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Stadträte fordern Aufklärung

Jetzt steht ein zweiter Professor in der Kritik: Wirbel um Ornamenta-Berater in Pforzheim weitet sich aus

Der Wirbel um Berater für die Ornamenta 2024 in Pforzheim weitet sich aus. Nachdem bekannt geworden war, dass ein Professor vom Rathaus bezahlt wurde, wächst der Ärger über die Stadtverwaltung. Zudem steht nun ein zweiter Hochschullehrer in der Kritik für seine Ornamenta-Unterstützung, die womöglich nicht ganz uneigennützig gewesen sein soll.

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INTRANSPARENTE VERWALTUNG? Nicht zum ersten Mal müssen sich Bürgermeisterin Sibylle Schüssler und OB Peter Boch (hier hinter der Bürgermeisterbank im Ratssaal in Pforzheim) Vorwürfe hinsichtlich ihrer Informationspolitik anhören. Die Rolle von zwei Beratern für das Ornamenta-Projekt wird von mehreren Stadträten kritisch hinterfragt. Foto: None

Der Wirbel um Berater für das Veranstaltungsformat Ornamenta 2024 in Pforzheim weitet sich aus. Nachdem erst im Nachhinein bekannt geworden war, dass ein Pforzheimer Professor vom Rathaus bezahlt wurde , wächst der Ärger über die Stadtverwaltung. Zudem steht nun ein zweiter Hochschullehrer in der Kritik für seine Ornamenta-Unterstützung, die womöglich nicht ganz uneigennützig gewesen sein soll.

Der Pforzheimer Hochschullehrer Thomas Hensel wehrt sich gegen Unterstellungen im Zusammenhang mit seinem Ornamenta-Vertrag. Der Design-Professor teilt nach der Veröffentlichung über seine Tätigkeit für die Stadtverwaltung Pforzheim mit: „Ich bin von der Diskussion über den Vertrag überrascht worden, da ich davon ausgegangen war, dass meine Rolle als Berater seitens des Dezernats II hinreichend klar kommuniziert worden wäre.“

Tatsächlich hatte das von Bürgermeisterin Sibylle Schüssler geleitete Dezernat über den seit Juli geltenden Berater-Vertrag noch nicht einmal den Gemeinderat offiziell in Kenntnis gesetzt. "Wir haben diese Tatsache weder absichtlich geheim gehalten noch verneint", verteidigte ein Rathaussprecher die defensive Informationspolitik des Hauses.

"Gemeinderat hätte zustimmen müssen"

Nicht nur für SPD-Stadträtin Jaqcueline Roos hat das ein Geschmäckle. Bei der „Bürgerliste Pforzheim“ zeigt man sich gar entsetzt: „Ich bin einfach fassungslos und kann es nicht glauben“, so Bürgerliste-Stadtrat Reinhold Klein. Er kritisiert zudem, dass der Vertrag geschlossen worden sei, „obwohl es noch keine Entscheidung pro Ornamenta gab“. Klein: „Wir als Gemeinderat haben nichts davon gewusst und hätten zu solch einer Beauftragung gefragt werden und wir hätten dem zustimmen müssen.“

Kurz vor Weihnachten war bekannt geworden, dass der Professor, der sich im Vorfeld der Ornamenta-Entscheidung im Rat stark für eine erweiterte Neuauflage der Pforzheimer Schmuckausstellung engagierte, als Ornamenta-Berater der Verwaltung unter Vertrag stand. Zugleich habe er sich aber auch als Hochschulangehöriger für die Ornamenta eingesetzt.

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Professor Thomas Hensel bei einer Präsentation in Pforzheim zur Ornamenta Foto: Müller

Rat fordert von Stadt Pforzheim Aufklärung

Für Hensel sind das getrennte Aspekte: „Um keine weiteren Missverständnisse aufkommen zu lassen, will ich noch einmal betonen, dass ich als Berater angesprochen wurde, weil ich in der Vergangenheit erfolgreiche Ausstellungen kuratiert habe, und nicht, weil ich Professor an der Hochschule bin. Als Hochschullehrer werde ich mich im Übrigen auch weiterhin mit großer Freude und Leidenschaft für die Ornamenta engagieren.“

Insbesondere bei Ornamenta-Skeptikern sieht man das anders. „Eine problematische Doppelrolle“ sieht Michael Schwarz, der stellvertretende FDP/FW/UB/LED-Fraktionschef, und fordert Aufklärung: „Warum benötigt Frau Schüssler Berater, wenn der Gemeinderat über kein Konzept für die Ornamenta 2024 abzustimmen hat? Ist es nicht auch im Interesse des Steuerzahlers zu erfahren, was diese Beratungsleistung gekostet hat?“

Zudem hat die größte Fraktion im Rat die Veröffentlichung aller Beraterverträge des Dezernats II in Schüsslers Amtszeit beantragt.

AfD-Mann kritisiert "Gefälligkeitsgutachten"

Für AfD-Kommunalpolitiker Fabian Völker ist „der verschwiegene Beratervertrag nicht die einzige Mauschelei unter der Ornamenta-Kuscheldecke“. In einer Stellungnahme gegenüber dem Kurier kritisiert der Stadtrat auch die Rolle des Ehepaars Kaiser-Jovy beim Ornamenta-Prozess.

Während die Pforzheimer Schmuckdesignerin Jasmina Jovy der handverlesenen Ornamenta-Lenkungsgruppe der Verwaltung angehöre, habe ihr Ehemann Sebastian Kaiser-Jovy, Wirtschaftsprofessor der Hochschule Heilbronn, womöglich ein „Gefälligkeits- oder Wohnzimmer-Gutachen“ über die wirtschaftlichen Potenziale einer neuen Ornamenta erstellt. Völker: „Wie weit hier also Neutralität oder gar wirtschaftliche Unabhängigkeit gewährleistet ist, erscheint fraglich.“

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Bemerkenswert viele Zuschauer waren zur Ornamenta-Entscheidung in der Dezembersitzung unter den Zuschauern im Gemeinderat Foto: str

Der AfD-Politiker fordert nun „eine neue und vor allem unbefangene Begutachtung der Ornamenta durch externe Gutachter“ sowie das Ausschließen des Ehepaares Kaiser-Jovy aus allen Tätigkeiten“ im Zusammenhang mit der Ornamenta. Nach Angaben der Stadtverwaltung Pforzheim hatte Professor Kaiser-Jovy „seine Leistung kostenfrei zur Verfügung gestellt“.

Mehr als zwei Millionen Euro Steuergelder sind dafür bereits verplant. Weitere Informationen zu den "finanziellen Aspekten" werden von der Stadtverwaltung "derzeit aufbereitet", wie es aus dem Rathaus auf Nachfrage heißt.

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