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Baustelle Kombilösung

So sehen die unterirdischen Haltestellen der Karlsruher U-Bahn aus

Die Arbeiten an der Karlsruher Kombilösung schreiten weiter voran: Die Schienen für den Stadtbahn- und Straßenbahntunnel sind verlegt. Momentan sind die Arbeiter mit dem Innenausbau der Haltestellen beschäftigt. Was jetzt schon zu erkennen ist: Die Stationen werden einmal hoch, hell und weit und bieten auch für Shopping-Freunde den ein oder anderen Komfort.

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Die Arbeiten an der Kombilösung schreiten weiter voran: Die Schienen für den Stadtbahn- und Straßenbahntunnel in Karlsruhe sind verlegt. Momentan sind die Arbeiter mit dem Innenausbau der Haltestellen beschäftigt. Was jetzt schon zu erkennen ist: Die Stationen werden einmal hoch, hell und weit und bieten auch für Shopping-Freunde den einen oder anderen Komfort.

Morgens halb zehn vor der Zentrale der Karlsruher Schieneninfrastruktur Gesellschaft (Kasig). Zusammen mit Kasig-Pressesprecher Achim Winkel geht es auf Baustellen-Rundgang. Es ist heiß an diesem Morgen, da verspricht der Weg in den Karlsruher Untergrund Abkühlung.

Am Durlacher Tor geht es über eine Holztreppe unter Tage. Nach wenigen Metern kommen wir auf einer Zwischenebene an. Noch ist es hier recht chaotisch. Es liegt Baumaterial herum, ein Hubwagen steht in der Mitte des Raumes. Hier werden sich die Fahrgäste einmal anhand von Wegweisern orientieren können, ob sie in Richtung Durlach oder in die Innenstadt fahren wollen.

Die Haltestelle Durlacher Tor wird einmal vier Eingänge haben - zwei größere zum KIT und zu den oberirdischen Haltestellen und zwei kleinere zur Oststadt und zur Brunnenstraße hin. Es haben nicht alle unterirdischen Stationen zwei derart große Zugänge. „Hier wird aber mit einem größeren Fahrgastaufkommen gerechnet“, erzählt Winkel.

Von der Zwischenebene geht es hinab auf den Bahnsteig in gut zwölf Meter Tiefe. Über den ganzen unterirdischen Bahnhof erstreckt sich ein großes Raumgerüst. Was für den Beobachter von unten wie ein stählernes Kunstwerk aussieht, ist für die Arbeiter äußerst praktisch: Dank der Höhe können sie problemlos die Deckenverkleidung und die Leitungen anbringen.

Auf einmal wird es laut. Es naht ein Zwei-Wege-Bagger, der sowohl auf den Schienen als auch auf der Straße fahren kann und neues Baumaterial bringt. Seine Durchfahrt lässt erahnen, wie sich das U-Bahn-Flair einmal anfühlen wird. Dann geht es zurück nach oben an die frische Luft und weiter zur Haltestelle Kronenplatz, die sich nur ein paar hundert Meter entfernt befindet.

Kronenplatz:

Achim Winkel führt uns in die Betriebsräume. Ein Ort, der dem Fahrgast beim Aufenthalt in der Station nicht auffällt. In ihm befindet sich die Technik. Darin verlegt ein Arbeiter gerade elektrische Kabel. Eine Mammutaufgabe: Neben ihm liegen meterweise Kabel, die er noch anschließen muss. Und das, so Winkel, dauert seine Zeit.

In den kommenden zwei Jahren werden in allen Stationen die Betriebs-, die Leit-, die Kommunikations- und die Brandschutztechnik gelegt. Also all die Dinge, die für Sicherheit des Fahrgasts sorgen.

Läuft der Betrieb, können die Fahrgäste von der Haltestelle durch den Stadtbahntunnel in Richtung Durlacher oder Mühlburger Tor fahren oder zur oberirdischen Haltestelle gehen, um mit der Straßenbahn in Richtung Mendelssohnplatz abzufahren.

Marktplatz:

Unsere nächste Station ist der Marktplatz. Anders als an allen übrigen unterirdischen Stationen gibt es hier drei Gleise. Eines ist ein sogenanntes Stumpfgleis, vergleichbar mit einem Abstellgleis. Dort können Stadtbahnen eine Viertelstunde stehen, ohne den übrigen Betrieb aufzuhalten. In dieser Zeit kann der Fahrer den Führerstand wechseln und mit der Kopfseite wieder aus dem Bahnhof fahren.

