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Wildpark

Junger Ranger aus Pforzheim: "Kehre einem Bock nie den Rücken zu"

Der 16-jährige Junior-Ranger Jan Prem verbringt jede freie Minute im Wildpark Pforzheim. Früher hatte er Angst vor den Tieren und das bereits seit sechs Jahren. Angst hat er keine mehr, aber Respekt. Und bei manchen Tieren gehen selbst die erfahrenen Pfleger nicht ins Gehege.

MIT VOLLEM FUTTEREIMER zieht Jan Prem von dannen, die Schafe haben heute keinen Hunger, sondern nur missmutige Blicke für den Junior-Ranger übrig. Foto: Roth
Geschichte für Jahreswechsel 2019/20 Foto: Roth
Von unserer Mitarbeiterin Susanne Roth

„Früher habe ich vor jedem Tier Angst gehabt“, sagt Jan Prem. Das hat sich mittlerweile gelegt. Vor sechs Jahren, um genau zu sein. So lange nämlich ist der 16-jährige Pforzheimer bereits als Junior-Ranger im Wildpark Pforzheim tätig. In jeder freien Minute sucht er inzwischen die Nähe der Tiere. „Aber Respekt habe ich schon und das ist auch richtig so.“

Elche können ausschlagen - Schafböcke rennen gegen den Popo

Zu den Elchen gehen auch erfahrene Tierpfleger nicht ins Gehege. „Die können nach allen Seiten ausschlagen.“ Und die Luchse schaut man sich natürlich auch lieber aus sicherer Entfernung und mit einem Zaun dazwischen an. Wenn man mit Jan Prem durch den Wildpark im Pforzheimer Süden geht, merkt man, dass er seine Pappenheimer ganz gut kennt. „Beim Schafbock muss man aufpassen, der rennt einem sonst gegen den Popo.“ Fazit: Kehre nie einem den Rücken zu. Er selbst hat noch keine unliebsame Begegnung mit dem harten Kopf des Schafes gemacht, aber wohl gesehen, was passieren kann.

Prem: Tiere merken, wenn etwas "anders ist"

„Ich war immer schnell genug“, sagt er und grinst. „Und das ist eine kleine Zicke“, sagt er über die Ponystute Bibi. Aber auch ihr Partner „Bärle“ ist an diesem Tag etwas abweisend. „Die merken sofort, wenn was anders ist“, sagt der Junior-Ranger und meint damit die für die Tiere fremde Fotografin. Auch die Schafe schauen misstrauisch aus der Wolle und nähern sich nicht mal, als Jan Prem vernehmbar das Futter im Plastikeimer kreisen lässt. Das Füttern übernimmt er gerne, macht auch Gehege sauber und hilft auch mal, einen Zaun zu reparieren. Was eben gerade anfällt.

Ranger haben keine festen Arbeitszeiten

Die Junior-Ranger melden sich nicht an, sie können ganz nach Belieben dazustoßen während der Arbeitszeit der Tierpfleger von 7 bis 16 Uhr. „Die sagen einem dann, wenn man was helfen kann oder man dreht eine Runde.“ Dabei ist es den Junior-Rangern – die ein Abzeichen und eine Mütze bekommen – durchaus gestattet, auch Besucher anzusprechen, wenn sie bei einem roten Schild trotzdem Wildparkfutter verteilen.

Tiere vertragen nicht jedes Futter

„Das vertragen nicht alle Tiere. Die Esel bekommen Hufrehe davon.“ Eine Hufkrankheit, die durch zu viel Eiweiß im Futter entstehen kann. „Die meisten verstehen das dann auch. Nur manche sind ignorant.“ Der Jugendliche wohnt „nur 200 Meter vom Wildpark entfernt“ und kennt diesen schon seit frühester Kindheit.

Seine Mutter, die bei der Stadtverwaltung arbeitet, sei eines Tages mit dem Vorschlag gekommen, ob er nicht die Ausbildung zum Junior-Ranger machen wolle. Jan Prem meldete sich in den Sommerferien an – „pro Jahr melden sich an die 50 Kinder an“. Er lernte erst einmal den Park kennen und dann ging es mit den Tierpflegern auf Tour. Auch Wildparkleiter Carsten Schwarz erzählte viel über die Entstehung des Parks.

Die "kleinen Momente" freuen den Jung-Ranger

„Und am Schluss mussten wir eine Prüfung machen. Das war nicht so schwer“, erinnert sich Jan Prem. Und er blieb dabei. Er mag die Vielseitigkeit: „Dass man viel erlebt, lernt, mit Besuchern umzugehen, auch Handwerkliches macht.“ Und dass man Verantwortung übernehme. Das tut er übrigens auch, wenn es regnet. Jan Prem ist also alles andere als ein Schönwetter-Ranger. Danach gefragt, was sein schönstes Erlebnis in den vergangenen sechs Jahren war, antwortet er: „Da gibt es vieles. Es sind die kleinen Momente.“

Zum Beispiel, das Schaf Ulf mit der Flasche füttern zu dürfen, das von der Mutter abgelehnt wurde. Jan Prem hat durch seine Arbeit als Junior-Ranger auch einen anderen Bezug zur Natur und Umwelt bekommen. „Man achtet mehr drauf.“ Für ihn ist auch klar, dass sein künftiger Beruf etwas mit der Natur zu tun haben soll. „Forst oder Tierpfleger, mal schauen. Jetzt mach ich erst mal in zwei Jahren Abitur.“

Die Sache mit dem Füttern: Auch die Luchs brauchen Fleisch

Was Jan Prem auch als Junior-Ranger gelernt hat: sich nicht nur über die Geburt neuer Tiere zu freuen, sondern auch von ihnen Abschied nehmen zu können. „Das gehört zum Leben dazu“, sagt er und es klingt philosophisch. „Die Luchse muss man ja auch mit Fleisch füttern.“ Und das fällt ja bekanntlich nicht vom Himmel, auch wenn im Wildpark selbst keine Tiere geschlachtet werden.

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