Glänzend spiegelt sich das künstliche Licht auf der Haut von Uwe Hück im Boxring seiner Lernstiftung in Pforzheim – derart glänzend, dass ein leichter Film zu erkennen ist. Es sieht aus wie Schweiß, riecht wie Schweiß, kann aber keiner sein. „Ich schwitze gar nicht“, sagt Hück. „Kann ich in der Pause nicht wenigstens Liegestütze machen?“
Jeder Schlag kann zum KO führen
Hücks Trainer Ayhan Isik kann da nur mit dem Kopf schütteln. Es ist Dienstagabend, vier Tage vor dem großen Kampf seines Schützlings gegen Ex-Box-Weltmeister Firat Arslan in der Pforzheimer Bertha-Benz-Halle. „Eigentlich wollte ich heute Sparring machen“, erklärt Hück weiter, während er wie selbstverständlich in die Handschuhe seines Trainers schlägt. „Aber er lässt mich nicht.“ Isik auf der anderen Seite bleibt cool: „Nicht einmal die Klitschkos machen in der letzten Woche vor einem Kampf noch ein Sparring.“ Der Coach vom Boxcenter Pforzheim ist trotz der Widerworte zufrieden mit seinem Schützling. „Immerhin ist er 57 Jahre alt“, betont Isik. Und doch schüttelt es ihn schon durch, wenn Ex-Thaibox-Europameister Hück mit seiner Rechten ausholt. „Das ist Schwergewicht“, sagt Isik, „da kann jeder Schlag zum K. o. führen.“ Hück zumindest hat noch die Puste, weiter zu frotzeln. „Der Firat hat mir gesagt, ein K. o. liegt in der Luft. Ich sagte: Deshalb nehmen wir den Kampf ja auf. Du bekommst ja nicht alles mit.“
Volles Programm in der Arena
Schließlich ertönt die Sirene, es gibt eine Pause. Im Ring übernimmt Deniz Sür, Kickbox-Weltmeister im Mittelgewicht und im Team von Hück. Seine Schläge haben weniger Wucht, sind dafür aber deutlich schneller als die des SPD-Politikers. Auch er wird am Samstag antreten, im Vorkampf gegen Michael Klempert. Um 18 Uhr geht es mit neun Kämpfen im olympischen Boxen zwischen Deutschen und einer ukrainischen Auswahl los, was bis etwa 20 Uhr dauert. Es folgen zwei Thaibox-Kämpfe und dann zwei Profi-Kämpfe ab etwa 21.25 Uhr. Sür bestreitet den ersten, Leonardo Di St. Ruiz den zweiten gegen Artur Seychuk, ehe dann gegen 22.30 Uhr Hück und Arslan zum Höhepunkt schreiten. Das offizielle Wiegen finden am Freitag (17 Uhr) im Parkhotel statt. Zumindest wenn sich nicht noch einer der beiden verletzt.
Das Adrenalin kommt erst direkt vor dem Kampf. Ohne kannst du auch nicht kämpfen.Uwe Hück
Das sei dann auch Hücks größte Sorge – und nicht die Tatsache, dass der 57-Jährige einem 49-jährigen Arslan gegenübersteht, der im Gegensatz zum SPD-Stadtrat noch voll im Saft ist und im Februar sogar um die Weltmeisterschaft boxt. „Das Adrenalin kommt erst direkt vor dem Kampf“, sagt Hück. „Ohne kannst du auch nicht kämpfen.“
Natürlich wolle er nach dem Remis gegen Arslan in Istanbul nun den Sieg. Isik winkt allerdings ab. „Das Ziel ist, über die vollen acht Runden zu gehen. Er ist 57“, betont der Trainer noch einmal. Psychokrieg gibt es trotzdem. Dass Arslans Frau in den Wehen liege, komme dem natürlich entgegen, sagt Hück. „Der ist froh, wenn seine Frau nicht dabei ist. Die hat immer für mich geschrien.“
Erlöse für den guten Zweck
Die Vorbereitung auf den Kampf ist nicht nur sportlicher Natur. 70.000 Euro, schätzt Hück, habe man investiert, um den Box-Abend in Pforzheim zu ermöglichen. Die Erlöse der Aktion „Blaue Flecke für gute Zwecke“ wandern zur Hälfte in seine Stiftung und zur Hälfte in das Projekt „Menschen in Not“ der „Pforzheimer Zeitung“, das will aber erst einmal erwirtschaftet werden.
Prominente Zuschauer
Überlegt hat sich „der Häuptling“, wie Hück in der Stiftung genannt wird, einiges. Eine Parade von Prominenten wird den Kampf direkt und indirekt verfolgen. Ex-Weltmeister Arthur Abraham hat sich als Zaungast angekündigt, Arnold Schwarzenegger wird aus den USA live zugeschaltet. Grußbotschaften gibt es unter anderem von Wladimir Klitschko und Ralf Möller. Zudem sind Versteigerungen von Promi-Utensilien geplant.
„Der Plan ist, dass einige Wohlhabende erleichtert nach Hause gehen“, erklärt Hück. Dass er durch diese vielen Gespräche und auch Reisen vielleicht das Training vernachlässigt, diese Hoffnung sollte im Arslan-Lager gar nicht erst aufkommen. Mittlerweile läuft die fünfte Trainingsrunde und Trainer Isik japst schon gewaltig, während der Blick von Hück immer noch so fokussiert ist wie in Runde eins. „Ich kann nicht mehr“, sagt Isik schließlich. Ob Hück denn nun ein guter oder schlechter Schützling sei? „Er hält sich schon an unseren Plan“, sagt Isik. „Aber nach dem Kampf soll er vier Wochen gar nichts tun. Ich weiß aber, dass er schon am Dienstag wieder da steht und Sparring machen will.“