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Kommunalpolitik

Jahrelanger Kampf mit der Gemeinde: Aus für Kronospan in Bischweier – was kommt danach?

Am 28. Februar läuft die Betriebsgenehmigung für das Spanplatten-Werk von Kronospan in Bischweier ab. Jahrelang kämpfte die Gemeinde gegen den Industriebetrieb. Wie geht es danach weiter? Ein Gespräch mit Bürgermeister Robert Wein.

Abbauspezialisten am Werk: Das Spannplattenwerk von Kronospan vor den Toren von Bischweier wird derzeit demontiert. Der 90 Meter hohe Kamin soll bis Juni verschwunden sein.
Abbauspezialisten am Werk: Das Spannplattenwerk von Kronospan vor den Toren von Bischweier wird derzeit demontiert. Der 90 Meter hohe Kamin soll bis Juni verschwunden sein. Foto: Collet

Ein Dorf und seine Fabrik: Bis zu 250 Mitarbeiter waren in früheren Zeiten im Spanplattenwerk von Gruber & Weber beschäftigt, das seit 2001 unter der Regie des österreichischen Unternehmens Kronospan läuft.

Nachdem die Produktion bereits seit dem Jahr 2011 ruht, läuft am 28. Februar die immissionsschutzrechtliche Genehmigung des Karlsruher Regierungspräsidiums aus. Was passiert danach mit dem 240.000 Quadratmeter großen Industrieareal an der B462?

Derzeit werden die Produktionsanlagen und Silos abgebaut, auch der 90 Meter hohe Kamin wird bis Juni verschwinden. Für die Telekommunikationsunternehmen, die Funkanlagen betreiben, werden Alternativen gesucht. Die Hallen sollen stehen bleiben und für die Beschichtung von in Osteuropa produzierten Spanplatten genutzt werden.

Ziel ist der vollständige Abzug von Kronospan

„Das wollen wir nicht“, betont Bischweiers Bürgermeister Robert Wein. „Unser Ziel ist, dass Kronospan Tschüss sagt zu Bischweier.“ Der Kampf gegen das Spanplattenwerk prägte seine Amtszeit: Seit 1. Januar 1989 ist Wein Rathauschef im Kirschendorf und damit mittlerweile der dienstälteste unter den Bürgermeistern im Landkreis.

„Mein Traum ist: Wenn die Silos gesprengt werden, will ich den Knopf drücken.“

Das Ziel für 2020 müsse sein, die Ziele der Gemeinde zu definieren. „Wir kommen jetzt in eine ganz wichtige Phase: Wir haben uns eine erstklassige Position erarbeitet, aber die spielentscheidende Situation kommt erst noch.“

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Bei der Frage der künftigen Nutzung will Wein die Bevölkerung einbeziehen und eine Bürgerbefragung oder einen Bürgerentscheid initiieren. Möglicherweise verbunden mit der Ende des Jahres anstehenden Bürgermeisterwahl.

Ob er dabei erneut antritt, ließ er im BNN-Gespräch offen. Der aus Baiersbronn stammende 61-Jährige würde bei einer erneuten Wahl in seine fünfte Amtszeit gehen.

Wein blickt zurück auf jahrzehntelange juristische Auseinandersetzungen mit Kronospan. Die Produktion hat nachweislich die Grenzwerte überschritten.

Bürgermeister Wein: "Grün-angestrichenes Thermoselect-Projekt"

Zuletzt weckten die Absichten des Unternehmens, Altholz einzusetzen, den Kampfgeist im Rathaus von Bischweier: Rund 29.000 Tonnen Altholz sollten jährlich verbrannt werden, ein „grün-angestrichenes Thermeselect-Projekt“ (Wein).

Aufgrund der Erfahrungen im Raum Mittelbaden klingelten bei ihm alle Alarmglocken. Fahlbusch in Rastatt oder PFC im Trinkwasser durch auf Felder ausgebrachte Schlamme, nennt er als warnende Beispiele.

„Wir müssen eine enkeltaugliche Folgenutzung erarbeiten“, fordert Robert Wein. „Enkeltauglich“, ein Wort, das er aus dem Vokabular der Grünen entwendet hat, wie er selbst sagt.

Vorteil Bischweier: „Ohne die Gemeinde kann da draußen nichts stattfinden.“ Der gültige Bebauungsplan aus dem Jahr 2005 weist das Sondergebiet Spanplattenwerk aus, eine andere Nutzung ist nicht möglich.

Interkommunales Gewerbegebiet als Option

Ein interkommunales Gewerbegebiet zusammen mit der Großen Kreisstadt Gaggenau und der Stadt Kuppenheim könnte sich Wein vorstellen. Gut erschlossene Industrieflächen in Autobahnnähe sind in Mittelbaden ein knappes Gut.

Das nachbarschaftliche Verhältnis ist nicht unbelastet: Gaggenau will mit dem Gewerbegebiet „Zwischen Hölderwäldele und Steinbüschel“ an Bischweier heranrücken und damit näher an das geplante Neubaugebiet „Winkelfeld“, wo auf zehn Hektar Fläche attraktiver Wohnraum für bis zu 400 Einwohner entstehen soll.

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