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Gänge als Einbahnstraßen

Schulen im Landkreis Karlsruhe nach der Corona-Zwangspause: An normalen Betrieb ist nicht zu denken

Vom gewohnten Schulbetrieb und Stundenplan ist nicht viel übrig. Die Gänge auf dem Flur sind jetzt Einbahnstraßen. 3.500 von insgesamt rund 10.000 Schüler kehren am Montag an die Beruflichen Schulen des Landkreises Karlsruhe in Ettlingen, Bretten und Bruchsal zurück.

Klare Richtung: Welche Tür als Ein- und welche als Ausgang dient, ist wie hier im Beruflichen Bildungszentrum in Ettlingen klar geregelt. Somit sollen Schülermassen entzerrt werden
Klare Richtung: Welche Tür als Ein- und welche als Ausgang dient, ist wie hier im Beruflichen Bildungszentrum in Ettlingen klar geregelt. Somit sollen Schülermassen entzerrt werden Foto: Hora

Vom gewohnten Schulbetrieb und Stundenplan ist nicht viel übrig. Die Gänge auf dem Flur sind anstatt beliebter Treffpunkte jetzt Einbahnstraßen. Denn begegnen sollen sich dort möglichst wenige Schüler. 3.500 von insgesamt rund 10.000 kehren am Montag an die Beruflichen Schulen des Landkreises Karlsruhe in Ettlingen, Bretten und Bruchsal zurück, teilt Finanzdezernent Ragnar Watteroth mit. Sie alle stehen kurz vor ihrem Abschluss.

„Die An- und Abfahrt der Schüler wird kanalisiert. Pausen gibt es nur zu versetzten Zeitpunkten. Der Kioskbetrieb ist auch ausgesetzt.“ Die Jugendlichen sollen nur zum Unterricht und direkt danach wieder nach Hause. Damit möglichst wenige Kontakte entstehen, so Watteroth.

Klassen werden in Gruppen geteilt

Von 734 Schülern werde jeden Tag etwa die Hälfte präsent sein, sagt Barbara Sellin, Leiterin der Beruflichen Schulen Bretten. Wer die Hygienevorschriften nicht einhält, werde notfalls ermahnt. Jede der 44 Klassen werde in zwei bis drei Kleingruppen eingeteilt. Parallel werden diese in getrennten Räumen im selben Fach unterrichtet, erklärt sie. „Der eigentliche Fachlehrer ist jeweils eine Stunde bei ihnen, in der restlichen Zeit werden sie von einem anderen betreut“, so Sellin.

Schulen brauchen mehr Lehrer für ein Fach

„Wir brauchen für eine Klasse anstatt eines Mathelehrers von nun an zwei oder drei.“ Das sei ein erheblicher personeller Mehraufwand. Zudem zählen von 135 Lehrern 35 zur Risikogruppe und seien demnach für den Präsenzunterricht gesperrt. In der Käthe-Kollwitz-Schule in Bruchsal betreffe das etwa 20 bis 25 Prozent des Kollegiums, teilt Schulleiter Hans-Peter Kußmann mit.

Fokus liegt auf einem erfolgreichen Abschluss

Als Schulträger gibt der Landkreis Karlsruhe grundlegende Hygienekonzepte und Regelungen vor und unterstützt bei der Umsetzung. Zwei Wochen intensiver Abstimmung liegen hinter den Beteiligten. „Wir wollen nicht, dass etwas passiert, sondern alle Schüler ihren Abschluss machen können und sich sicher fühlen“, ergänzt Ragnar Watteroth.

Reinigungskräfte werden zudem im Gebäude anders und mehr reinigen.
Ragnar Watteroth, Finanzdezernent des Landkreises Karlsruhe

2.600 Liter Desinfektionsmittel hat der Kreis für die Schulen bestellt. „Reinigungskräfte werden zudem im Gebäude anders und mehr reinigen“, erklärt er. Nach Möglichkeit soll jede Schülergruppe in nur einem Raum unterrichtet werden. Findet ein Wechsel statt, würden die Klassenzimmer desinfiziert und gesäubert, erklärt Kußmann.

Rund 400 Jugendliche und junge Erwachsene kehren in der kommenden Woche an seine Schule zurück. Maximal 15 Tische stünden noch in einem Klassenzimmer zur Verfügung. Diese würden sukzessive so bezogen, dass sich niemand in die Quere kommt, sagt Kußmann.

Arbeiten im Unterricht wird eingeschränkt

„Wir haben Glück, dass unsere Schüler schon älter sind und Verantwortung übernehmen können.“ Das methodische Arbeiten im Unterricht sei ebenfalls eingeschränkt. „Sowohl Schüler als auch Lehrer sollen sitzen bleiben“, erklärt Kußmann. Masken fordert die Schulleitung dabei nicht, beim Bewegen durchs Schulhaus wiederum schon.

„Wir haben die Laufwege so gestaltet, dass an den Stellen, an denen der Flur sehr schmal ist, der Mindestabstand von 1,5 Meter nicht unterschritten wird“, teilt er weiter mit. „Diese werden dadurch zu Einbahnstraßen.“ Stoppschilder und Pfeile weisen die Richtung auf den Treppen. „Durch Symbole versuchen wir, die Ströme zu lenken.“

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In Bretten kennzeichnet ein ähnliches Konzept den Weg. „Wir ordnen einzelnen Klassen eigene Ein- und Ausgänge zu, um die Massen zu entzerren“, ergänzt Barbara Sellin. „Es wäre nicht umsetzbar, alle Schüler derzeit zurückzuholen. Das ist ein gigantischer organisatorischer Aufwand.“

Stundenpläne sind neu strukturiert

Neu strukturierte Wochenpläne ersetzen im Präsenzunterricht den üblichen Stundenplan. „Sie werden ausschließlich in ihren Prüfungsfächern unterrichtet“, sagt der Bruchsaler Schulleiter Kußmann. Die Fächer werden in Blöcken gebündelt. Für alle anderen im Home Scooling ändere sich vorerst nichts. Die Rückkehr ins Haus sei aber auch mit Emotionen verbunden. Bis zum Startschuss der Prüfungsphase bleiben noch zwei Wochen.

Pflegeschüler im Landkreis Karlsruhe bleiben zuhause

Für eine Gruppe werde diese unter besonderen Schutzmaßnahmen stattfinden. Schüler, die in Pflegeberufen ausgebildet werden und etwa in Corona-Hotspots eingesetzt waren, schreiben ihren Abschluss in Schutzanzügen, sagt Kußmann: „Durch ihren Beruf sind sie mit solchen Vorschriften zum Glück vertraut.“ Präsenzunterricht erhalten sie keinen mehr.

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