Das war ein Schreck für alle Wasserratten, die sich am bislang heißesten Tag des Jahres auf Abkühlung gefreut hatten: Bereits in den Morgenstunden verkündete das Nieferner Freibad-Kiosk auf Facebook: „So, wie es im Moment aussieht, bleibt das Freibad heute geschlossen.“ Gegen 13 Uhr folgte eine Erklärung der Gemeinde: „Wir bedauern sehr, euch mitteilen zu müssen, dass wir am ersten heißen Sonntag in diesem Jahr das Freibad schließen müssen. Die Wasserqualität lässt Baden aktuell nicht zu.“ Das Becken müsse komplett gespült werden. Hintergrund war wohl ein neues Mittel gegen Algenbildung, von dem sich noch Rückstände im Wasser befanden.
Ärger bei den Freibad-Fans
Die verhinderten Ausflügler reagierten mit Spott und Unverständnis. So schrieb ein Kommentator: „Wie kann denn bitte sowas passieren? Haben die Ferienarbeiter das Becken dieses Jahr nicht ordentlich geputzt?“ Etwas versöhnlicher äußerte sich eine andere Nutzerin: "Der erste Tag gutes Wetter, richtig ärgerlich, trotzdem viel Erfolg."
Bürgermeisterin verspricht schnelles Handeln
Bürgermeisterin Birgit Förster ließ vermelden: „Wir prüfen die Wasserqualität und melden auf der Facebook-Seite der Gemeinde sobald der Badebetrieb wieder frei gegeben wird.“ Das Freibad in der Nieferner Bohnenbergerstraße verfügt über ein Schwimmerbecken mit 50 Metern Länge, einem Becken mit 1-Meter-, 3-Meter- und 5-Meter-Sprungbrett, einem Nichtschwimmerbecken mit 63 Meter langer Großrutsche, einem Kleinkinderbereich, Sportflächen mit Beachvolleyball- und Multifunktionsplatz sowie einer Liegewiese mit Kiosk und Terrasse. Es gehört zu den größten und beliebtesten Freibädern im Enzkreis.
Kiosk-Betreiberin: "So etwas habe ich noch nie erlebt"
Beate Waninger ist seit acht Jahren Kiosk-Betreiberin. Am Sonntagmorgen erfuhr sie kurzfristig, dass wegen eines technischen Problems an der Filteranlage das Freibad geschlossen bleibe. „So etwas habe ich noch nie erlebt, höchstens mal eine etwas spätere Öffnung“. Wegen des ersten heißen Tages in diesem Jahr seit der Öffnung am 11. Mai rechnete sie erfahrungsgemäß mit 3.500 Badegästen, am Samstag waren es bereits über 800 gewesen.
250 Kilogramm Pommes vorbereitet
Für Sonntag hatte sie entsprechend für das Tagesessen 250 Kilogramm Pommes und Putensteak gekauft, wovon sie bereits 48 Stück vorbereitete hatte. Zusätzlich noch 700 Bratwürste. Da Waninger die Pommes frisch kauft, damit sie schneller zubereitet sind, kann sie diese nicht einfrieren und maximal zwei Tage im Kühlhaus halten. Wer für ihren finanziellen Schaden aufkommt, weiß sie noch nicht. „Mein Personal war motiviert für den heutigen Tag, alle haben sich auf den Ansturm gefreut. Ich bin am Boden zerstört, wie es alle anderen Kiosk-Pächter eines Freibades auch wären“, betont Waninger.
Notdürftiges "Plantschbecken" für die Kleinen
Von acht angeforderten Mitarbeitern konnte sie gleich fünf wieder nach Hause schicken. Drei blieben, obwohl es sie für sie nur wenig zu tun gab. Kaum mitanzusehen war es für die Kiosk-Betreiberin, als sie Familien mit Kleinkindern vor der Türe sah, die wieder nach Hause gehen mussten. Für die siebenjährige Tochter einer Familie aus Pforzheim füllte Waninger einen großen Eimer mit Wasser, damit das Mädchen notdürftig planschen konnte und nicht ganz enttäuscht wieder nach Hause gehen musste.
Gäste zeigen sich loyal
Traurig und enttäuscht über das gesperrte Freibad in Niefern waren am Sonntag neben vielen anderen Badegästen auch die „Kurier“-Leser Christoph Assenza und Anja Münch aus Niefern. Sie waren trotz der Schließung zur Unterstützung der Kiosk-Betreiberin Beate Waninger gekommen und trösteten sich mit der guten Freibad-Schorle. „Für Euch ist das auch traurig“, drückte Münch Waninger und ihrem Team ihr Mitgefühl aus.