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Obduktion verzögert sich

Fall Simon Paulus: Waffen in doppelten Böden und Wänden?

Nach dem Fund einer Leiche bei Pforzheim, bei der es sich sehr wahrscheinlich um den vermissten Simon Paulus handelt, bleiben viele Fragen offen. Laut Informationen von bnn.de soll Paulus früher illegale Waffen verkauft und Verstecke in doppelten Böden und Wänden gehabt haben.

Neue Erkenntnisse über die Täter erhoffte sich die Polizei am Donnerstag bei der Suche nach Hinweisen am Fundort des Leichnams im Hagenschießwald. 25 Beamte durchkämmten das Waldstück.
SUCHE NACH SIMON PAULUS: Beamte der Soko "Wagner" durchkämmten das Waldstück, in dem die Leiche des Jägers gefunden worden war. Foto: Gress (Archiv)

Zwei Tage nach dem Fund einer männlichen Leiche im Hagenschießwald sucht die Polizei fieberhaft nach neuen Hinweisen. Am Donnerstag durchkämmten 25 Beamte das Waldstück. Wie berichtet, fand ein Forstarbeiter am Dienstag einen leblosen Körper. Die Polizei geht davon aus, dass es sich um den seit 29. August vermissten Simon Paulus handelt ( bnn.de berichtete ). Beim für Donnerstag angekündigten Obduktionsergebnis kommt es indes zu Verzögerungen, wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Nachmittag mitteilten.

Viele Fragen bleiben derzeit noch unbeantwortet: Brachte sein handwerkliches Geschick als Büchsenmacher Simon Paulus mit den falschen Leuten zusammen? Wurde ihm seine Offenheit im Umgang mit seinen zahlreichen Schusswaffen womöglich zum Verhängnis? Oder hat er versucht, einen Teil seiner Waffen im kriminellen Milieu zu verkaufen?

Wie bnn.de aus dem Bekanntenkreis von Simon Paulus nun erfahren hat, soll der 50-Jährige deutlich mehr als die 30 verschwundenen Schusswaffen besessen haben, von denen die Polizei bisher ausging. Beamte sollen im Zuge der Ermittlungen Dutzende Waffen in dessen früherem Wohnhaus in Herrenberg (Kreis Böblingen) sichergestellt haben. Mittlerweile hat die Polizei gegenüber bnn.de bestätigt, dass weitere Schusswaffen gefunden wurden.

System aus doppelten Böden und Wänden

Dabei soll es sich um nicht registrierte, schwere Waffen gehandelt haben, die Paulus mit einem ausgeklügelten System von doppelten Böden und Wänden versteckte. Holte die Vergangenheit Simon Paulus ein?

Ein Freund (Name ist der Redaktion bekannt) sagt, dass der Sportschütze früher ein paar Waffen verkauft habe, die nicht legal waren. Es sei deshalb nicht auszuschließen, dass er dabei Kontakte zu kriminellen Kreisen knüpfte. Die Polizei sei ihm damals auf die Schliche gekommen.

Hatte der Büchsenmacher Simon Paulus zwischenzeitlich Berufsverbot?

Das sei der Grund gewesen, warum Paulus wenige Jahre nach seiner Ausbildung an der Höheren Technischen Bundeslehr- und Versuchsanstalt im österreichischen Ferlach seinen Beruf als Büchsenmacher zeitweise nicht ausüben durfte, so die Schilderung des Freundes.

Die Staatsanwaltschaft Pforzheim kann auf Nachfrage ein früheres Berufsverbot nicht bestätigen. „Es liegen uns keine Erkenntnisse in dieser Hinsicht vor“, sagt Sprecher Bernhard Ebinger. In Paulus’ Gräfenhausener Wohnung seien darüber hinaus keine funktionsfähigen Waffen gefunden worden, lediglich Einzelteile und deaktivierte Originalwaffen, sogenannte Dekowaffen, habe man sicherstellen können, so Ebinger.

Im Besitz einer halbautomatischen AR-15

Paulus war ein Waffensammler. Er besaß unter anderem eine halbautomatische AR-15, die Sportschützen-Version des Militärgewehrs M4. Er hat alte Dekowaffen gekauft und wieder „flott gemacht“, erklärt der Freund. „Das ist für einen Büchsenmacher kein Problem.“ Früher habe er diese Waffen dann verkauft, zum Teil an „knallharte Typen“.

Waren es diese knallharten Typen, die am Abend des 29. August in Paulus’ Wohnung kamen und ihn umbrachten? Gab es bei einem Waffen-Deal Streit? Hatte Paulus Geldprobleme und wollte einen Teil seiner Waffen verscheuern? Fragen, die sich auch der Freund stellt. „Wer hat denn Interesse an schweren Waffen?“, fragt der Mann, der Paulus seit 20 Jahren kannte.

Kam es wegen der Waffen zum Streit?

Für ihn ist klar, dass Profis Simon Paulus getötet haben und ihn in einen Teppich eingewickelt ins Auto trugen. Seine Waffen seien Paulus heilig gewesen. Kam es deshalb zum Streit? Wollten die Täter, nachdem sie sahen, welches Arsenal sich in der Kellerwohnung in Gräfenhausen vor ihnen ausbreitete, gleich alles mitnehmen?

„Seine Waffen hätte Simon nie einfach hergegeben“, ist sich der Freund sicher. Die Polizei sagt, dass bislang nichts darauf hindeute, dass der Jäger in illegale Waffengeschäfte verwickelt war. Dennoch steckte Paulus offenbar immer wieder in Schwierigkeiten. Er sei zwar ein guter Kerl, aber auch ein wenig „streitsüchtig“ gewesen.

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