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Neue und bewährte Produkte

Pforzheimer Unternehmen im Corona-Einsatz

Der Kampf gegen den Mangel an Schutzanzügen über Atemmasken bis zu Beatmungs- und Analysegeräten bringt Arbeit in der Region Pforzheim. Die Spezialisten für Analysesysteme bei Stratec sind ebenso gefragt wie Speditionskapazitäten bei Craiss oder Silberkontakte von Doduco.

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ANALYSEGERÄTE von Stratec sind stark nachgefragt beim Umgang mit dem Coronavirus. Foto: Fabry
Der Kampf gegen den Mangel an Schutzanzügen über Atemmasken bis zu Beatmungs- und Analysegeräten bringt Arbeit in der Region Pforzheim. Dass dabei die Spezialisten für Analysesysteme bei Stratec in Birkenfeld ganz vorne beteiligt sind, ist klar. Aber auch Speditionen wie Craiss in Mühlacker oder Doduco in Pforzheim spüren den Bedarf an speziellen Hilfsmitteln deutlich.

Andere  Firmen setzen auf eine Produktion, die zu Corona passt. So fertigt das Pforzheimer Kosmetikunternehmen La Biosthetique dieser Tage Desinfektionsmittel und macht dies durch eine 120 Liter-Spende an Stadt und Enzkreis deutlich.

Hinzu kommen die bundesweiten Anstrengungen, Kapazitäten zu erweitern. Dabei fällt manches Unternehmen in den Fokus, das medizintechnisch geprägt ist, aber fern von Corona-wertvollen Produkten arbeitet. Reinräume und dieses Wissen über den Umgang mit Waren für klinische Anwendungen sind gefragt.

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Der Einsatz Desinfektionsmittel wird bei der Autoreinigung stark nachgefragt, seidem das Coronavirus grassiert. Foto: PK

Keimfreie Autos übrigens auch. Beim Pflegesalon Car Clean Compagnie auf der Wilferdinger Höhe in Pforzheim sorgt das dieser Tage für einen bislang ungeahnten Verbrauch von Desinfektionsmittel. Auch dieser Umsatz lässt bei der Spedition Craiss die Lastwagen rollen.

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Allein, was durch Corona an Plastikverpackungen für Desinfektionsmittel auf die Straße geschickt wird, füllt 25 Jumbo-Fahrzeuge wo bislang drei bis vier Lastwagen fuhren, so beschreibt Geschäftsführer Mark Mitterhuber.

Während die Craiss-Leute hier eine neue Erfahrung machen, ist der sprunghaft gestiegene Umsatz mit Rindenmulch bereits ein déja vu. „Es wird wie bei der Finanzkrise 2008 viel zu Hause rumgewerkelt“, kommentiert Mitterhuber.

Betrieblich betrachtet, fülle das Lücken, die zum Beispiel durch teilweise wegfallende Fahrten für die Automobilindustrie entstehen. Auch über den Lebensmittelhandel komme neue Ware auf die Laster, die nicht zum Kerngeschäft gehöre: Die Produkte aus deren Non-Food-Bereich füllen den Platz, den Textilketten aktuell nicht mehr brauchen.

Neuer leichter Schutzoverall zum Waschen

Mit einem ganz neuen Produkt, reagiert der 1979 gegründete Schutzanzug-Spezialist Tesimax in Neuhausen-Steinegg auf die Krise. „Wir haben einen sehr leichten Overall entwickelt, der bei 90 Grad gewaschen werden kann“, informiert Geschäftsführerin Sabine Egner. Es gebe enorme Anfragen dafür, wie auch für eine Schutzmaske, die gerade zur Produktionsreife gebracht werde.

Die Firma sei dennoch gerade „in einer ganz blöden Situation“. Bislang könne sie nicht sagen, ob die Beschaffungsämter und andere auch zugreifen. Egner schätzt, „dass die auf Einweganzüge konzentriert sind“. Auch Tesimax hat die Importware für kleines Geld normalerweise auf Lager. Angesicht der Preisentwicklung könnten sich die 300 Euro für den Mehrfachanzug aus Enzkreis-Produktion aber lohnen, meint die Firmenchefin.

Einen Schutzanzug zum Waschen für den medizinischen Bereich präsentiert Sabine Egner von Steinegger Firma Tesimax.
Einen Schutzanzug zum Waschen für den medizinischen Bereich präsentiert Sabine Egner von Steinegger Firma Tesimax. Foto: privat

Skeptisch in dieser Hinsicht zeigt sich OBE-Marktingfachmann Frank Schröder. Er beobachtet generell einen Trend zu single use – also Einwegware – im medizinischen Bereich. Dies zeige sich bei Komponenten für medizinische Geräte ebenso wie bei den Schutzbrillen, deren haltbare Variante (fünf Prozent Marktanteil) jetzt ein schöner Ersatz wäre für die Ispringer, nachdem Scharniere für andere Brillen derzeit eher nicht gefragt sind.

Nachfrageschub bei Analysegeräten von Stratec

Eher kein Thema sind derartige Erwägungen bei Stratec. Besonders für die Bestseller unter den Analysesystemen der Birkenfelder gibt es einen großen Nachfrageschub. Die langlebigen Geräte werden sonst für Infektionstests unter anderem bei Lungenkrankheiten eingesetzt. Jetzt dreht sich alles um Corona.

Einfach zu bewältigen sei diese Fokussierung nicht, erläutert Wolfinger. Da sei zum einen die weltweite Vernetzung, wo jeder Lieferant eine eigene Lieferkette an Vorprodukten nach sich ziehe, die derzeit womöglich nicht funktioniert. Zum andern sei das, was jetzt unmittelbar gebraucht werde, in sechs bis zehn Wochen womöglich gar nicht mehr gefragt. Wolfinger geht davon aus, dass dann Maschinen für Antikörpersuchtests in den Vordergrund rücken werden.

Arbeitskräfte mit Spezialkenntnissen gefragt

Ungeachtet derartiger Analysen zum wirtschaftlichen Verlauf der Covid-19-Gefahr, spielt auch der Faktor Arbeitskraft eine bedeutende Rolle beim Nachschub. Egal ob Diagnostik wie bei Stratec oder Medizintechnik, einfach mehr Leute einstellen funktioniert nicht. Erfahrung und Spezialkenntnisse sind gefragt, erläutert Wolfinger.

Für die „hochsensiblen“ Silberkontakte, die bei Doduco gefertigt werden, gilt das nicht minder. „Die ganze Krankenhaustechnik von der Haustechnik bis zum OP“ hängt laut Geschäftsführer Thorsten Kühn an Bauteilen aus dem Pforzheimer Altgefäll. Auch in den jetzt stark nachgefragten Beatmungsgeräten ist Doduco und manche andere Präzisionstechnik aus der Region zu finden.

Kühn hofft, dass das Coronavirus über die Krise hinaus auch eine „Korrektur bei der Nachfrage“ als positiven Effekt mit sich bringt. In der Vergangenheit habe man diese Investitionen in den Gesundheitsbereich nicht machen wollen, die jetzt unter Druck auf der Einkaufsliste der Republik ganz oben stehen.

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