Geschacher wie auf dem privaten Immobilienmarkt
Ping-Pong heißt die Methode, nach der solche Divergenzen ausgelotet werden. Da sind sich der öffentliche und der private Immobilienmarkt gleich. Es werden Preise aufgerufen und Gegenangebote gemacht bis beide Seiten das Gefühl haben, die Sache ist ausgereizt.
Argumentativ heißt das, Vorzüge und Nachteile gegeneinander aufzuwiegen. Und damit fangen die Schwierigkeiten an bei einer Immobilie, die in den 50er Jahren für den Zoll gebaut wurde.
Anlieferrampe hat eine Bedeutung für Kindertagesstätte
Dass es da zum Beispiel eine Anlieferrampe gibt, dürfte kaum von Relevanz sein für die Einrichtung einer „fünf- bis achtgruppigen Kindertagesstätte“.
Auch Nutzfläche – wiewohl immer knapper – ist noch kein Wert an sich, erläutern Immobilienfachleute, wenn sie nach einer Einschätzung zum Alten Zollamt gefragt sind. Überschlägig könnte der Wert bei 1,8 Millionen Euro liegen. Entscheidender Punkt dabei sei allerdings, wie es um die 1 093 Quadratmeter Geschossfläche bestellt ist. Verkäuferseits wird auf eine solide Bausubstanz sowie auf eine umfangreiche Sanierung vor etwa acht Jahren verwiesen.
Zoll ist seit Januar 2018 weg
Lang ist’s her, war hierzu sinngemäß schon Ende Januar 2018 zu hören. Der Zoll zog zwar hauptsächlich wegen der im Innenstadtbereich schwierigen Zufahrt für Lkw in die Freiburger Straße 11. Die Mitarbeiter freuten sich damals aber auch auf eine deutlich leistungsfähigere Elektrik für die Online-Arbeit.
Über die Relevanz dieses binnen weniger Jahre entstanden Mangels in der Durlacher Straße lässt sich streiten, wenn es um die Einrichtung einer neuen Kindertagesstätte für Pforzheim geht. Fehlende sanitäre Infrastruktur für Kinder, Wärmedämmung und damit Nebenkosten in einer denkmalgeschützten Immobilie sowie ein hoher Aufwand, auf der Freifläche des 3 100 Quadratmeter großen Grundstücks eine grüne Spieloase anzulegen, dürften da schon eher ins Gewicht fallen bei der Preisfindung.
Wir haben uns intensiv auseinandergesetzt mit dem baulichen Zustand der Gebäude und diesen in die Entscheidung zu einem Erwerb sowie den damit verbundenen Verhandlungen einfließen lassenStadt Pforzheim
Die städtische Bauverwaltung reagiert ausgesprochen schmallippig auf die Idee, sie könnte die Öffentlichkeit über solche Kriterien informieren. Man habe sich „intensiv auseinandergesetzt mit dem baulichen Zustand der Gebäude und diesen in die Entscheidung zu einem Erwerb sowie den damit verbundenen Verhandlungen einfließen lassen“, heißt es ganz bürgernah. „Mit Rücksicht auf die Gepflogenheiten im Grundstücksverkehr grundsätzlich keine Auskünfte zu internen Wertermittlungen und Kaufpreisvorstellung“ gibt die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben in Bonn.
Kein Konkurrenz
Beide argumentieren, als befänden sie sich in direkter Konkurrenz mit all jenen, die tiefer in die Tasche greifen können, wenn es um ein großes Innenstadtgrundstück geht. Tatsächlich verhandelt aber nur Staat und Stadt, die überdies ein Verkaufsrecht zu einem verbilligten Preis hat, weil „der Grundstückserwerb unmittelbar zur Erfüllung einer öffentlichen Aufgabe dient, zu der die Kommune verpflichtet ist“.
Aktuell liegt der Ball in Bonn
Unterm Strich könnte dies bedeuten, dass sich der Preis deutlich in Richtung Untergrenze bewegen sollte, den Fachleute für den realen Markt spontan auf etwa eine Million Euro schätzen. Aktuell liegt der Ball wieder in Bonn. Ob das Angebot der Stadt nach deutlich mehr als eineinhalb Jahren zu einem Notartermin führt? Bei der Stadt will sich hierzu niemand aus dem Fenster lehnen.