Pressesprecher Winkel erklärt: „Je mehr Gleise und auch Abstellgleise ein Streckennetz hat, desto mehr betriebliche Flexibilität ist gegeben. Unterirdisch eröffnet uns das mehr Möglichkeiten in der Fahrgastbeförderung.“

Es wird ein gewisses Sicherheitsgefühl vermittelt, weil man von hier alles sieht und auch alles transparent ist
Achim Winkel, Kasig-Pressesprecher

Wir nehmen uns etwas Zeit und lassen die Baustelle auf uns wirken.

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Während an den beiden Hauptbahnsteigen gearbeitet wird, ist die Wand am Nebengleis fast fertig. Die Haltestelle hat einen Vorteil: Von der Zwischenebene Marktplatz kann der Fahrgast um die Ecke zur Station Lammstraße laufen, ohne dass er nach oben ins Freie muss. „Ein Umstieg innerhalb einer Haltestelle, das ist richtiger Komfort“, meint Winkel.

Wir nehmen den Weg über die Schienen, der uns vorbei an einem weiteren Zwei-Wege-Bagger und direkt auf das große Gleisdreieck führt. Das Gleisdreieck zwischen den beiden Stationen, erklärt Winkel, sei der einzige Abzweig aus der Röhre unter der Kaiserstraße nach Süden.

Die Schienen an der Kreuzung sehen anders aus: Die Schwellen liegen nicht im Schotterbett, sondern sind fest einbetoniert. Damit, so Winkel, werde eine auch noch so kleine seitliche Bewegung der Gleise im dortigen Kurvenbereich vermieden. Nach wenigen Metern laufen wir auf die Haltestelle Lammstraße zu.

Lammstraße:

Die Haltestelle befindet sich unterhalb der Kaiserstraße, Karlsruhes großer Fußgängerzone. Für Shopping-Freunde bietet die unterirdische Station etwas Besonderes: Wer künftig bei Karstadt einkaufen will, muss nicht bis ganz nach oben. Das Kaufhaus soll unterirdisch über einen Eingang erreichbar sein. Die Kasig schafft dafür zumindest die Voraussetzungen. Sie baut in die Haltestelle eine unterirdische Soll-Bruchstelle ein und hofft, dass Karstadt den Durchbruch von innen nach außen auch verwirklicht.

Interaktiver Streckenplan: Auf der Karte können die einzelnen Haltepunkten für Videos angeklickt werdenEuropaplatz:

Unser Baustellen-Rundgang geht weiter und ist nun in Karlsruhes pulsierendem Zentrum angekommen, dem Europaplatz. Die Auskleidung der Bahnsteige ist abgeschlossen, die Haltestellenwände sind angebracht. Arbeiter bauen derzeit das große Raumgerüst auf.

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Bahnsteige sind 100 Meter lang

100 Meter sind die Bahnsteige jeweils lang – auch wenn Doppelzüge nur auf eine Gesamtlänge von 80 Meter kommen. Weil die Einstiegshöhe von Stadt- und Straßenbahnen unterschiedlich ist, gibt es an den Bahnsteigen zwei verschiedene Höhen – der Unterschied beträgt 20 Zentimeter. Je nachdem, wo die Bahnen halten, ist somit zumindest an den ersten beiden Türen auch der Stadtbahnen ein barrierefreier Zu- und Ausstieg möglich.

Zurück auf der Zwischenebene bekommt man ein Gefühl dafür, wie viele Fahrgäste hier einmal unterwegs sein werden. Die Ebene ist deutlich größer und bietet mehr Platz. Auf der großen Ebene gibt es keinerlei Sitzgelegenheiten. Bänke wären Hindernisse, erklärt Achim Winkel. Wenn sich hier einmal die Fahrgäste bewegen, werde der Platz benötigt. Da würden Bänke nur stören. Die Fahrgäste sollen gezielt die Ein- und Ausgänge erreichen.

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auf der Zwischenebene bekommt man ein Gefühl dafür, wie viele Fahrgäste hier einmal unterwegs sein werden. Foto: None

Und wer jetzt gedacht hat, dass sich – ähnlich wie in der Stuttgarter Klett-Passage – ein Kiosk oder Shop an den nächsten reiht, muss enttäuscht werden. Wegen der hohen Brandschutzanforderungen hat die Kasig bei der Planung darauf verzichtet.

Wer künftig mit der Bahn nach Karlsruhe zum Shoppen kommt und am Europaplatz aussteigt, der kann – ohne ins Freie zu müssen – irgendwann über die U-Bahn-Station auf direktem Wege in die Postgalerie gelangen. In die Haltestelle ist – wie in der Lammstraße auch – ein Zugang zum Einkaufszentrum vorgesehen.

