Für 30 Mitarbeiter von Müller-Fleisch soll am Montag ein neues Leben beginnen. Sie müssen raus aus dem Einfamilienhäuschen, in dem sie leben. Dieses Vorgehen gegen eine Bettenburg eines Werkvertragunternehmers der Birkenfelder Großschlachterei verfügte das Landratsamt des Enzkreises nach einer Begehung.
Die Landkreis-Behörde handelte damit womöglich ganz im Sinne von Gunther Krichbaum. Der Bundestagsabgeordnete teilt mit, ausländische Beschäftigte in der Fleischindustrie seien vor sich selbst zu schützen. Diese Einschätzung teile er mit der Bundeskanzlerin.
Auch wenn Leute bereit seien, „für ’n Appel und ’n Ei zu wohnen, müssen wir auf die Einhaltung von hygienischen Mindeststandards beharren“, so der CDU-Politiker. In Herkunftsländern der Werkvertragsarbeiter werde zunehmend kritisiert, deutsche Standards gelten für ausländische Arbeiter scheinbar nur eingeschränkt.
Gewerbesteuerempfänger sollen zahlen, was die Großschlachterei nicht übernimmtWiP/Die Linke, Pforzheimer Gemeindratsfraktion
Auch die Kosten des Corona-Debakels bei Müller-Fleisch mit 330 Infizierten als Höhepunkt und insgesamt 399 bleiben strittig. So fordert die Fraktion WiP/Die Linke, die Gewerbesteuerempfänger Birkenfeld und Enzkreis müssten bei den drei Quarantänezentren bezahlen, was Müller-Fleisch nicht übernimmt. Pforzheim habe ohnehin nur Lärm und Verkehr durch die Großschlachterei, die zu schließen sei.
Rückendeckung für Firmenquarantäne vom Land
Rückendeckung für die statt dessen verfügte Firmenquarantäne sieht das Landratsamt beim Sozialministerium sowie Ministerium für Ländlichen Raum. Die Situation sei mit den geschlossenen Fleischfirmen in Nord- und Westdeutschland nicht zu vergleichen.
Werktragswesen Thema im Corona-Kabinett des Bundes
Während der Enzkreis auf den „Pandemieplan 2.0“ und damit einen Richtungswechsel bei Müller-Fleisch hofft, tut sich auch in Berlin was. Das Corona-Kabinett erwartet für Montag eine Vorlage von Arbeitsminister Hubertus Heil gegen das Werkvertragswesen.