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E-Mobilität

Schwedische E-Scooter sind auf dem Weg nach Pforzheim

Die schwedische E-Roller-Firma Voi hat ein Interesse am Standort Pforzheim bestätigt. Damit könnten bald die typischen roten Scooter durch Pforzheim rollen. Fix ist allerdings noch nichts - auch weil es einige Hindernisse zu bewältigen gilt.

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Auf dem Weg nach Pforzheim sind womöglich die E-Roller der schwedischen Firma Voi. In vielen deutschen Großstädten wie Karlsruhe, Stuttgart oder hier in Hamburg ist das Unternehmen bereits am Markt. Foto: Scholz, dpa

Noch fahren E-Roller nur als Ausnahmen durch Pforzheim. Doch wenn es nach Oberbürgermeister Peter Boch (CDU) geht, dann soll sich das bald ändern. Nicht nur, dass er bei seiner Neujahrsansprache die Suche nach einer willigen Leihfirma zur Chefsache erklärt hatte. Mindestens ein Unternehmen hat offenbar angebissen.

Der schwedische Anbieter Voi, der bereits in Karlsruhe und Stuttgart präsent ist, hat dieser Redaktion auf Anfrage entsprechende Pläne bestätigt. „Die Stadt bietet für uns sehr viel Potenzial und wir denken, dass sich unsere E-Scooter hier gut in das bestehende Verkehrsangebot einfügen könnten“, heißt es in einer Mitteilung.

Zu viele Hügel und zu wenige Radwege in Pforzheim

Allerdings ist es noch zu früh, im Rathaus die Korken knallen zu lassen. So erklärte ein Sprecher der Stadt, die Gespräche mit ungenannten Anbietern befänden sich noch in einer „frühen Phase“. Zudem stelle die Topografie Pforzheims ein Hindernis dar.

Das sei in den Gesprächen von Anbieterseite zur Sprache gekommen. Das Problem sind die vielen Hügel. Die seien „insofern problematisch, als dass bei vielen Steigungen der Akku schneller leer wird“, so der Sprecher weiter.

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Radler und E-Scooter-Fahrer, die in der Innenstadt und an verkehrsreichen Kreuzungen in Karlsruhe unter wegs sind, müssen sich auf häufigere und schärfere Kontrollen einstellen. Foto: jodo

Die Roller seien ja ohnehin nur ein Teil des neuen Verkehrskonzepts, zu dem auch ein Ausbau der Radwege – auf denen die Roller fahren sollen – und des ÖPNV gehören.

Entsprechend skeptisch äußert sich der Stadtrat und beim ADFC engagierte Radfahrer Christof Weisenbacher (Wip): „E-Roller werden das Mobilitätsproblem in Pforzheim nicht lösen. Es wäre sinnvoller, Fahrradwege und den ÖPNV auszubauen.“ Denn bislang müssten Rollerfahrer etwa auf dem Innenstadtring auf die Straße ausweichen. „Ob das viele machen, wage ich zu bezweifeln.“ Daher sei ein flächendeckendes Wegenetz wichtiger.

E-Scooter werden vor allem von Touristen genutzt

Zudem ist die Aufgabe, Anbieter nach Pforzheim zu locken, keine leichte. Das erklärt Ralf Maier-Geißer, Stabsabteilungsleiter für nachhaltige Mobilität der Stadt Stuttgart. In der Landeshauptstadt hat man Erfahrungen gesammelt – sowohl mit seinen drei Anbietern, darunter Voi, als auch mit der Beratung kleinerer Großstädte.

„Ich kenne solche Anfragen auch aus Heilbronn oder Ludwigsburg“, sagt der Experte. „Alle Städte wollen die Roller, aber die Anbieter sind das Problem.“ In Stuttgart etwa „ist das Bedienungsgebiet bei allen Anbietern hier sehr, sehr eng“. Dabei seien die Roller technisch schon in der Lage, Steigungen zu meistern. Allerdings könne es, je nach Eigengewicht und Steigung, zu einem Geschwindigkeitsabfall kommen.

Zudem sei die Zielgruppe überschaubar – zumindest nach dem „ersten Hype“. In Stuttgart seien die Roller vor allem unter Touristen der Renner. Zum Pendeln allerdings würden sie kaum genutzt – auch, weil sie dafür zu teuer seien, so Maier-Geißer.

Arzt empfiehlt, mit Helm auf dem E-Scooter zu fahren

Das von einigen herbeidiskutierte Chaos blieb in Stuttgart wie in Karlsruhe aus. Die Polizei Karlsruhe – wo die Voi-Flitzer im Sommer 2019 auf Leihbasis eingeführt wurden – hatte nach nur fünf Wochen im September eine erste Bilanz gezogen. Sechs Unfälle mit drei Verletzten gab es demnach in der Anfangsphase.

In Karlsruhe gibt es inzwischen E-Scooter von zwei Anbietern.
In Karlsruhe gibt es inzwischen E-Scooter von zwei Anbietern. Foto: Rake Hora

„Auffällig ist, dass der Spaßfaktor eine große Rolle spielt und vielen E-Tretroller-Fahrern wohl noch nicht bewusst geworden ist, dass sie ein Kraftfahrzeug im öffentlichen Verkehrsraum führen“, heißt es in der Bilanz. „Manch einer greift offenbar gerade dann zum Roller, wenn er besser die Finger davon ließe.“

Das Problem daran ist auch ein medizinisches. Denn viele Fahrer benutzen die Geräte ohne Helm. Bernd Maier, Chefarzt der Unfallchirurgie am Pforzheimer Helios-Klinikum, warnt deshalb: „Neueste Studien zeigen auf, dass das Verletzungsrisiko, insbesondere im Schädel- Hirnbereich erheblich ist.“

ADAC-Sprecher appelliert, sich vor der Fahrt zu informieren

Vorsichtig äußert sich Dennis Plischke vom ADAC Nordbaden. „Innenstädte sind unter anderem durch die EU gezwungen, Schadstoffe runterzufahren. Da ist das Auto sehr unattraktiv“, sagt er, appelliert an künftige Rollerfahrer, sich vorher zu informieren: „Die meisten sind überrascht, wenn sie von der Polizei angehalten werden.“

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