Ettlinger Tor:

Die Haltestelle Ettlinger Tor ist die tiefste Haltestelle der künftigen Karlsruher U-Bahn. Sie liegt etwa 14 Meter unter der Oberfläche. Der Grund: Die Bahnen fahren unter dem Autotunnel der Kriegsstraße durch.

Von der Zwischenebene lässt sich – da hier noch kein Raumgerüst steht - erahnen, wie die Haltestelle einmal im Ganzen aussieht: hoch, hell und weit. „Es wird ein gewisses Sicherheitsgefühl vermittelt, weil man von hier alles sieht und auch alles transparent ist“, so Winkel. „Von hier oben können die Fahrgäste einmal den ganzen Betrieb der U-Bahn beobachten“, sagt Winkel. Aus Sicherheitsgründen kommen noch Scheiben vor die Brüstungen der Fahrgastebenen.

Über eine noch provisorische Bautreppe geht es auf den Bahnsteig, der später natürlich einmal - wie die anderen auch - über eine Rolltreppe erreicht werden kann. Unten angekommen zeigt sich, was zwei Meter mehr ausmachen.

Haltestellen sind hoch, hell und weit

Der Fahrgast soll kein dunkles oder erdrückendes Raumgefühl erleben, sondern einen luftigen Raum mit viel Beleuchtung, der die Haltestelle freundlich macht.

So schön die Momentaufnahme ist, am Ettlinger Tor ist noch viel zu tun. Der Boden des Bahnsteigs ist noch nicht ganz verlegt und auch an der Wand klaffen noch einige Lücken. Achim Winkel verrät uns, dass auch das Ettlinger Tor einen unterirdischen Zugang zum gleichnamigen Shoppingcenter bekommt.

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Kongresszentrum:

Die Haltestelle Kongresszentrum liegt dicht unter dem Asphalt und ist damit die am höchsten gelegene Station der Karlsruher U-Bahn. Kommen die Bahnen vom Ettlinger Tor, müssen sie eine kleine Steigung überwinden. In Richtung Augartenstraße ist die Rampe zu erkennen, über die die Bahnen wieder ins Freie kommen.

Als einzige unterirdische Station hat das Kongresszentrum keine Zwischenebene. Weil sie so dicht unter der Oberfläche liegt, haben die Arbeiter 14 Oberlichter eingebaut, die später die Station mit Tageslicht versorgen.

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In der Station verlegen Arbeiter derzeit große Betonplatten. Und zwar in Millimeterarbeit. Die Platten wiegen bis zu 70 Kilogramm. An den Wänden werden sie bis zu einer Höhe von vier Metern an Halterungen befestigt.

Dazwischen haben die Arbeiter eine Lücke gelassen. Nicht weil die Platten ausgegangen sind, sondern weil genau an dieser Stelle ein Kunstwerk von Markus Lüpertz installiert werden soll .

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Zwei mal vier Meter groß sollen die Genesis-Tafeln aus Majolika-Fliesen mit bis zu 15 Zentimeter starkem Relief sein. Auf den 14 Bahnsteigen der sieben U-Bahn-Stationen soll je ein „Lüpertz“ hängen.

Analoge Kunst statt digitaler Werbung

Auch für Liniennetzpläne zur Fahrgastinformation und Werbung wird Platz gelassen – doch letzterer fällt deutlich kleiner aus. Und dann sind da noch die künftigen Lichteffekte in allen Haltestellen: Je nachdem, wo man auf dem Bahnsteig steht, wird der Schatten des Fahrgastes in bunten Farben auf dem Boden abgebildet.

Chronologie der Kombilösung:

21. Januar 2010: Spatenstich für das Teilprojekt Stadtbahn- und Straßenbahntunnel unter der Kaiserstraße mit Südabzweig vom Marktplatz in die Ettlinger Straße. Bis 2016: sukzessiver (Roh-)Bau der insgesamt sieben neuen unterirdischen Haltestellen

18. November 2014: Start der Tunnelvortriebsmaschine "Giulia" aus der unterirdischen Haltestelle Durlacher Tor heraus in Richtung Westen

7. September 2015: Nach neuneinhalb Monaten hat die Tunnelvortriebsmaschine die zwei Kilometer Tunnel unter der Kaiserstraße gebaut und kommt am "Zielschacht" auf dem Kaiserplatz beim Mühlburger Tor an

Sommer 2018: Der Rohbau der unterirdischen Haltestellen und der dazwischenliegenden Tunnelabschnitte ist im Wesentlichen abgeschlossen. Der Innenausbau beginnt

Voraussichtlich Juni 2021: Inbetriebnahme des Stadtbahn- und Straßenbahntunnels

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