Weil in Baden-Württemberg ab Dienstag Kitas und Schulen geschlossen sind, arbeitet die Stadt Pforzheim gerade mit Hochdruck an einer Notbetreuung. Wie genau die aussehen soll, erläutert der dafür zuständige Sozialdezernent - während er selbst in Quarantäne sitzt.
Auch die Verwaltungsspitze ist nicht immun: Wie immer mehr Menschen ging es auch Pforzheims Sozialbürgermeister Frank Fillbrunn. Er saß am Montag wegen der Corona-Krise in häuslicher Quarantäne. Von dort leitete er die Umsetzung der Notbetreuung an 75 Kita- und Hort-Standorten in Pforzheim.
Das Wort Quarantäne sei ihm zu hoch gehängt. „Das ist eine reine Vorsichtsmaßnahme“, sagte Fillbrunn am Montagmittag am Telefon. „Ich hatte Kontakt zu einer Person, die möglicherweise erkrankt ist.“ Deren Testergebnis stehe aber noch aus. Auch der Sozialbürgermeister hatte sich am Freitag einem Test unterzogen und wartete zunächst noch auf das Ergebnis.
Seine Aufgaben erledigte Fillbrunn aus dem Homeoffice. Bis gegen 17 Uhr das Testergebnis kam: zum Glück negativ. Fillbrunn zeigte sich erleichtert – und voller Tatendrang. „In einer halben Stunde bin ich wieder im Rathaus“, beschied er nach Erhalt der frohen Botschaft.
Bürgermeister im Homeoffice
Das dürfte Tausende Pforzheimer Eltern freuen, denn Fillbrunn ist als Sozialdezernent für die Kitas und Horte der Stadt verantwortlich und somit für die Notbetreuung, die ab diesem Dienstag nicht nur für Schulen, sondern auch für die Kinderbetreuungseinrichtungen gewährleistet werden muss.
Die Notbetreuung soll laut Landesregierung für Kinder bis zur sechsten Klasse gelten, wenn beide Eltern oder Alleinerziehende in „systemrelevanten Berufen“ arbeiten. Also beispielsweise die Ärztin und der Krankenpfleger oder der Polizist und die Apothekerin. „Eltern müssen im Zweifelsfall nachweisen, das ihr Kind berechtigt ist.“
Dezentrale Betreuung in Pforzheim geplant
Bis diesen Montagabend um 18 Uhr sollten Eltern ihren Bedarf anmelden. Grundsätzlich habe man sich bei der Stadt Pforzheim ganz bewusst für ein dezentrales Modell der Notversorgung entschieden.
Fillbrunn erklärt: „Alle Einrichtungen stehen bei entsprechenden Bedarf für den Notbetrieb zur Verfügung.“ Lediglich wenn in einer Kita oder Hort kein Kind mit „systemrelevanten Eltern“ ist, könne diese Einrichtung temporär geschlossen werden. Zusammengelegte Notfall-Kitas soll es in Pforzheim nicht geben.
Das wird auch von Virologen dringend empfohlen, da neue Kontaktgruppen neue Ansteckungsrisiken bergen. Andererseits wolle man insbesondere die Kleinsten nicht belasten. Die Kinder sollen zudem ihre Bezugspersonen weitgehend behalten.
Plätze an 75 Kita-Standorten
Nach Angaben des Sozialdezernats sind für die Notfallbetreuung derzeit 75 Standorte mit „mindestens einer bis maximal zwei Gruppen“ vorgesehen. „Wir planen mit einer Maximalbelegung von etwa zehn Kindern pro Standort“, erläuterte eine Sprecherin. „Alle Standorte mit zwei Gruppen eingerechnet kommen wir auf etwa 1.120. Notplätze."
Es lasse sich bereits absehen, dass diese nicht voll ausgeschöpft werden müssen, so hieß es am Montagnachmittag. Der endgültige Bedarf stehe erst am Dienstag fest.
Bei den Schulen in Pforzheim und dem Enzkreis ist unterhalb der siebten Klasse ebenfalls weitgehend dezentrale Betreuung angestrebt.
Die Sonnenhofschule, Hebel-, Reuchlin- und das Theodor-Heuss-Gymnasium waren bereits am Montag für den normalen Unterricht geschlossen, weil einzelne Schüler Kontakt mit einer positiv getesteten Person hatten. „Als reine Vorsichtsmaßnahme“ bezeichnete dies Ordnungsamtsleiter Wolfgang Raff.