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Passionierter Musiker Günter Horn im Alter von 93 Jahren gestorben

Badens Sänger trauern um eine Chorleiter-Legende

Der über die Region hinaus bekannte Chorleiter und Musiker Günter Horn ist tot. Der mit etlichen Auszeichnungen bedachte Chordirektor starb am Samstag nach längerer Krankheit im Alter von 93 Jahren in Rastatt. Horn hinterlässt drei erwachsene Kinder und mehrere Enkel.

Günter Horn nach einem Konzert des Günter-Horn-Chores
Er prägte die mittelbadische Chorszene maßgeblich: Günter Horn. Foto: Ralf Joachim Kraft

„Ich werde weitermachen, bis es einen Nachfolger gibt“, sagte Günter Horn im Januar 2018, als er mitteilte, dass er nach mehr als 45 Jahren bei der nach ihm benannten Formation den Taktstock aus der Hand legen wird. Jetzt hat der Gründer und frühere Dirigent des weit über die Region hinaus bekannten, seit zwei Jahren von Michael Diefenbacher geleiteten Günter-Horn-Chores den Dirigentenstab für immer niedergelegt.

Schon mit 13 Jahren stand der Berufswunsch fest: Musiker

Am Samstag ist der 2014 mit der goldenen Ehrennadel der Stadt Rastatt geehrte Chorleiter im Alter von 93 Jahren nach längerer Krankheit in Rastatt gestorben. Geboren wurde der passionierte Musiker, der bis kurz vor seinem Tod in Kuppenheim lebte, am 26. März 1927 in Chemnitz. Sein Geburtstag fiel auf den 100. Todestag Beethovens, „was mir den Zweitnamen Ludwig einbrachte“, verriet der Vater von drei erwachsenen Kindern seinerzeit im BNN-Gespräch.

Mein Geburtstag fiel auf den 100. Todestag Beethovens, was mir den Zweitnamen Ludwig einbrachte.
Günter Horn, Chordirektor

Sehr früh hatten ihn seine Eltern an die Musik herangeführt. Mit elf sang er an der Chemnitzer Singakademie zusammen mit seiner Mutter Else. Sein Vater Paul, ein gelernter Dreher, leitete das Betriebsorchester einer Maschinenfabrik, spielte Geige und nahm den Sohn oft zu den Proben mit. Schon mit 13 Jahren beschloss Günter Horn: „Ich werde Musiker.“ Von 1941 bis 1944 studierte er am Dresdner Konservatorium. Dass er sich fürs Horn entschied, hatte nichts mit seinem Namen zu tun.

„Ich wollte ursprünglich Klarinette lernen. Aber bei einem Besuch in der Oper riet mir der Klarinettist ab und meinte, meine Lippen seien besser geeignet fürs Horn.“ Wie gut sie das waren, konnte der Musiker schon bald als Aushilfe beweisen – sowohl an der Semperoper als auch bei der Dresdner Philharmonie, an der er nach Kriegsende Solohornist wurde. Das war er dann bis zu einer Konzertreise nach Westdeutschland, auf der er beschloss im Westen zu bleiben.

Zweite Leidenschaft: das Dirigieren

Nach einem Jahr in Koblenz folgte von 1950 bis 1954 ein „Intermezzo“ beim Philharmonischen Staatsorchester in Bremen, bis es ihn schließlich in den Südwesten verschlug. 30 Jahre lang war Horn Solohornist im Symphonieorchester des damaligen Südwestfunks in Baden-Baden. Bereits während dieser Zeit frönte er seiner zweiten Leidenschaft – dem Dirigieren. Das Rüstzeug dafür lieferte Privatunterricht beim damaligen Chefdirigenten Ernest Bour und in Stimmbildung beim früheren Kapellmeister des Badischen Staatstheaters, Erich Sauerstein.

Günter Horn in Herz-Jesu.
Günter Horn dirigiert in Herz-Jesu im Rastatter Münchfeld den von ihm gegründeten Günter-Horn-Chor. Foto: Ralf Joachim Kraft

Seit den 60er Jahren dirigierte Horn regelmäßig Chorkonzerte mit der Philharmonie Baden-Baden. 1968 gründete er den Südwestdeutschen Brahmschor, der sich durch seine Münsterkonzerte in Schwarzach einen Namen machte. Diese Arbeit setzt er fort, solange es seine Gesundheit erlaubte. 1972 hatte Horn eine Folkloregruppe des von ihm ebenfalls geleiteten Schubertchors Rastatt ins Leben gerufen. Aus dieser Formation ging der auf Spirituals und Gospels spezialisierte Günter-Horn-Chor hervor.

Über viele Jahrzehnte hinweg prägte Horn als Chorleiter die mittelbadische Chorlandschaft maßgeblich – unter anderem auch als Leiter der Gesangvereine Liederkranz und Apollonia, später Liederkranz-Apollonia, oder des Vizedirigentenchors des Mittelbadischen Sängerkreises. 30 Jahre lang war Horn, dem 1991 der Titel Chordirektor verliehen wurde, zuständig für die Ausbildung von Vizedirigenten; zwei Jahre lang war er auch Kreischorleiter.

Mein größtes Auftrittserlebnis war eine Gala im Festspielhaus Baden-Baden.
Günter Horn, Musiker

1990 rief Horn zur Eröffnung der Badner Halle mit der ersten Operngala eine Konzertreihe mit internationalen Solisten ins Leben, die bis 2006 bestand. Als sein größtes Auftrittserlebnis nannte der Musiker, der eine Schwäche für Richard Wagners „Die Meistersinger von Nürnberg“ hatte, eine Gala im Festspielhaus Baden-Baden, „bei der ich 15 Minuten lang Auszüge aus Opern dirigieren durfte“, wie er damals sagte.

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