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Routen werden abgefahren

ADFC sucht perfekten Radschnellweg von Karlsruhe über Rastatt nach Baden-Baden

Die Kreisverbände Karlsruhe und Rastatt des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) arbeiten in Sachen Radschnellweg zusammen. Eine mögliche Trasse zwischen Karlsruhe und Rastatt könnte entlang der Bahn-Neubaustrecke führen - und weiter Richtung Baden-Baden verlängert werden.

Noch rollt es holprig: Parallel zur B3 neu fahren die ADFC-Mitglieder Moritz Dekorsy, Michaela Schorpp und Ralph Neininger (von links) auf einem Schotterweg.
Noch rollt es holprig: Parallel zur B3 neu fahren die ADFC-Mitglieder Moritz Dekorsy, Michaela Schorpp und Ralph Neininger (von links) auf einem Schotterweg. Foto: Collet

Die Kreisverbände Karlsruhe und Rastatt des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) arbeiten in Sachen Radschnellweg zusammen. Eine mögliche Trasse zwischen beiden Städten könnte entlang der Bahn-Neubaustrecke führen – und weiter Richtung Baden-Baden verlängert werden.

Der Clou: Die ADFC-Route hätte kaum Kreuzungen und würde größtenteils auf einer eigenen Fahrbahn geradeaus führen.

Moritz Dekorsy steht in Rastatt am Murgufer. Im Hintergrund ist der Verkehrslärm vom Ludwigring zu hören. Mit ausladenden Armbewegungen beschreibt er auf einer Schotterpiste neben der Bahnbrücke, wie ein möglicher Radschnellweg an dieser Stelle über die Murg führen könnte.

„Warum machen wir ein solches wegweisendes Projekt nicht gleich richtig?“, fragt er. Diesen Satz wird das Mitglied des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) aus Karlsruhe an diesem Tag noch öfter fragen.

Radschnellweg macht vor Kreisgrenzen keinen Halt

Der ADFC-Kreisverbände Baden-Baden/Rastatt und Karlsruhe arbeiten in Sachen Radschnellweg zusammen. „Es bietet sich einfach an. Eine solche Verbindung macht vor Kreisgrenzen ja keinen Halt“, sagt Ralph Neininger, Vorsitzender des Kreisverbandes Baden-Baden/Rastatt.

Eine passende Trasse für eine solche Strecke, die von Karlsruhe über Rastatt nach Baden-Baden führt, muss aber erst noch gefunden werden. Deshalb fährt eine Gruppe von ADFC-Mitgliedern potenzielle Varianten – auch querfeldein – mit dem Fahrrad ab.

„Ein idealtypischer Radschnellweg sollte geradlinig auf einer eigenen Fahrbahn verlaufen und kaum Kreuzungen haben“, erklärt Dekorsy.

Dieses Ideal sei zwar in den seltensten Fällen komplett umsetzbar, dennoch sollte bei Planungen darauf geachtet werden, diese Kriterien so gut wie möglich einzuhalten. „Wir wollen dem Autoverkehr nichts wegnehmen“, betont er. So ein Denken spalte lediglich die einzelnen Verkehrsteilnehmer. Das sei nicht die Absicht.

ADFC-Mitglieder sehen Machbarkeitsstudie kritisch

Die Trasse der Machbarkeitsstudie „Radschnellverbindungen Mittlerer Oberrhein“ des Regionalverbandes Mittlerer Oberrhein (RVMO) sehen die ADFC-Mitglieder eher kritisch. Die mögliche Strecke zwischen Karlsruhe und Rastatt ist zu kurz gedacht, finden sie unisono.

In den Gemeinden Ötigheim, Bietigheim und Durmersheim haben die Gutachter eine mögliche Radschnellverbindung mitten durch die Orte geführt. „Die läuft im Zick-Zack durch Wohngebiete durch“, schildert Dekorsy das Problem. In den ADFC eingetreten sei er nur wegen der Radschnellwege. Als die Idee zu einem solchen Schnellweg vor zwei Jahren aufkam, dachte er, „die führen das bestimmt an der Bahnstrecke entlang.“ Da wurde er enttäuscht.

Regierungspräsidium Karlsruhe hält sich mit Bewertung zurück

Das Regierungspräsidium Karlsruhe (RPK) hält sich bezüglich der Radschnellverbindung Karlsruhe-Rastatt noch zurück. Die Machbarkeitsstudie bilde die Grundlage für die weitere Planung des Radschnellwegs. „Wir können nicht sagen, ob die Studie gut oder schlecht ist“, sagt RPK-Pressesprecherin Irene Feilhauer.

Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie können nur bedingt für eine Umsetzung herangezogen werden, weil sie für das notwendige Planfeststellungsverfahren nicht ausreichen würden. Das RPK will dazu eine eigene detaillierte Variantenuntersuchung ausschreiben.

Auf der 18 Kilometer langen RVMO-Trasse des möglichen Radschnellwegs gibt es 57 Kreuzungen und Einmündungen. Während der Radfahrt durch Ötigheim weist Dekorsy darauf hin, dass alle Kreuzungen auf der RMVO-Strecke umgestaltet werden müssten, damit die Fahrradfahrer bevorrechtigt sind.

Radschnellweg ist für die nächsten 50 Jahre prägend

„Wenn schon viel Geld für eine Radschnellverbindung in die Hand genommen wird, warum macht man es dann nicht gleich richtig?“, fragt er wieder. Die Radfahrer müssten mit einer schlechten Radschnellverbindung dann die nächsten 50 Jahre oder noch länger leben.

Der ADFC sieht eine idealtypische Variante etwas weiter im Osten: der knapp zehn Kilometer lange Baustellenweg entlang der Bahn-Neubaustrecke. Der Weg ist wie an einem Lineal gezogen und führt unter allen die B36 und die Bahnlinie überspannenden Brücken durch.

Im Norden würde die Strecke dann hinter der Messe verlaufen und bis zum Karlsruher Stadtrand reichen. Im Süden müsste diese Variante in das Dreieck Zubringer, B36 und Bahnstrecke münden. Diese Route würde kreuzungsfrei vom Südrand Karlsruhe bis zum Rastatter Bahnhof führen.

Das wäre ein Radschnellweg,
um den uns sogar die Holländerbeneiden würden.Moritz Dekorsy, ADFC Karlsruhe

So eine Verbindung hätte absoluten Modellcharakter, sind die ADFC-Mitglieder überzeugt. „Das wäre ein Radschnellweg, um den uns sogar die Holländer beneiden würden“, meint Dekorsy.

Radschnellweg durch Rastatt würde sich an Bahnschienen orientieren

Beim Verlauf des Radschnellwegs durch Rastatt würde sich der ADFC an den Bahnschienen orientieren. Die Variante in der RMVO-Studie führt entlang der Bahnhofstraße über die Franzbrücke. Nach Ansichten des ADFC stößt die Brücke, auch wenn sie erneuert wird, an ihre Kapazitätsgrenzen.

Die Strecke würde zwischen Joffre-Areal und Bahnstrecke über das Wintersdorfer Gleis auf den Siedlerweg führen. „Bei so einem Projekt müssen wir mutig genug sein und uns nicht von Bedenken bremsen lassen“, erklärt Dekorsy. Normale Straßen würden schließlich auch nicht im Zick-Zack um Problemstellen geführt. „Da gibt es ja dann auch passende Lösungen“, sagt Dekorsy.

Der Radschnellweg in Richtung Baden-Baden würde dann, wenn es nach dem ADFC geht, am Siedlerweg durch das Münchfeld aus Rastatt heraus im Wald nach Sandweier führen. Dort gibt es sogar schon eine Brücke über die Autobahn 5. Von Sandweier aus könnte der Radschnellweg parallel zur B3neu bis nach Baden-Baden zum Bahnhof laufen.

Von Karlsruhe bis Baden-Baden hätte diese Trasse kaum Kreuzungen

„Für diese Variante gibt es schon angelegte Schotter- und Wirtschaftswege, die ausgebaut werden könnten“, erklärt Dekorsy. Die vom ADFC vorgeschlagene Trasse würde vom Karlsruher Bahnhof bis zum Baden-Badener Bahnhof führen – mit kaum Kreuzungen und Kurven, weg vom motorisierten Individualverkehr.

„Wir müssen das Verkehrsmittel Fahrrad neu denken und nicht wie bisher nur am Rand behandeln“, meint Ralph Neininger. Bund und Land geben gewaltige Zuschüsse, weil sie erkannt hätten, dass der Radverkehr gefördert werden müsse. Das sieht auch Moritz Dekorsy so: „Wenn solche Projekte verwirklicht werden sollen, dann muss man sie eben gleich richtig machen.“

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