Vor der Auswärtigen Handelskammer in Pforzheim des Landgerichts Karlsruhe wird seit Wochen ein politisch brisantes Arbeitsverhältnis juristisch bewertet. Jetzt weitet sich der Rechtsstreit weiter aus. Den Gerichtsangaben zufolge haben Stadtwerke-Geschäftsführer Roger Heidt und sein Ende Januar ebenfalls abberufener Co-Geschäftsführer zunächst auf Gehaltszahlungen für den Monat Februar geklagt.
Gehälter für mindestens drei Monate gefordert
Inzwischen sei die Klage „auf Gehaltszahlungen für März und April“ erweitert worden. Ob weitere Forderungen folgen könnten, ist unklar. Weitere Details wollte die Gerichtssprecherin nicht nennen „im Hinblick darauf, dass eine mündliche Verhandlung noch nicht stattgefunden hat“. Ein Verhandlungstermin wurde den Angaben zufolge noch nicht bestimmt.
Stadtwerke bestätigen Klageerweiterung
Die Kontrahenten selbst üben sich in Zurückhaltung. Ein Sprecher der Stadtwerke sagte dem Kurier: „Wir können bestätigen, dass eine Klageerweiterung stattgefunden hat. Dies ist ein normaler Vorgang in einer prozessualen Auseinandersetzung. Wir haben dies zur Kenntnis genommen und über unsere Anwälte entsprechend reagiert.“
Zur Erinnerung: Die Geschäftsführer waren in Ungnade gefallen, nachdem im Herbst ein Gewinneinbruch womöglich verspätet kommuniziert worden war. Aufsichtsratsvorsitzender Büscher erklärte damals, „dass das gestörte Vertrauensverhältnis eine weitere Zusammenarbeit zwischen Geschäftsführung und Aufsichtsrat unmöglich“ mach e.
Telesales als Hauptgrund für Verluste?
Hauptgrund für den Gewinneinbruch sollen massive Verschlechterung in der Sparte Stromvertrieb, insbesondere im risikobehafteten Segment „Telesales“ gewesen sein. Der neue SWP-Geschäftsführer Herbert Marquard distanzierte sich beim Amtsantritt Ende Januar von diesem Geschäftsfeld.
Die Affäre um den Gewinneinbruch hatte in der Pforzheimer Kommunalpolitik für erhebliche Verwerfungen gesorgt. Der Aufsichtsrat kippte eine bereits im städtischen Haushalt eingeplante Gewinnausschüttung. Oberbürgermeister Peter Boch (CDU) erfuhr erst nach der Haushaltsberatung von der finanziellen Schieflage und sah sich zu einer Verschiebung der Etatverabschiedung genötigt.