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eActros im Test

Bilanz nach einem Jahr: Wie schlägt sich der E-LKW von Daimler?

Seit knapp einem Jahr hat die Firma Logistik Schmitt einen E-LKW von Daimler im Einsatz. Die Spedition testet den vollelektrischen Lastwagen im Pendelverkehr zwischen ihrem Lager in Ötigheim und dem Mercedes-Benz-Werk in Rastatt.

Pendelt zwischen Ötigheim und Rastatt: Der batteriebetriebene Lastwagen eActros von Daimler hat kein Getriebe wie Verbrenner. Deswegen entfällt für die Fahrer das Rucken beim Gangwechsel. Außerdem beschleunigt der Stromer schneller als ein herkömmlicher Lastwagen.
Pendelt zwischen Ötigheim und Rastatt: Der batteriebetriebene Lastwagen eActros von Daimler hat kein Getriebe wie Verbrenner. Deswegen entfällt für die Fahrer das Rucken beim Gangwechsel. Außerdem beschleunigt der Stromer schneller als ein herkömmlicher Lastwagen. Foto: Collet

Seit knapp einem Jahr hat die Firma Logistik Schmitt in Bietigheim einen E-LKW von Daimler im Einsatz. Die Spedition testet den Lastwagen im Pendelverkehr zwischen ihrem Lager in Ötigheim und dem Mercedes-Benz-Werk in Rastatt. In einem Konzeptwettbewerb tritt der eActros dann gegen die Oberleitungs-LKW des Projektes eWayBW im Murgtal an.

Die Daimler-Notfallnummer hat Rainer Schmitt bisher noch nicht wählen müssen. Seit mehr als einem Jahr und mehreren zehntausend Kilometern testet die Firma Logistik Schmitt aus Bietigheim einen E-LKW des schwäbischen Automobilherstellers.

E-LKW hatte bislang noch keine Panne

Der eActros ist bislang noch nicht liegen geblieben. „Werkstatt-Aufenthalte gibt es nur, wenn Daimler ein neues Bauteil testen will“, sagt Spediteur Rainer Schmitt. Der Geschäftsführer des Logistikunternehmens ist zufrieden mit dem Fahrzeug.

Die Spedition setzt den E-LKW im Pendelverkehr zwischen ihrem Lager in Ötigheim und dem Mercedes-Benz-Werk in Rastatt ein. Dafür eigne er sich hervorragend, so Schmitt. Der batteriebetriebene 25-Tonner fährt so im Drei-Schicht-Betrieb knapp 170 Kilometer am Tag.

„Toll ist das verschleißfreie Fahren. Das heißt, es ist kein Tankstellenbesuch nötig“, erklärt der Spediteur. Es müsse auch kein Öl gewechselt werden. Beim Be- und Entladen hängt der Lastwagen, wenn nötig, ungefähr 45 Minuten am Stromnetz.

E-Lastwagen hat eine Reichweite von ungefähr 200 Kilometer

Der Ladestand der Batterie pendelt nach Angaben Schmitts immer zwischen 50 und 90 Prozent. Über Nacht werde die Batterie nicht voll geladen. Das soll die Batterie schonen und den Batterieverschleiß begrenzen. „Das kennt man ja auch vom eigenen Smartphone“, sagt der Spediteur. Das Fahrzeug hat laut Herstellerangaben eine Reichweite von 200 Kilometern.

Auch Daimler zieht ein positives Zwischenfazit. „Wir freuen uns, dass sich die rund 200 Kilometer Reichweite des eActros in urbanem Verkehr als absolut realistisch erwiesen hat“, sagt ein Sprecher des Unternehmens.

Automobilhersteller hat einige Erkenntnisse gewonnen

Der Automobilhersteller hat seit September 2018, neben dem Projekt mit der Firma Logistik Schmitt, noch zehn weitere eActros zu Testzwecken bei verschiedenen Unternehmen im Einsatz. Dabei hat der Automobilhersteller schon einige Erkenntnisse gewinnen können. Zum Beispiel voll beladen und bei Hitze oder Kälte erfüllt der Lastwagen ohne Probleme seinen Auftrag, heißt es aus Stuttgart.

