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"Das waren mannshohe Flammen"

Im Raum Pforzheim brennen 20 Autos: Das sagen die Betroffenen

Es sind mittlerweile 20. So viele Autos brannten seit dem 26. November in Pforzheim und dem Enzkreis nieder. Der Gesamtschaden allein durch die verbrannten Fahrzeuge liegt bei über 500.000 Euro. Um die Brandserie aufzuklären, hat die Kripo ihre Ermittlungsgruppe aufgestockt.

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Eine schlaflose Nacht liegt hinter den Feuerwehrleuten und den Anwohnern der Schauinsland-Straße in Neuenbürg sowie der Laierbergstraße in Kämpfelbach-Ersingen. Teilweise drohte das Feuer, auf die Wohngebäude überzugreifen. Foto: Fix

In Pforzheim und im Enzkreis sind erneut Autos in Brand gesetzt worden. Wie schon zuletzt in Pforzheim-Maihälden und Remchingen-Singen wurden in der Nacht auf Dienstag wieder fünf Autos angezündet, diesmal allerdings verteilt auf Kämpfelbach-Ersingen und Neuenbürg. Damit liegt der Gesamtschaden allein durch die verbrannten Fahrzeuge bei über 500.000 Euro.

Günter Hujara trägt das infernale Ende seines SUV mit Galgenhumor. Als ehemaliger Rennleiter des internationalen Skiverbandes FIS hat der heute 67-Jährige aus Neuenbürg vieles erlebt – aber nicht, dass sein Auto brennt.

"Zum Glück war es nur das Auto", sagt er nach einer schlaflosen Nacht. Erst habe er in eine Feuersäule geblickt, dann mit Nachbarn und Feuerwehr etwa 20 Minuten lang gegen die Flammen gekämpft, ehe die gröbste Gefahr für die Häuser gebannt war. "Die Flammen hätten auf die Garage übergreifen können. Wenn das Auto darin explodiert wäre, wäre der Teufel los gewesen."

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INF_Brandserie Foto: BNN

Insgesamt fünf Pkw wurden in der Nacht angezündet, zwei Mittelklassewagen (Schaden: 55.000 Euro) in Kämpfelbach-Ersingen gegen Mitternacht und drei eher noblere Fahrzeuge (100.000 Euro) in Neuenbürg drei Stunden später. Wobei noch weitere Fahrzeuge und Gebäude in Mitleidenschaft gezogen wurden, wie Hujara berichtet.

20 Autos brennen binnen einer Woche aus

Es ist bereits die dritte Nacht binnen einer Woche, in der in Pforzheim und Enzkreis Autos brennen. In Pforzheim-Maihälden waren es acht , in Remchingen-Singen sechs – wobei je fünf direkt angezündet worden waren.

Im Polizeipräsidium Karlsruhe gibt man sich bedeckt, ob und wie die Brände zusammenhängen. Dennoch deutet vieles auf eine Verbindung hin: Stets wurden fünf Fahrzeuge angezündet, stets wurde dabei ein Brandbeschleuniger benutzt, wie die Polizei auf Nachfrage mitteilt.

Und stets begann der Brand kurz vor Mitternacht. Diesmal allerdings gab es erstmals Tatorte in zwei verschiedenen Gemeinden, das Feuer in Neuenbürg (3 Uhr) bricht auch zeitlich aus dem Schema aus.

In den sozialen Medien wird derweil wild spekuliert. Wer tut so etwas? Ist es Vandalismus? Ist es politisch motiviert? Dazu mag man sich bei der Polizei nicht äußern. Allerdings hat die Ermittlungsgruppe "Lenkrad" ihr 15-köpfiges Team am Dienstag noch einmal um fünf Beamte aufgestockt.

Polizei stockt Ermittlungsgruppe auf

Zudem wolle man die Präsenz auf der Straße noch einmal erhöhen. Sprich: Es soll noch mehr Streifenfahrten geben. Auch in der jüngsten Brandnacht hatte es die gegeben – offensichtlich ohne entscheidenden Erfolg.

Anzeige wegen versuchten Mordes

Der Druck auf den oder die Täter erhöht sich auch auf anderer Ebene: Mittlerweile wurde eine Anzeige wegen versuchten Mordes erstattet. Nicht von Hujara, sondern von dessen Neuenbürger Nachbar, dem Rechtsanwalt Andreas Bittighofer. Der Grund: Seine Kinder schlafen in der Regel bei geöffnetem Fenster zur Straßenseite hin. Giftige Dämpfe hätten tödlich wirken können – wenn nicht durch Zufall beide Kinder in anderen Betten geschlafen hätten.

Das waren mannshohe Flammen.
Rechtsanwalt Andreas Bittighofer

"Wenn ich ein Auto in unmittelbarer Nähe zum Haus anzünde, dann muss ich davon ausgehen, dass es übergreift", so Bittighofer. Für ihn sei die Tat heimtückisch, aus niederen Motiven und dazu mit gemeingefährlichen Mitteln begangen worden. "Das waren mannshohe Flammen", berichtet er.

Vergleiche mit früheren Brandserien drängen sich auf. Vor einem Jahr hatte bereits ein Feuerteufel in Remchingen gewütet. Die Polizei hatte ihn im aktuellen Fall bereits als Verantwortlichen ausgeschlossen. Erst vor einem Monat, am 4. November, nahm die Polizei in Stuttgart einen Brandstifter auf frischer Tat fest, nachdem er im Oktober in der Landeshauptstadt bereits zehn Fahrzeuge angezündet hatte.

Polizei bittet um Hinweise von Zeugen

Für Hujara und andere Opfer hat der ADAC nur bedingt gute Nachrichten. Teilkasko-Versicherungen decken demnach die Brandschäden, sofern der Täter nicht ausfindig gemacht wird. In der Regel betrage die Selbstbeteiligung dann zwischen 150 und 300 Euro. Wer keine Teilkasko hat, bleibe aber auf den Schäden sitzen. Für Hujara ist das allerdings erst einmal nebensächlich. Erst einmal müsse der komplette Schaden, auch am Gebäude, aufgenommen werden.

Um die Brandserie aufzuklären, bittet die Polizei um Hinweise von Zeugen. Diese sollen sich unter der 0721/666-5555 oder der 0721/666-6666 melden.

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