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KSC-Fans schauen Derby im Frey

Beim Public Viewing in Rastatter Kneipe herrscht Stimmung wie vor der Corona-Pandemie

Es fühlt sich an, als gäbe es keine Pandemie: Nach der erneuten Lockerung der Corona-Regeln für die Gastronomie konnten die KSC-Fans das Derby gegen Stuttgart in Rastatt in der Fußballkneipe "Frey" fast wie in normalen Zeiten verfolgen. Die Besucher genossen den unbeschwerten Fußballmittag - und den Sieg ihrer Mannschaft.

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Mitfiebern mit dem KSC vor mehreren Bildschirmen: Im „Frey“ in Rastatt verfolgen die Fans das Derby im Wildpark. Nachdem das Land die Corona-Regeln erneut gelockert hat, herrscht Stimmung wie in normalen Zeiten. Foto: Siebnich

Zwei Minuten vor Abpfiff blickt Daniel Klappstein ungläubig zur Leinwand und fragt: „Das wird doch nicht etwa klappen?“ Zusammen mit rund 30 Gästen fiebert der Wirt der Gaststätte Frey in Rastatt mit dem KSC, der kurz vor Ende mit 2:1 gegen den Erzrivalen aus Stuttgart führt . Während im Wildparkstadion die Ränge leerbleiben müssen, ist die Stimmung im Frey umso ausgelassener. Beim Derby-Rudelschauen erinnert kaum etwas an Corona.

Die obligatorische Namensliste der Gäste muss Klappstein noch führen, und auf dem Tresen markieren Klebestreifen den Sicherheitsabstand. Doch nach den letzten Lockerungen der Landesregierung dürfen an den Tischen bis zu zehn Personen aus unterschiedlichen Haushalten sitzen. „Das macht jetzt keinen Unterschied mehr zu normalen Zeiten“, sagt Klappstein.

Der Wirt trägt das KSC-Logo auf der Wade

Das Frey ist eine Fußballkneipe, wie sie viele Fans lieben. Schals schmücken den Gastraum. An einem Pfeiler klebt ein KSC-Aufkleber, darunter hängt ein Schild mit der Aufschrift: „Wo ein Willi ist, ist auch ein Bier.“ Kurz vor Anpfiff lässt Klappstein die Rollläden runter. Er hat sich das Logo der Karlsruher vor Jahre auf die Wade tätowieren lassen – nachts um 3 Uhr in Thailand. Ihn und seine Gäste dürstet es nach der Corona-Zwangspause nach Derby.

Jürgen Korkisch und sein Kumpel fahren seit 20 Jahren von Baden-Baden aus ins Frey zum Fußballschauen. Als die Kneipe geschlossen war, haben sie sich die Spiele zuhause angesehen. „Aber das ist nicht das gleiche“, sagt Korkisch. Die aktuelle Corona-Verordnung erlaube wieder sorgenfreien Fußballspaß: „Jetzt ist es wieder wie immer.“ Von seinem Stammplatz aus hat Korkisch zwei Fernseher und die Riesenleinwand im Blick. Sein Optimismus hält sich vor dem Anpfiff allerdings in Grenzen: „Ich hab’ kein gute Gefühl für den KSC.“

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Jubel über den Siegtreffer: Beim 2:1 für den KSC gibt es im "Frey" kein halten mehr. Foto: Siebnich

Auch ein Fan aus Ottersdorf stapelt tief: „3:0 für Stuttgart“, lautet sein Tipp zu Beginn. Normalerweise wären er und sein Freund jetzt im Stadion. „Wir sind immer dort“, erzählt er. Geisterspiele findet er „nicht cool, das ist trostlos.“ Doch die Stimmung in der Rastatter Kneipe schießt schon in der siebten Minute durch die Decke, als Marvin Wanitzek die Karlsruher in Führung bringt. Die Fans springen auf und reißen die Arme in die Luft.

Ich kenne hier fast alle.
Das war eine DurststreckeJohann Badea, Stammgast im "Frey"

Als der Jubelsturm abebbt unkt allerdings ein Gast: „Das war viel zu früh.“ Tatsächlich scheint ihm das Spiel recht zu geben. Als Nicolás González den Ausgleich für den VfB erzielt, macht sich schlagartig Ernüchterung im Frey breit. Wirt Klappstein verweist allerdings auf seinen Tipp vor Anpfiff – 2:1 für Karlsruhe: „Das kann noch klappen.“ Aber richtig zu glauben scheint er das selbst nicht.

Das war eine Durststrecke

Im Freudentaumel ist Corona ganz weit weg

Als Krönung des sorglosen Fußballmittags können Badea und die anderen Gäste schließlich in der 72. Minute den 2:1-Siegtreffer der Blau-weißen bestaunen. Als Lukas Fröde den Ball irgendwie hinter die Linie bekommt, gibt es in der Kneipe kein Halten mehr. Im engen Raum schaukelt sich der Lärmpegel auf Wildpark-Niveau hoch.

Bis zum Abpfiff müssen die Fans noch ein paar bange Momente überstehen. Kurz vor Ende scherzt Klappstein: „Jetzt nehmen wir gleich die Kneipe auseinander – ach ne, das ist ja meine.“ Dann pfeift der Schiedsrichter ab. „Derbysieger, Derbysieger, hey, hey!“, schallt es bis hinaus auf die Straße. Die Fans sind im Freudentaumel – und Corona ganz weit weg.

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