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Keine Planungssicherheit

Fastnacht in Gefahr: Rastatter Narren der GroKaGe sagen Kampagne wegen Corona ab

Fastnacht 2021 ist wegen Corona in Gefahr. So lange kein Impfstoff verfügbar ist, scheinen Saalveranstaltungen mit mehrstündigem Programm und hunderten Zuschauern schwer vorstellbar. Die Große Karnevalsgesellschaft Rastatt hat bereits jetzt drastische Konsequenzen gezogen.

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Narren auf Tuchfühlung: In der Badner Halle sitzen die Gäste der Großen Karnevalsgesellschaft Rastatt Schulter an Schulter. In Corona-Zeiten ist das unvorstellbar. Foto: Wollenschneider

Den Narren ist das Lachen vergangen. Wegen der Corona-Pandemie hängen sie in den Seilen. Derzeit weiß niemand, ob 2021 die Fünfte Jahreszeit gefeiert werden kann. Dabei wäre Planungssicherheit für die Verantwortlichen in den Vereinen sehr wichtig. Für die Sitzungsabende beginnen die Proben mehrere Monate zuvor. Die Große Karnevalsgesellschaft (GroKaGe) Rastatt hat sich deshalb bereits zu einem drastischen Schritt entschlossen: „Wir werden 2021 keine Kampagne machen“, kündigt Präsident Roland Stadtfeld an. Andere Vereine warten noch ab.

Alle aktuellen Entwicklungen zum Coronavirus im Überblick

In diesem Jahr hatten die Fastnachter noch Glück. Die Corona-Pandemie erreichte die Region erst kurz nach Aschermittwoch, so dass alle Veranstaltungen über die Bühne gingen. Doch hinter Fastnacht 2021 steht ein dickes Fragezeichen. Der baden-württembergische Sozialminister Manne Lucha (Grüne) hat bereits prognostiziert, dass die Kampagne ins Wasser fällt.

Große Saalveranstaltungen mit Schutzmaßnahmen schwer vorstellbar

Es ist sehr zweifelhaft, dass bereits so früh im Jahr flächendeckend ein Corona-Impfstoff zur Verfügung steht. Großveranstaltungen in Hallen, bei denen hunderte Besucher auf Tuchfühlung gehen, scheinen schwer vorstellbar.

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Der Motivwagen der GroKaGe gehört zu den zentralen Bestandteilen des Rastatter Fastnachtsumzuges. Foto: Hans-Jürgen Collet

Die Verantwortlichen der GroKaGe haben sich in den vergangenen beiden Wochen intensiv ausgetauscht. Corona-konform via E-Mail und WhatsApp. Laut Stadtfeld waren sich alle einig: Die Fastnachtseröffnung in der Reithalle im November und die große Kappensitzung in der Badner Halle wären unter den jetzt absehbaren Schutzmaßnahmen nicht durchführbar. „Mindestabstand, Hygienemaßnahmen oder die Festellung von Personalien – das funktioniert nicht“, sagt Stadtfeld.

Die GroKaGe hat deshalb beschlossen, die Veranstaltungen abzublasen. Der Verein kürt kein neues Prinzenpaar und bestellt weder neue Orden noch Kostüme. All das hat auch finanzielle Gründe. „Sonst würden wir ein großes Risiko eingehen“, sagt der Präsident.

Ganz abschreiben wollen die Narren die Fünfte Jahreszeit aber nicht. Für den 6. Februar haben sie eine kleine Fastnachtsgala in der Badner Halle ins Auge gefasst mit nur einer handvoll Programmpunkten. Dazu ein Bühnenbild aus der Vergangenheit. „Das ließe sich auch einfacher wieder absagen“, erklärt Stadtfeld den Notfallplan.

Aufgegeben haben wir die Kampagne noch nicht
Monika Glattfelder, Schriftführerin RaKaGe

Die Kollegen der RaKaGe haben sich noch nicht festgelegt, doch am Ende könnte es auf ein ähnliches Konzept wie bei der GroKaGe rauslaufen. „Aufgegeben haben wir die Kampagne noch nicht. Aber wir gehen von einer abgespeckten Form aus“, sagt Schriftführerin Monika Glattfelder. Die Tanzgarden hätten normalerweise im Mai bereits mit dem Training begonnen, um ihre neuen Nummern bei der Proklamation des Prinzenpaars am 21. November in der Festhalle Steinmauern erstmals präsentieren zu können. Sollte die Situation weiter vage bleiben, müsse der Verein zeitnah selbst eine Entscheidung treffen.

Von der Teilnahme an Umzügen haben sich die RaKaGe-Aktiven laut Glattfelder innerlich schon fast verabschiedet. „Wir glauben nicht, dass Umzüge stattfinden“, sagt sie. Die Organisatoren in den Reihen der GroKaGe haben dafür allerdings die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, da eine Freiluft-Veranstaltung ein geringeres Infektionsrisiko berge: „Die Planung lassen wir vorerst weiterlaufen“, sagt Stadtfeld, in dem Wissen, dass die Veranstalter den Umzug auch kurzfristig absagen können.

