

Die Staatsanwaltschaft legt nun Brückmann und einem weiteren, nicht namentlich genannten aktiven Vorstandsmitglied der EWE AG zur Last, die Spendenzahlung im Oktober 2016 aus dem Vermögen der EWE AG an die Stiftung der Klitschko-Brüder veranlasst zu haben.

„Dabei sollen sie in dem Wissen gehandelt haben, dass die von ihnen angewiesene Zahlung mit den Regularien der EWE AG nicht vereinbar war“, heißt es in der Mitteilung der Staatsanwaltschaft. Die Klitschko-Foundation hat Ende Juni 2017 die Rückzahlung eines Betrages in Höhe von 124.867,50 Euro an die EWE AG veranlasst.

Private Sause auf Firmenkosten

Darüber hinaus werden Brückmann zwei weitere Fälle von Untreue zur Last gelegt, bei denen der EWE ein Schaden von über 18.000 Euro entstand. So soll er im Juni 2016 zwölf befreundete Mitglieder eines Vereins zu einem dreitägigen Privatbesuch inklusive Übernachtung, Verpflegung und Programm auf Kosten der EWE AG nach Oldenburg eingeladen haben.

Im Januar 2017 soll er auf Kosten seines Arbeitgebers mit privaten Gästen am Oldenburger Opernball teilgenommen haben. Über die Eröffnung des Hauptverfahrens muss nun die Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Oldenburg entscheiden.

Berühmte Freunde

Brückmann ist laut Medienberichten mit dem Wircon-Eigentümer Dietmar Hopp befreundet. Das Energie-Unternehmen befindet sich seit Weihnachten zu 100 Prozent im Besitz des SAP-Mitbegründers und seiner beiden Söhne. Ein Anfrage zur Anklage gegen den Geschäftsführer ließ die Hopp-Stiftung in St. Leon-Rot bislang unbeantwortet.

Hopp will sich mit Wircon auf die weltweite Entwicklung von Solarprojekten konzentrieren. Erst seit Juli ist Brückmann dort Geschäftsführer. Im September weihte er die Fotovoltaikanlage auf dem Dach der neuen dm-Firmenzentrale in Karlsruhe mit ein.

Mit Hopp in der VIP-Loge

Kontakte zur Familie des sportbegeisterten Unternehmers Hopp bestehen schon länger. Zusammen mit Hopps Sohn Daniel stellte Brückmann 2011 die neuen Trikots der Eishockey-Spieler der Adler Mannheim vor. Außerdem lud er Hopp als Mäzen des Profifußballvereins TSG 1899 in eine VIP-Loge im Weserstadion ein. Auch diese Einladung stieß EWE-intern nachträglich auf Kritik, Teil der Anklage ist sie aber nicht.

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