Bei den Fahrern in Bietigheim kommt der Stromer ebenfalls gut an. Das sagt Schmitt, der sich bei seinen Mitarbeitern umgehört hat. „Das Hauptthema ist die Ruhe im Fahrerhaus“, erzählt er. Es gebe keine Erschütterungen durch den Motor und keine Schaltunterbrechungen beim Anfahren durch das Getriebe.

„Der Lastwagen beschleunigt nahtlos durch“, schildert der Geschäftsführer das Fahrverhalten. Deshalb komme das Fahrzeug schneller vom Fleck und könne sich so besser in den fließenden Verkehr einordnen. Die Fahrer würden sich dadurch weniger gestresst fühlen. „Das ist positiv“, meint der Spediteur.

Kraftvoller Beschleunigung war am Anfang ein Problem

Der für Elektro-Fahrzeuge typische, kraftvolle Anzug war zu Beginn auch ein Problem für das Transportunternehmen. Immerhin hätten so Paletten im Laderaum umfallen können. „Deshalb wurde der Anzug per Software begrenzt“, erläutert Schmitt. Trotzdem beschleunige der vollelektrische Lastwagen im Vergleich immer noch schneller als ein Verbrenner.

In der nächsten Phase soll sich dann ein weiterentwickelter eActros in einem Konzeptwettbewerb gegen den Oberleitungs-Lastwagen des Projektes eWayBW im Murgtal behaupten. Für das umstrittene Projekt haben mittlerweile die Bauarbeiten entlang der B462 auf Höhe Kuppenheims begonnen.

Schmitt sieht die Stärken des aktuellen eActros im Pendelverkehr und auf Kurzstrecken. Den Oberleitungs-Lastwagen bewertet er eher kritisch. „Es hängt natürlich davon ab, wie viele Benutzungsstunden ich im Jahr dort haben kann“, erklärt er. Immerhin könne es sein, dass es Baustellen oder Unfälle gebe, die eine Benutzung der Oberleitung nicht möglich machen. „Dann sind wir wieder auf Verbrenner angewiesen“, argumentiert er.

Schmitt ist sich nicht sicher, ob sich das Oberleitungs-System für Lastwagen im Fernstrecke durchsetzen kann. „Wenn man die Bundesbahn dazu vergleicht, die hat vielleicht 60 Prozent ihrer Bahnlinien elektrifiziert.“ Wie soll das bei den Autobahnen dann funktionieren, fragt er. Zudem sei der Strombedarf einer solche Trasse zu den Hauptverkehrszeiten enorm.

Daimler-Trucks setzt auch auf wasserstoffbetriebene Brennstoffzelle

Daimler-Trucks setzt künftig komplett auf die Elektrifizierung seiner Fahrzeuge in den wichtigsten Märkten. In der zweiten Hälfte der 2020er Jahre will das Unternehmen mit der wasserstoffbetriebenen Brennstoffzelle in Serie gehen.

Die Batterie und die Brennstoffzelle sind zwei sich ergänzende elektrische Antriebsarten, sagt ein Unternehmenssprecher.  Deshalb werde künftig wohl für kürzere und planbare Strecken eher ein batteriebetriebener Lastwagen und für die unplanbaren und besonders weiten Transporte ein wasserstoffbetriebenes Fahrzeug zum Einsatz kommen.

Ab 2021 soll der in Bietigheim geteteste eActros für Firmen bestellbar sein. Wie teuer das Fahrzeug wird, gibt Daimler noch nicht bekannt. Ob der E-Lastwagen im Vergleich zu Verbrennern für sein Transportunternehmen wirtschaftlich ist, kann Schmitt deshalb noch nicht genau bewerten.

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