Kleine Narren-Gemeinschaft Rastatt will noch abwarten

Noch alle Optionen offen lässt sich die Kleine Narren-Gemeinschaft (KNG). Laut Präsident Michael Weber wollen sich die Vorstandsmitglieder nach Pfingsten überlegen, wie die Kampagne 2021 aussehen könnte. In der Regel würden die Vorbereitungen im August beginnen. Insofern bleibe noch etwas Zeit.

An inhaltlichen Ideen für einen Sitzungsabend würde es den Narren sicher nicht mangeln. Corona liefert Material im Überfluss. Glattfelder ist sich sicher: „Zu erzählen hätten wir genug.“

Carneval-Club Ötigheim "ziemlich in der Bredouille"

Siegfried Peter sieht sich durch Corona „ziemlich in der Bredouille“. Als Vorsitzender des Ötigheimer Carneval-Clubs trägt er Verantwortung für gleich fünf Sitzungen, die 2020 in Summe 1.800 Besucher in die Festhalle lockten. Die Vorbereitungen für 2021 laufen bereits. Dabei ist ungewiss, ob die Großveranstaltungen steigen können. In Iffezheim und Kuppenheim kommen für die Vereine erschwerende Umstände hinzu.

Für uns gibt es Fastnacht nur ganz oder gar nicht.
Siegfried Peter vom Carneval-Club Ötigheim

Die Ötigheimer Narren haben sich eine Frist gesetzt: „Bis zum 1. September brauchen wir Gewissheit“, sagt Peter. Spätestens dann müsse der Carneval-Club den Fahrplan festzurren. Die Übungsleiterinnen der fünf Tanzgruppen würden sich bereits jetzt mit Schritten und Kostümen beschäftigen. Aber das eigentliche Training liege ebenso brach wie bei den drei Gesangsgruppen

Aber selbst wenn Lockerungen der Corona-Regeln Training erlauben, bleiben für die Veranstaltungen selbst viele offene Fragen. Die Umkleideräume für die Aktiven sind sehr eng. Und dürfen die Mädels mit demselben Pinsel geschminkt werden? Rentiert sich ein Sitzungsabend mit begrenzter Zuschauerzahl? Und wer entscheidet dann über die Vergabe der Karten? Angesichts dieser vielen Punkte tendiert Peter zu klarer Kante: „Für uns gibt es Fastnacht nur ganz oder gar nicht.“

Sorgen in Iffezheim

Mit Sorgenfalten verfolgt auch Holger Deutschmann die Entwicklung. Der Präsident des Iffezheimer Carneval-Clubs hofft ebenfalls auf baldige Planungssicherheit. Drei Sitzungen stellt der Verein jedes Jahr auf die Beine. Deutschmann ist wenig optimistisch, dass das auch 2021 der Fall sein wird: „Ich rechne nicht damit, dass Fastnacht stattfindet.“ Zeitlich könnte es im Renndorf besonders eng werden, weil die Veranstaltungen dort traditionell früh in der Kampagne stattfinden. Die Sitzungstermine für 2021 lägen Mitte Januar.

Fastnachtsbrauch: die Feuertaufe der Feuerteufel aus dem Rastatter Stadtteil Niederbühl.
Fastnachtsbrauch: die Feuertaufe der Feuerteufel aus dem Rastatter Stadtteil Niederbühl. Foto: Matthias Gessler

Ein einmaliger Ausfall wäre zwar schade, für den Verein finanziell aber zu verkraften. „Wir haben gut gewirtschaftet“, sagt Deutschmann. Allerdings könnte es den Verein doppelt hart treffen. Wegen einer anstehenden Sanierung der Festhalle könnten auch die Sitzungen 2022 auf der Kippe stehen. Ein solches Szenario würde sich nicht nur in der Kasse bemerkbar machen, sondern könnte den Club auch personell ausbluten. „Dann verlieren wir vielleicht Kinder, die sich in der Zwischenzeit für etwas anderes entscheiden“, fürchtet der Präsident.

Umständige Planung in Kuppenheim

Auch für die Knöpfle in Kuppenheim könnte der Zeitpunkt der Corona-Pandemie nicht unpassender sein. 2021 hätten die beiden Sitzungen und der Hemdglonker-Ball erstmals nicht in der Wörtel-, sondern in der neuen Veranstaltungshalle beim Cuppamare stattfinden sollen. „Darauf haben wir uns gefreut“, sagt die Vorsitzende Ilona Schmitt-Walz. Doch die Planung wird durch den Umzug noch aufwendiger. Technik, Bühnenbild, Deko: Die Knöpfle müssten sich alles neu erarbeiten.

Dafür hätten sie schon längst in der Halle vorbeischauen wollen, um zu messen, planen und im Anschluss Material zu bestellen. Doch das war bislang nicht möglich. „Ich weiß nicht, wie es weitergeht“, sagt Schmitt-Walz. Sie hofft auf klare Signale spätestens bis September. Auch die vereinsinterne Abstimmung sei sehr schwierig. Eigentlich müssten die Organisatoren dringend zu einer erweiterten Vorstandssitzung zusammenkommen. Aber das ist derzeit nicht möglich. Wegen Corona.

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