Claus Bischoff nimm das Huhn behutsam aus der Kiste und hält es an die Betäubungsmaschine. Dann durchtrennt er mit dem Messer die Halsschlagader des Tieres. Vier Mitarbeiterinnen sind im Schlachthaus wie jeden Mittwochvormittag damit beschäftigt, 100 bis 150 Hühner zu rupfen, auszunehmen und einzulegen – alles in Handarbeit. „Das braucht Zeit“, erklärt Bischoff. Er kauft die Küken von einem Händler im Elsass. Danach haben die Tiere Zeit aufzuwachsen.
Wenn man Tiere aufzieht, will man, dass es ihnen gut gehtLandwirt Claus Bischoff
„Wenn man die Tiere aufzieht, will man, dass es ihnen gut geht“, sagt der Landwirtschaftsmeister. Dazu gehöre auch, den Hühnern Stress zu ersparen – auch auf dem letzten Weg ins Schlachthaus, das nur ein paar Meter vom Stall entfernt ist. Die geschlachteten Hähnchen werden im eigenen Hofladen verkauft. Zwar im Schnitt für einen höheren Preis als im Supermarkt, dafür in der Regel aber auch mit höherer Qualität, wie die wachsende Zahl an Stammkunden belegt. „Wir müssen uns durch Fleischqualität auf dem Markt behaupten“, weiß Claus Bischoff.
Landwirt glaubt nicht, dass mehr kleine Schlachthöfe entstehen
Über die Corona-Fälle in großen Schlachtbetrieben schüttelt Bischoff den Kopf. Dass die Politik erst kleine Schlachthöfe verbietet und nun wieder ins Leben ruft, glaubt er nicht. „Es fehlen die Arbeitskräfte, die in kleinen Betrieben arbeiten wollen“, sagt der Landwirt. Hinzu kommen steigende Lohnkosten und immer mehr Bürokratie und Auflagen, die Kleinbetriebe vor riesige Herausforderungen stellen.
Bischoffs Eltern Alfred und Martha haben das Hofgut in den 70er-Jahren nebenberuflich aufgebaut. Die Dietlinger haben Alfred Bischoff freundlich als „Mitternachtsbauer“ bespöttelt, weil er bis zur Pension bei der Post gearbeitet hat und sich erst nach Feierabend um das Gut kümmern konnte. „Die Landwirtschaft war das Hobby und die Leidenschaft meines Vaters. Er hat dabei nie ans Geldverdienen gedacht“, erinnert sich Claus Bischoff, der sich bald entschloss, ebenfalls einzusteigen – „aber wenn, dann richtig“, sagte er sich.
Er arbeitete in einem Lehrbetrieb, machte seinen Landwirtschaftsmeister und übernahm den Betrieb vor rund 20 Jahren. Heute ist er für die Pflege von 75 Hektar Grünland und 20 Hektar Ackerland zuständig. Unterstützt wird er von zwei Mitarbeitern in der Landwirtschaft, acht in der Vermarktung und Verarbeitung und zehn in Teilzeit im Verkauf und Service. Das Futter für die Geflügelhaltung in Form von Mais und Getreide wird auf den Ackerflächen angebaut. Beheizt wird der Hof durch Holz-Hackschnitzel.
1995 begannen Bischoffs selbst Hühner zu schlachten und das Fleisch im Hofladen direkt zu vermarkten. Hinzu kommen inzwischen 6.000 Legehühner, die für den Nachschub von frischen Eiern sorgen, und die Mutterkuhhaltung. Geschlachtet werden die Kälber von einer Metzgerei in Ersingen, wenn sie älter als 15 Monate sind.
Kunden durch Onlineshop dazugewonnen
Weitere Standbeine sind Pensionspferde, Yoga-Kurse, die Bischoffs Frau Daniela anbietet, und die Gastronomie: Im Hof-Restaurant richten Bischoffs Hochzeiten aus. Am 8. August findet die erste mit 100 Personen nach der Corona-Zwangspause statt. Das Hofgut habe in den vergangenen Monaten sogar Kunden dazugewonnen, den stärksten Zuwachs verzeichne der Hofladen, so Bischoff.
Der Landwirt führt das zum Teil auf den Onlineshop zurück, der wegen der Pandemie ins Leben gerufen wurde, sich aber als Glücksgriff entpuppt habe: „Dadurch haben viele erst gesehen, welche Produkte wir anbieten.“ Präsent sein sei wichtig bei der Direktvermarktung – auch mit dem Stand auf dem Bauernmarkt in Birkenfeld und Pforzheim, den Bischoff mitgegründet hat und bei dem er als Vize-Sprecher fungiert.
Nichten sollen Betrieb einmal übernehmen
Weiter expandieren soll sein Betrieb nicht, sagt der 51-Jährige, der auch im Kelterner Gemeinderat sitzt und Bürgermeisterstellvertreter ist. Im Gegenteil: Seine Nichten Selina und Sophia stünden schon als Nachfolgerinnen bereit und sollen irgendwann den Hof übernehmen. „Das Schöne an der Landwirtschaft ist, dass sie ein Kreislauf ist und dass alles Sinn hat“, schwärmt Bischoff. Er sät und erntet das Futter, das seine Tiere fressen. Und die Kunden können nachvollziehen, wo ihr Fleisch herkommt.