Der Baumwipfelpfad auf dem Sommerberg westlich von Bad Wildbad ist der einzige Pfad dieser Art im Schwarzwald – und auch in Baden-Württemberg. Der 40 Meter hohe Aussichtsturm ermöglicht einen spektakulären 360-Grad-Ausblick aus ungewöhnlicher Perspektive über den Nordschwarzwald. An diesem Wochenende ist Feierstunde: Dann besteht der Touristenmagnet seit fünf Jahren. Bürgermeister Klaus Mack (CDU) spricht „von einem Meilenstein“ für die Kurstadt.
Von unserem Mitarbeiter Stefan JehleNach fünf Jahren Baumwipfelpfad soll in Bad Wildbad ein Baumhaushotel folgen
Der Baumwipfelpfad auf dem Sommerberg westlich von Bad Wildbad ist der einzige Pfad dieser Art im Schwarzwald – und auch in Baden-Württemberg. Der 40 Meter hohe Aussichtsturm ermöglicht einen spektakulären 360-Grad-Ausblick aus ungewöhnlicher Perspektive über den Nordschwarzwald. An diesem Wochenende ist Feierstunde.
Seit der Jahrtausendwende sind in Deutschland einige solcher Wipfelpfade – auf Plattformen und Stegen angelegte Lehrpfade, die im Englischen als „Tree Top Walk(way)“ oder „Canopy Walk(way)“ geläufig sind – entstanden. Man nennt sie auch Baumkronenpfad, Baumkronenweg, Waldwipfelweg – oder wie in Wildbad seit der Inbetriebnahme am 26. September 2014: Baumwipfelpfad.
Die einzige vergleichbare Anlage zum Steg auf dem Wildbader Sommerberg, dort aber ohne Turm, ist im Südwesten der seit 2009 bestehende Baumkronenweg in Waldkirch nördlich von Freiburg. Der ist aber viel kleiner. Das Ziel bleibt jedoch dasselbe: „Naturerlebnisse schaffen“.
Der Baumwipfelpfad in Bad Wildbad wurde im Spätsommer 2014 nach vier Monaten Bauzeit eröffnet. Andreas Hülsheger aus Karlsruhe war kürzlich zum dritten Mal dort. 2014 – quasi als „Erstbegehung“ – war er in Neuschönau, im Bayerischen Wald. Der Pfad mündet dort in einem eiförmigen „Baumturm“. Bereits das zweite Mal, nach 2016, beging Hülsheger im Juli derweil Steg und Aussichtsturm oben auf dem Bad Wildbader Sommerberg.
Acht Wende-Schleifen weit führt der Weg nach oben, 40 Meter hoch über Waldesgrund. Man merke ganz oben „ein ganz leichtes Schwanken des Turms, wenn man sich drauf konzentriert“, beschreibt er es. Auf etwa demselben Geländeniveau wie der umgebende Wald gelegen, schaue man ringsum ins Umland. Das ergebe „eine unglaubliche Weite“, schwärmt der Besucher aus Karlsruhe.
Nach fünf Jahren Bestand ziehen auch die Kurstadt und die Betreibergesellschaft eine positive Bilanz. Für Bürgermeister Mack ist der Bau des Baumwipfelpfads „ein entscheidender Schritt zur touristischen Neubelebung des Sommerbergs“. Er spricht dabei von einem „Meilenstein für die Kurstadt“. Mit seinen Naturerlebnisangeboten treffe dies „genau die Bedürfnisse der Besucher“.
Mack glaubt gar, dass die Stadt – zusammen mit dem im August neu eröffneten „Abenteuerwald“ und der 2018 in Betrieb gegangenen benachbarten 380 Meter langen Hängebrücke „Wildline“ – „zum Ausflugsziel Nummer eins in der Region aufgestiegen“ sei. Auch die Innenstadt profitiere von dieser Entwicklung. So gebe es etwa eine neue Kaffeemanufaktur und für den leer stehenden Bahnhof sei ein Investor gefunden.
Der Baumwipfelpfad werde sehr gut angenommen, berichtet auch Carina Becker von der Regionalleitung Süd der Betreibergesellschaft. Im Schnitt würden seit 2014 jährlich circa 250 000 Besucher die Anlage auf dem Sommerberg besuchen. „Die Menschen kommen aus einem Umkreis von etwa 250 Kilometern, also auch aus anderen Bundesländern und dem Ausland“, sagt sie.
Becker räumt aber gleichzeitig ein, dass an einem Wochenende bei schönem Wetter schon mal „die Kapazitätsgrenze bei Parkplätzen und der örtlichen Infrastruktur“ erreicht werden könne. Dazu sagt Bürgermeister Mack: „Bei den Parkplätzen werden wir tatsächlich noch nachsteuern müssen.“
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Er sieht in dem inzwischen erarbeiteten Angebots-Portfolio „ein sinnvolles ganzheitliches Erlebnisangebot auf dem Sommerberg“ und kündigt gleichzeitig an, dort solle noch „ein Baumhaushotel und eine weitere bewirtschaftete Wanderhütte entstehen“.
Die Kehrseite: Im stadteigenen Wald habe man, so Mack, einen großen Naturschutzbereich ausgewiesen. Wanderwege seien zurückgebaut, Wildruhezonen eingerichtet worden. So habe man „auch Natur und Tourismus in Einklang gebracht“.
Die Betreiber von der „Erlebnis Akademie AG“ – Hauptsitz ist im Bayerischen Bad Kötzting – vergleichen auch gerne Erfahrungen der Anlage im Nationalpark Bayerischer Wald. Der 2009 dort eröffnete „Baumturm“ habe gezeigt, dass „auch nach zehn Betriebsjahren das Angebot Baumwipfelpfad für Besucher attraktiv bleibe“, sagt Carina Becker – und das trotz eines wachsenden Wettbewerbs im gesamten Outdoor-Freizeitbereich.
Für Besucher Andreas Hülsheger aus Karlsruhe freilich ist klar: Sonntags würde er den Turm bei Bad Wildbad „weniger gern besteigen“. Er habe gehört, dass da oft hunderte Menschen gleichzeitig oben wären. Mit aller dazu gehörenden Unruhe.