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Streit um die "Sache Mila"

Eisingerin muss Hündin an vom Gericht anerkannte Eigentümerin abgeben

Weil eine Eisingerin Hündin "Mila" nach zwei Jahren an die Eigentümerin zurückgeben musste, kam es vor ihrem Haus zu unschönen Szenen. Die Eigentümerin ließ ein Gerichtsurteil vollstrecken und nahm den Hund gemeinsam mit einem Gerichtsvollzieher entgegen und wurde dafür von einer Gruppe beschimpft und ausgebuht.

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Zum Zankapfel ist „Mila“ geworden. Sie lebte 25 Monate bei einer Eisingerin, die die Hündin aber der Eigentümerin aushändigen musste. Foto: privat Foto: None

„Das endet in einer Katastrophe“, sagt Elke Nothacker-Kübler und ringt mit den Tränen. Die Eisingerin hat am Donnerstagnachmittag eine Hündin abgeben müssen, die 25 Monate bei ihr gelebt hat und die ihr ans Herz gewachsen ist. Die Eigentümerin des Hundes ist mit dem Gerichtsvollzieher vorbeigekommen, um „Mila“ abzuholen.

Dass der Vizsla-Labrador-Mix bei Nothacker-Kübler eingezogen ist, kam durch die Mutter der Eigentümerin. Diese wohnt in der Nachbarschaft und hatte Nothacker-Kübler gebeten, den damals drei Monate alten Hund in Obhut zu nehmen, weil ihre Tochter mit ihrer Familie, vier Katzen und einem Schäferhund auf beengtem Raum und ohne Geld in einer Zwei-Zimmer-Wohnung lebe.

Ohne Steuermarke, aber mit einer schweren Hüftdysplasie und dem Impfpass, in dem der Name „Leila“ steht, zog Mila bei der Eisingerin ein. „Wir haben alles bezahlt: Steuern, Versicherung und die Kosten für den Tierarzt“, erzählt Nothacker-Kübler. Im Oktober 2018 erhielt sie Post vom Anwalt der Eigentümerin, weil diese den Hund zurückwollte. Der Streitwert wurde mit 400 Euro angegeben. Auch ein Kaufvertrag wurde ihr vorgelegt, von dem Nothacker-Kübler vermutet, dass er nachträglich aufgesetzt wurde.

Richter gibt Eigentümerin Recht

Am 1. August 2019 kam es zu einer Güteverhandlung am Pforzheimer Amtsgericht. In der zehnminütigen Verhandlung fragte der Richter die Eigentümerin drei Mal, ob sie den Vierbeiner verkaufe – drei Mal antwortete sie mit Nein. Nothacker-Kübler wurde gefragt, ob sie den Hund herausgebe – sie antwortete mit „nicht freiwillig“. Der Richter entschied schließlich, dass Mila an die Eigentümerin zurückgegeben werden müsse, weil diese einen Kaufvertrag besitze.

Geldangebot ausgeschlagen

Ein Einspruch sei nicht möglich, weil der Hund vom Gericht als Sache eingestuft werde, erklärt Nothacker-Kübler. Sie war ursprünglich davon ausgegangen, dass die Mutter der Eigentümerin ihrer Tochter Geld für den Hund gegeben hatte und berechtigt war, das Tier weiterzugeben. Sie selbst hat der Eigentümerin mehrfach angeboten, ihr Mila abzukaufen – allerdings ohne Erfolg.

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Gedrückte Stimmung herrscht bei den Freunden und Bekannten von Elke Nothacker-Kübler (links: Karin Krupper-Vollmer) in Eisingen nach der Übergabe von Mila. Foto: to Foto: None

Mehr als 20 Leute versammeln sich beim Übergabetermin

Beim Übergabetermin am Donnerstag war sie nicht dabei und ließ sich von ihrer Freundin Karin Krupper-Vollmer vertreten. Vor dem Haus von Nothacker-Kübler versammelten sich mehr als 20 Freunde und Bekannte. „Wir wollen zeigen, dass wir hinter Elke stehen“, sagt Krupper-Vollmer. „Wir verstehen alle nicht, warum das passiert“, sagt die Pforzheimerin. „Und warum jemandem, der weder Platz noch Geld hat und in einem privaten Insolvenzverfahren steckt, das Tier zugesprochen wurde.“ Krupper-Vollmer will die Gelegenheit nutzen, um vernünftig mit der Eigentümerin zu sprechen und ihr 2.500 Euro für das Tier anzubieten. Sie glaubt aber nicht, dass sie Erfolg hat.

Wir verstehen alle nicht, warum das passiert

„Ich bin schon den ganzen Tag aufgeregt“, sagt ein Mann mit Hund, der zur Gruppe dazu stößt. Richtig aufgeheizt ist die Stimmung, als die Eigentümerin mit dem Gerichtsvollzieher vor dem Haus vorfährt und den Hund in Empfang nimmt. Auf das Kaufangebot geht sie nicht ein. Unter Buh-Rufen und Beschimpfungen läuft sie zum Auto zurück und will gegenüber der Presse nichts sagen, außer dass sie sich bedroht fühlt. Auch ein Telefongespräch mit dem Pforzheimer Kurier lehnte sie nach der Vermittlung über das Veterinäramt ab.

Buh-Rufe und Beschimpfungen bei der Hunde-Übergabe

Aufgeben will Nothacker-Kübler nicht: „Wenn ich wüsste, dass es ihr bei der Eigentümerin gut geht, könnte ich damit leben“, sagt sie. Sie hat das Veterinäramt auf die Wohnverhältnisse der Eigentümerin hingewiesen. Die Behörde will dem Hinweis nachgehen und die Tierhaltung „in nächster Zeit“ kontrollieren, sagt Sachgebietsleiter Oliver Jäger. Grundsätzlich gehe es aber um eine private Rechtsstreitigkeit und es liege ein Gerichtsurteil vor, fasst Jäger die Situation zusammen. Er glaubt außerdem, dass die Tiere auf zwei Wohnungen verteilt seien.

Klage gegen Eigentümerin

Nothacker-Kübler und ihr Mann haben nun Klage gegen die Eigentümerin eingereicht wegen der angefallenen Kosten für Mila: An Steuern, Haftpflicht, Tierarztrechnungen und Pflege seien mehr als 8.000 Euro zusammengekommen, sagt Elke Nothacker-Kübler gegenüber dem Pforzheimer Kurier.

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