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Auslagerungen drohen

Daimler macht Milliardenverlust und muss auch in Rastatt sparen

Autobauer Daimler hat im zweiten Quartal einen Milliardenverlust eingefahren. Vor allem Rückstellungen für die Dieselkrise sind dafür verantwortlich. Doch auch das operative Geschäft läuft längst nicht wie gewünscht. Ein Sparkurs soll künftig helfen, in Rastatt drohen Auslagerungen.

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Der Logistik in Rastatt drohen Auslagerungen. Foto: N/A

Der Autobauer Daimler hat im zweiten Quartal einen Milliardenverlust eingefahren. Vor allem Rückstellungen für die Dieselkrise sind dafür verantwortlich. Doch auch das operative Geschäft läuft längst nicht wie gewünscht. Ein Sparkurs soll künftig helfen.

Überraschend kamen die roten Zahlen nicht mehr. Nachdem der Autobauer Daimler binnen drei Wochen zwei Gewinnwarnungen ausgesprochen hatte, war der Milliardenverlust im zweiten Quartal eine logische Konsequenz.

Alles andere als zufriedenstellend.

Erwartbar fiel auf die Reaktion des Vorstandsvorsitzenden auf die jüngste Entwicklung aus: „Wir wollen das Blatt wenden“, sagte Ola Källenius den Journalisten bei der Präsentation der Halbjahreszahlen. Diese seien selbstverständlich „alles andere als zufriedenstellend“, ergänzte der Nachfolger von Dieter Zetsche.

Daimler ist in die roten Zahlen gerutscht. Der Autobauer machte im zweiten Quartal einen Milliardenverlust.
Daimler ist in die roten Zahlen gerutscht. Der Autobauer machte im zweiten Quartal einen Milliardenverlust. Foto: dpa

Zwischen April und Ende Juni verbuchte der Stuttgarter Konzern einen Verlust von 1,3 Milliarden Euro. Rückstellungen für mögliche Strafen im Zuge der Diesel-Krise und andere interne Baustellen führten unter anderem zu diesem Ergebnis. Zum Vergleich: Im zweiten Quartal 2018 hatte Daimler noch einen Gewinn von 1,7 Milliarden Euro ausgewiesen.

Wachstum in Wörth und Gaggenau

Das operative Geschäft der Schwaben läuft zwar alles andere als gewünscht. Die Umsatzsteigerung um fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 42,7 Milliarden Euro zeigt jedoch, dass nicht alles im Konzern im Argen liegt. Vor allem die Lkw-Sparte, angetrieben von den Werken in Wörth oder Gaggenau, befindet sich weiter auf Wachstumskurs.

„Daimler Trucks blickt auf ein erfolgreiches erstes Halbjahr 2019 zurück. Mit rund 242 400 verkauften Lkw lag der Absatz leicht über dem hohen Niveau des Vorjahres, unsere Produktion war gut ausgelastet“, machte etwa Thomas Twork, Leiter des Standortes in Gaggenau, deutlich.

Geschäft in Europa und mit Pkw schwächelt

Im Vorjahr hatte Daimler 237 800 Lkw nach sechs Monaten abgesetzt. „Auch für das Gesamtjahr rechnen wir insgesamt mit einer leichten Steigerung der Verkäufe gegenüber dem Vorjahr“, sagte Twork. Allerdings schwächle das Geschäft in Europa.

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Daimler-LKW-WERK in Wörth am Rhein Luftbild: Manfred Grohe Foto: Grohe

Bei den Pkw sieht es hingegen längst nicht mehr so gut aus wie in den vergangenen Jahren. Der Absatz von Mercedes-Benz Cars lag im zweiten Quartal mit 575 639 verkauften Einheiten um drei Prozent unter dem Niveau des Vorjahres. Auf Jahressicht rechnen die Stuttgarter nur noch mit einer Umsatzrendite von drei bis fünf Prozent. Von zweistelligen Werten, die Ex-Vorstandschef Zetsche einst als Ziel ausgegeben hatte, ist man weit entfernt.

Rastatt wird für Elektromobilität umgerüstet

Hoffnung schöpft das Unternehmen vor allem aus der Elektromobilität, die allerdings zunächst hohe Kosten verursacht. Auch das Werk Rastatt wird dafür umgebaut, dass künftig in Baden die Elektrofahrzeuge der Marke EQ vom Band laufen können.

„Unsere Vereinbarung zum Bau der EQ-Fahrzeuge ist für den Standort wichtig, so sichern wir uns weiterhin den Leadwerk-Status für Kompaktfahrzeuge auch bei alternativen Antriebstechnologien“, sagte Murat Sür.

Logistik-Beschäftigten in Rastatt drohen Auslagerungen

Der Betriebsratsvorsitzende am Standort Rastatt verwies in diesem Zusammenhang aber auch auf einen Tribut: Die Kosten müssten durch Auslagerungen gesenkt werden, wovon vorwiegend Beschäftigte der Logistik betroffen seien.

Konzernchef Källenius hat ohnehin einen Sparkurs ausgerufen. Doch auch bei der Vorlage der Halbjahreszahlen gab es dazu keine konkreten Angaben von ihm. Ein größerer Personalabbau ist durch eine Vereinbarung zur Beschäftigungssicherung jedoch quasi ausgeschlossen. Källenius sieht die Hauptaufgabe für die kommenden Monate darin, Probleme mit der Fahrzeugverfügbarkeit so schnell wie möglich zu lösen.

Neue Modelle kommen zu langsam

Daimler kämpft – wie andere Hersteller auch – damit, dass neue Modelle nicht schnell genug auf den Markt gebracht werden können. Dies liegt unter anderem an der Umstellung auf ein neues Prüfverfahren der Autos. Besonders bei begehrten Modellen wie den SUVs kann somit die Nachfrage nicht schnell genug bedient werden.

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