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Auswirkungen des Coronavirus

Rastatts Polizeirevierleiter: "Wenn die Menschen eng zu Hause aufeinander sitzen, kommt es verstärkt zu Konflikten"

Corona beeinflusst die Arbeit von Polizisten und Kriminellen. Im Interview spricht der Leiter des Polizeireviers Rastatt Andreas Dahm über die Auswirkungen des Virus. Er ist überzeugt: Die Pandemie wird sich sichtbar in der Kriminalstatistik niederschlagen.

Andreas Dahm leitet das Polizeirevier in Rastatt.
Andreas Dahm leitet das Polizeirevier in Rastatt. Foto: pr

Das Coronavirus verändert die Arbeit der Polizei. Über die Auswirkungen der Pandemie auf die Abläufe im Revier und auch die Kriminalität spricht Rastatts Revierleiter Andreas Dahm im Interview mit Redakteur Holger Siebnich.

Herr Dahm, wie wirkt sich die Corona-Pandemie auf den Betrieb des Polizeireviers Rastatt aus? Ist der Krankenstand erhöht?

Andreas Dahm: Wir haben derzeit keine Krankheitsfälle und sogar eher eine Personalstärkung erfahren. Ein Kollege, der Skifahren war, hat die Krankheit durchlebt und ist wieder im Dienst. Daher konnten wir schon eine gewisse Erfahrung damit sammeln.

Schwieriger ist für uns der Aspekt der Bürgernähe. Wir wollen für die Menschen da sein, müssen aber den Abstand wahren. Wir bitten deshalb derzeit nicht mehr jeden in unser Dienstgebäude. Nicht jede Anzeige muss auf dem Revier erfasst werden. Es gibt auch die Möglichkeit, solche Dinge online zu erledigen.

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Im Einsatz ist es nicht immer möglich Abstand zu wahren. Manchmal müssen Beamte auf Tuchfühlung gehen.

Das ist richtig. Wir haben Schutzausrüstung. Aber es ist natürlich nicht immer möglich, diese rechtzeitig anzulegen. Und in der Regel erfahren wir erst im Nachhinein, ob bei einer Person eine Infektion vorlag. Sollte sich ein Kollege anstecken, gehen auch bei uns die Ermittlungen nach Kontaktpersonen los. Notfalls müssen wir dann weitere Beamte in Quarantäne schicken.

Unsere jugendlichen Intensivtäter
bereiten uns auch jetzt Arbeit.Andreas Dahm, Leiter des Polizeireviers Rastatt

Corona verändert unseren Alltag und zwingt uns ungewohnte Verhaltensregeln auf. Wie diszipliniert verhalten sich die Rastatter nach den Erfahrungen der Beamten?

Aus meiner Sicht erstaunlich gut. Diejenigen, die sich bewusst nicht an die Regeln halten, kennen wir meistens schon aus der Vergangenheit. Unsere jugendlichen Intensivtäter bereiten uns zum Beispiel auch jetzt Arbeit. Aber insgesamt folgen die Menschen zu großen Teilen den Vorgaben. Es geht ja schließlich auch um was: Durch das angepasste Verhalten retten wir Leben.

Schauen wir in die Zukunft: Im Frühjahr 2021 wird die Kriminalstatistik 2020 vorgestellt. Wird sich die Corona-Pandemie darin niederschlagen? Gibt es zum Beispiel weniger Einbrüche und Straßenkriminalität, weil die Menschen wegen der Kontaktbeschränkungen verstärkt zu Hause sind?

Ich gehe fest davon aus, dass sich die Statistik wegen der Pandemie verändern wird. Aber es ist zu früh, jetzt schon Schlüsse zu ziehen. Wir wissen noch nicht genau, wie es in den kommenden Wochen und Monaten weitergeht.

Erste Trends lassen sich aber erkennen, zum Beispiel ein Anstieg der Gewaltdelikte im sozialen Nahraum. Wenn die Menschen eng zu Hause aufeinander sitzen, kommt es verstärkt zu Konflikten.

Wohnungseinbrüche gibt es nach wie vor. Einige Täter nehmen auch bewusst in Kauf, dass die Bewohner anwesend sind. Grundsätzlich dürfen wir uns als Polizei während der Pandemie auf keinen Fall zurücklehnen.

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